Asiatische Hornisse hat keinen Feind

Imker Stefan Forrer aus Neuenhof schlägt Alarm. Die Asiatische Hornisse ist auf dem Vormarsch in der Region. Nur gemeinsam mit der ganzen Bevölkerung kann das Problem seiner Meinung nach gelöst werden.

Im Anflug: Die Asiatische Hornisse erkennt man am dunklen Körper, den gelben Hinterspitzen und Beinen. zVg

Die Asiatische Hornisse kam per Schiffstransport aus Asien nach Europa. Gemäss Schweizer Familiengärtner-Verband wurden im Jahr 2024 landesweit über 650 Nester gefunden. Auch im Aargau macht sich die Asiatische Hornisse bemerkbar. «Sie ist da, macht Primärnester, von daher merkt man noch nicht viel. Die Hornisse wurde in Ennetbaden gesichtet, sie vermehrt sich in einem Radius von zirka 700 Kilometern», sagt Imker Stefan Forrer, der auch als Berater und Zuchtchef beim Badener Bienenzüchterverein tätig ist.

Feuerwehrübung im 2024

Die Asiatische Hornisse hat keinen natürlichen Feind und braucht für die Nahrung 11 Kilogramm an Insekten – pro Nest. Zum Vergleich: Eine Brut der Europäischen Hornisse dagegen benötigt 500 Gramm Insekten mit Mücken, Fliegen und anderen Wespenarten. «Die Imkerinnen und Imker haben noch keine so grosse Panik, was mit den Bienen passiert. Den grössten Schaden haben die Wildbienen und all die anderen Insekten. Das sind ganz andere Dimensionen», sagt Stefan Forrer.

Er spricht von einer «Feuerwehrübung» von 2024 betreffend die Asiatische Hornisse. Nun stelle sich der Kanton für das Problem neu auf: «Vor allem personell gibt es Änderungen. Bislang war jemand vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg zuständig. Doch die Person wurde völlig überrannt und konnte nur noch Anfragen zur Asiatischen Hornisse beantworten.» Aus diesem Grund sei ihr nun eine Person zur Seite gestellt worden, die sich um die Anfragen kümmere. Der Kanton wolle auch vermehrt mit Naturschützern und Verbänden zusammenarbeiten. Ausserdem seien zusätzliche Informationen geplant, um das Problem darzustellen.

Andere Insekten schützen

In diesem Jahr wird im Aargau mit rund 100 bis 150 Nestern gerechnet. Ein weiteres Problem: Die Asiatische Hornisse habe keinen Feind, der sie bekämpfe. Deshalb müssten die Menschen dafür sorgen, möglichst viel zu verhindern.

«Die meisten Imker sind dabei, nicht nur ihre Honigbienen zu schützen. Mir geht es vor allem darum, die anderen Insekten zu schützen.» Die Biodiversität wird bedroht. Stefan Forrer erwähnt ein Beispiel als Vergleich: «Als ich Ende der 80er-Jahre Auto fahren lernte, hatte ich die Autoscheibe voller Insekten. Doch wenn man heute schaut, wann hatten wir dies das letzte Mal? Ich kann mich nicht erinnern.»

Seiner Meinung nach müsse die ganze Bevölkerung zusammenspannen. Alle, Hündeler, Naturschützerinnen, Forstwarte. Wenn jemand ein Nest sieht, muss er es melden. Denn: Wenn man es entfernen kann, dann kann man Nester fürs darauffolgende Jahr verhindern. Von einem solchen Nest schwärmen bis zu 300 Königinnen aus, doch nicht alle überleben. Die machen zwei Nester, Primär- und Sekundärnester. «Wir wissen jetzt, dass Königinnen auch versuchen, andere Primärnester zu übernehmen. Deshalb sollte man die Primärnester nicht sofort entfernen, sondern warten, bevor sie ein grosses Sekundärnest machen.»

Das ist halt nicht so einfach. Denn die Asiatische Hornisse spritzt ihr Gift nicht nur, sie kann es auch spucken. «Die wissen offenbar ganz genau, wo die Augen der Menschen sind», sagt Stefan Forrer. Wenn man getroffen werde, so brenne dies in den Augen.

Ich habe einfach Mühe damit, dass gesagt wird, die Imker müssen etwas dagegen tun. Wir waren es einfach, welche die Asiatische Hornisse gesehen und erklärt haben, da muss was getan werden.»

Er sehe dies aber als gesellschaftliches Problem. Er wisse als Imker, wie er die Bienen vermehren könne. Was aber machen wir mit den Wildbienen? Wenn die Asiatische Hornisse alles wegfrisst, muss man noch mehr unternehmen. Die Wildbienen könne man eben nicht einfach vermehren. Man muss schauen, dass es zu stimmen kommt.

Merkmale der Asiatischen Hornisse

Die Asiatische Hornisse ist ein etwa drei Zentimeter grosses Insekt aus der Familie der Wespen mit einem dunklen Körper, gelben Hinterspitzen und Beinen. Vor allem über diese Kriterien lasse sich die Art identifizieren und von anderen Arten unterscheiden, etwa von der Europäischen Hornisse, heisst es auf der offiziellen Website www.asiatischehornisse.ch.

Wie der Name sagt, stammt die Hornisse aus Asien. Vor über 20 Jahren wurde sie über Frankreich nach Europa eingeschleppt. Seit 2017 ist sie auch in der Schweiz. Das invasive, räuberische Insekt kann zahlreiche Insekten beeinträchtigen, darunter auch Honigbienenkolonien. Stiche der Asiatischen Hornisse sind nicht gefährlicher als die der Europäischen Hornisse.

Wer eine verdächtige Hornisse entdeckt, soll diese fotografieren oder filmen und die Bilder mit genauer Angabe des Aufnahmeortes und Datum sowie Kontaktdaten auf www.asiatischehornisse.ch melden.

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