«Man muss Geduld haben»

Das Co-Pilot-Projekt von Caritas Aargau hilft Menschen mit Migrationshintergrund dabei, sich durch den Bürokratiedschungel zu kämpfen und sich zu integrieren.

Matching Day Baden 2020 Hier lernen die Freiwilligen ihre Schützlinge kennen. zVg

Matching Day Baden 2020 Hier lernen die Freiwilligen ihre Schützlinge kennen. zVg

Es sind Menschen, die unter schwersten Bedingungen in die Schweiz kommen. Sie beherrschen die Sprache nicht, wissen nicht, wie man sich hier verhält, und sind allein.

Dafür wurde im Jahr 2018 das Projekt Co-Pilot der Caritas Aargau lanciert. Damals ging es vor allem um die Betreuung von Geflüchteten. Heute ist das Programm auch für Migranten und Migrantinnen ohne Flüchtlingshintergrund geöffnet. Die Freiwilligen stellen sich für den Einsatz von einem Jahr zur Verfügung, werden dafür vorbereitet und auch währenddessen unterstützt und weitergebildet.

Für diese Menschen, die in unser Land kommen, ist nicht nur die Sprache fremd, sondern meistens auch die Umgangsformen, der öffentliche Verkehr, das Schulsystem, die Arbeitswelt und Freizeitmöglichkeiten.

Die Caritas Aargau hilft den Menschen mit einer Person an ihrer Seite. Es geht nicht nur um die Hilfe bei Alltagssituationen oder des Erledigens der Steuererklärung. Die Leute bekommen so auch ein Gspänli, dem sie vertrauen können.

«Ich nehme mir die Zeit»

Gordana Ristic ist eine der Freiwilligen von Caritas Aargau. Aktuell betreut die 34-Jährige eine Mutter mit drei Kindern aus Serbien. Ristic übernimmt nicht nur die Übersetzung von behördlichen Briefen und Rechnungen, sondern macht auch Termine aus oder sagt diese ab. Sie selbst hat viel durchgemacht, gerade auch mit dem Krieg in Bosnien, den sie miterlebt hat. Deshalb sei es ihr wichtig, zu helfen: «Es macht mir wirklich Freude. So kann ich andere glücklich machen und weiss, wenn ich abends nach Hause komme, dass ich etwas Gutes getan habe», sagt die Freiwillige. Normalerweise sieht die Caritas vor, dass die Helfer sich acht Stunden pro Monat Zeit nehmen, um den Betroffenen beizustehen. Für Ristic ist das nur eine Zahl: «Ich nehme mir einfach die Zeit, die die Betroffene in diesem Monat braucht.» Sie arbeitet in der Reinigungsbranche und hat keine eigene Familie. Deshalb habe sie auch genug Zeit und könne alles unter einen Hut bringen.

Die ersten Termine waren aber schwierig: «Man muss viel Geduld haben, bis sich die Betroffenen einem anvertrauen. Anfangs hat mir die Mutter nur per SMS geantwortet, obwohl ich vor ihr sass», so Gordana Ristic. So etwas sei allerdings sehr selten: «Die Situation in diesem Tandem ist sehr speziell, da beide die gleiche Muttersprache sprechen. Das ist natürlich ein Glücksfall», sagt Isabelle Odermatt, Projektleiterin Co-Pilot von Caritas Aargau. Gegenseitig Vertrauen zu finden, brauche immer Zeit und Offenheit von beiden. Manchmal ergäben sich aus Co-Piloten-Tandems Freundschaften, das sei ein sehr schöner Nebeneffekt und unterstreiche die Nachhaltigkeit des Projekts. Primär sei jedoch die individuelle Unterstützung während einem Jahr das Ziel von Co-Pilot.

Erst als Ristic die Kinder zum ersten Mal gesehen habe und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte, wurde sie langsam offener. «Wir haben gespielt und ich habe bei den Hausaufgaben geholfen. Ich glaube, sie freute sich, dass sich jemand mit ihren Kindern beschäftigte», sagt Ristic nachdenklich. Es sei aber auch heute noch ein stetiger Prozess. Für Ristic ist jedenfalls klar, dass sie den Kontakt auch weiterhin halten möchte: «Man baut schnell eine emotionale Bindung auf, ich mache mir zu Hause manchmal Gedanken, was und wie ihr noch helfen könnte.» Als Nächstes möchte sie mit der Familie unbedingt etwas unternehmen, wie zum Beispiel ins Kino zu gehen.

Weitere Freiwillige gesucht

Die Caritas Aargau sucht weitere Freiwillige wie Gordana Ristic. Am Dienstag, den 15. Februar, von 19 bis 20 Uhr, findet ein Informationsmeeting per Zoom statt. Den Link zur Teilnahme erhalten interessierte Personen von Projektleiterin Isabelle Odermatt gerne auf Anfrage über io@caritas-aargau.ch.

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