Sie stärkt das Wohlbefinden von Tieren
Marisa Steiger betreibt seit knapp einem Jahr ihre eigene Physiotherapiepraxis in Spreitenbach. Ihre Patienten sind Hunde, Katzen und Pferde.
Bailey thront auf einem Stapel kleiner grüner Gymnastikmatten und schaut verträumt zum Fenster raus. «Kinder bleiben vielfach stehen und freuen sich, wenn sie merken, dass Bailey echt ist», sagt Marisa Steiger und lacht. Die Rede ist von ihrer sechsjährigen französischen Bulldoggen- und Boston-Terrier-Mischlingshündin, die stets ihre Physiotherapiepraxis in Spreitenbach bewacht. Steiger behandelt hier nicht etwa Menschen, sondern Hunde und Katzen. Überdies kümmert sie sich auch um Pferde, die sie für Behandlungen in ihren Ställen besucht.
Steiger ist seit 2020 zertifizierte Hunde- und Pferdephysiotherapeutin und hat im März 2021 ihre Praxis «Animals in Balance» an der Poststrasse 12 eröffnet. Ein halbes Jahr arbeitete sie noch Teilzeit im Verkaufsinnendienst einer Server-Hosting-Firma, bis sie im Herbst 2021 beschloss, ganz auf die Physiotherapie zu setzen. «Als ich den Standort eröffnete, lief es sehr gut an. Daher wagte ich das Risiko», sagt die Spreitenbacherin. Ihr Wagemut wurde belohnt, viele Hunde- und Katzenhalter im Umkreis von 40 Fahrminuten nehmen seither ihr Angebot in Anspruch. «Und wenn sogar Autos mit Berner oder Luzerner Kennzeichen vor der Praxis parkieren, dann macht mich das schon etwas stolz.»
Ihre Patienten leiden an Arthrose und Bandscheibenvorfällen
Zu ihren Patienten gehören zum Beispiel Hunde, die nach einer Operation wieder zu Kräften kommen müssen. «Sie brauchen nach einem Kreuzbandriss oder einem Bandscheibenvorfall eine Rehabilitation», sagt Steiger. Ältere Hunde hingegen besuchten sie oftmals wegen Arthroseproblemen. «Es ist wichtig, dass sich ältere Tiere bewegen, damit ihre Gelenke nicht steif werden und sie gar nicht mehr laufen können.»
Bevor Steiger mit der Therapie beginnt, untersucht sie die Tiere. «Ich nehme bei Hunden eine Ganganalyse vor und schaue, wie sie sich bewegen. Zudem taste ich sie ab, um herauszufinden, ob ihre Muskulatur verspannt ist und wie sich die Gelenke anfühlen», erklärt die 29-Jährige. Danach startet sie mit der eigentlichen Behandlung. «Ich arbeite gerne mit dem Laser. Der schickt Energie ins Gewebe, regt die Zellen an, damit sie sich schneller teilen. Das wirkt schmerz- und entzündungshemmend und hilft etwa bei Sehnenverletzungen, chronischen sowie akuten Schmerzen und vielem mehr», so Steiger. Zudem führt sie auch Massagen mit oder ohne ätherische Öle durch oder macht Physioübungen.
Zum Einsatz kommt in der Praxis auch ein Wasserlaufband. Steiger zeigt auf das metallene Behältnis in der linken Hälfte des Raumes. «Ich kann es nach Belieben mit Wasser füllen und die Hunde darauf im Wasser oder im Trockenen gehen lassen.» Das Spazieren im Wasser habe einen grossen Vorteil. «Die Hunde müssen nur 20 Prozent ihres Eigengewichts tragen. Vor allem nach einer Verletzung oder Operation ist das sehr hilfreich. Die Muskulatur kann gelenkschonend gestärkt und aufgebaut werden», sagt Steiger.
Ein Check-up ist wichtig für die Prävention von Problemen
Wichtig sei nicht nur die Behandlung nach einer Operation oder einem Unfall, sondern regelmässige Check-ups zur Prävention. «Wenn ein Hund beim Spazieren sein Bein hochzieht, ist das aktuell kein Problem. Wenn er dies aber drei Jahre lang tut, kann es zu Beschwerden wie Arthrose kommen. Daher ist es gut, wenn man solche Dinge früh erkennt», sagt Steiger. Bei ihr steht das Tierwohl im Zentrum. «Ich möchte das Wohlbefinden von Hunden, Katzen und Pferden stärken, damit sie möglichst lange eine gute Lebensqualität haben. Das hilft ja nicht nur ihnen, sondern auch ihren Halterinnen und Haltern», sagt Steiger, die neben Hündin Bailey auch noch ein Pferd namens Wali und Tigerli Ritchi besitzt.
Bereits als junges Mädchen zog es sie zu den Tieren
Die Liebe für Vierbeiner entdeckte sie bereits als junges Mädchen. «Wir hatten zuhause keine Haustiere und doch hat es mich immer zu den Tieren gezogen», sagt Steiger. Als Siebenjährige begann sie zu reiten. «Im Pferdestall war ich auch von Hunden und Katzen umgeben», erinnert sie sich. So kam es, dass Steiger eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Praxisassistentin in der Kleintierpraxis Schönegg in Dietikon von Tierarzt Josef Zihlmann absolvierte. «Mit meiner ehemaligen Ausbildnerin Stephanie Ruge arbeite ich noch heute zusammen. Sie führt eine Kleintierpraxis in Bergdietikon und schickt immer wieder Patienten zu mir», sagt Steiger. Leute, die ihre Dienste infrage stellen und Tierphysiotherapie als übertrieben ansehen, würden den Wandel der Zeit ausblenden. «Pferde waren früher Nutztiere, Hunde und Katzen lebten auf Bauernhöfen. Eine so innige Beziehung zu den Tieren gab es da nicht. Heute ist das anders. Für viele ist das Haustier ein Familienmitglied.» Überdies hätten der medizinische Fortschritt und Zivilisationskrankheiten bei Tieren zugenommen. «Es ist doch toll, dass wir heute mehr Möglichkeiten haben, Tieren ein schönes Leben zu bieten.»
Steiger will neben den Behandlungen auch vermehrt Workshops und Online-Kurse anbieten. So etwa Erste-Hilfe-Kurse für Hunde. «Dabei geht es darum, zu lernen, gefährliche Situationen zu vermeiden oder Verbände bei Tieren zu machen.» Steiger ist es wichtig, ihr Wissen weiterzugeben. «So können die Tierbesitzer das Wohlbefinden ihrer Lieblinge auch zuhause stärken.»