Lehnenviadukt steht vor der letzten Bauphase
Ab Ende 2016 fahren die Güterzüge von Wettingen in den Rangierbahnhof Limmattal über das neue Lehnenviadukt. Das ist das letzte Vorhaben des Grossprojekts Bahn 2000 und entsteht vor dem Bahnhof Killwangen-Spreitenbach.
500 Personen- und 200 Güterzüge fahren täglich hier vorbei. Heute besteht ein Kreuzungskonflikt: Die Güterzüge von Wettingen/ Neuenhof her müssen die Gleise der Heitersberg-Hauptlinie Bern/ Basel–Zürich queren, um in den Rangierbahnhof Limmattal einfahren zu können. Deshalb bauen die SBB für 72 Millionen Franken eine neue Gleisverbindung – das 340 Meter lange, von sechs Pfeilern gestützte Lehnenviadukt. «So kann der Güterverkehr vom Personenverkehr getrennt werden, was die Pünktlichkeit erhöht», erläuterte Gesamtprojektleiter Peter Gebhart am «Tag der offenen Baustelle». Solange es vor dem Einbau der Bahntechnik noch möglich war, das Viadukt zu begehen, erhielten die Anwohner Gelegenheit, es aus nächster Nähe zu besichtigen. Die Einladungen waren an rund 2000 Haushalte gegangen.
Mit dem Bau des Lehnenviadukts konnte im Sommer 2013 begonnen werden, nachdem das Bundesgericht eine Beschwerde der Gemeinde Oetwil an der Limmat abgewiesen hatte. Die Gemeinde befürchtete zusätzliche Immissionen. Die letzte Bauphase wird jetzt dann den Bau von Fahrleitungen und Signalen, des Trassees mit den Gleisen und acht neuen Weichen sowie die Anpassung des Stellwerks umfassen. Ab Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2016 werden die ersten Güterzüge über das neue Viadukt fahren: «Wir rechnen mit etwa 30 Zügen pro Tag», sagt Gebhart.
In einem weiteren Schritt werden die SBB ab 2018 den Bahnhof Killwangen-Spreitenbach behindertengerecht ausbauen und damit stufenfreien Zugang zu den Perrons schaffen.
Eine grosse Herausforderung beim Bau stellt die besondere Topografie im steilen Hang und in der Uferlandschaft der Limmat dar. Ziel war es, den Neubau so optimal wie möglich in die Umgebung zu integrieren. Deshalb positionieren sich die Pfeiler des neuen Viadukts entlang jenen des bestehenden Heitersbergviadukts.
Die Baustelle liegt eingeklemmt zwischen dem Fluss und den bestehenden Gleisanlagen. Durch die steile Limmatuferböschung ist sie sehr schlecht zugänglich. Der Strassenanschluss geht nur bis zu den beiden Installationsplätzen. Dies erschwert insbesondere die Materiallogistik. Der Transport des Baumaterials von den Installationsplätzen bis zur Baustelle ist nur mithilfe der Krane möglich. Schwere Maschinen wurden über die Schienen heran transportiert. Direkte Zugänge zur Baustelle verlaufen ausschliesslich über die beiden temporären Baustellenbrücken. Diese schützen die auf den bestehenden Gleisen fahrenden Züge vor herunterfallenden Baumaterialien.
Den Namen «Lehnenviadukt» hat das Bauwerk dieser aussergewöhnlichen Topografie zu verdanken: Er kommt daher, dass sich die Konstruktion an den Hang «anlehnt».
Der Gewässerschutz ist von grosser Bedeutung, weil die Baustelle unmittelbar an die Limmat grenzt. Im Umgang mit Treibstoffen und Schmiermitteln ist besondere Vorsicht geboten. Zudem überwacht ein Geologiebüro die Wasserqualität des Grundwassers unterhalb der Limmat mit regelmässigen Messungen, um bei Zwischenfällen sofort reagieren zu können. «Während der ganzen Bauzeit sind keine Abweichungen von Werten festgestellt worden», erklärt Gebhart.
Der Uferweg musste teilweise gesperrt werden. Er wird wieder möglichst naturnah in die Landschaft und nahe am Wasser eingebettet werden. Auch der bekannte Rastplatz beim Grenzbach bleibt bestehen. Die Wiedereröffnung ist mit dem Abschluss der Bauarbeiten geplant.
Rund 3000 Bauprojekte pro Jahr realisieren die SBB in der ganzen Schweiz für den Unterhalt und Ausbau des Bahnnetzes. Allein für den Unterhalt wenden die SBB jährlich 500 Millionen Franken auf. Auf dem Streckennetz gibt es jährlich bis zu 15000 Baustellen.
Um den Bahnbetrieb wie gewohnt aufrechtzuerhalten, bauen die SBB wenn immer möglich (so auch auf der Baustelle des Lehnenviadukts) unter laufendem Zugbetrieb – oder in den kurzen Betriebspausen nachts, wenn zur Sicherheit der Arbeiter die Fahrleitungen ausgeschaltet werden können.