Am wohlsten bei der Arbeit

Schwester Regula blickt mit 96 Jahren auf ein erfülltes Leben im Kloster zurück.Foto: nb
Schwester Regula blickt mit 96 Jahren auf ein erfülltes Leben im Kloster zurück.Foto: nb

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Den ersten Geburtstag im Kloster hat Schwester Regula mit zwanzig gefeiert. Obwohl gefeiert eigentlich die falsche Bezeichnung ist. «Erst ab dem 50. Geburtstag wird der Tag überhaupt erwähnt. Beim Mittagessen läutet dann die Priorin mit der Glocke und erlaubt uns, Tischgespräche zu führen. Am Schluss gibts dann Kaffee und Dessert.» Zum 96. Geburtstag gibts sogar ein Geschenk. Schwester Regula wünscht sich eine Fusspflege. Und von den Neffen und Nichten, die sie am Geburtstag manchmal im Kloster besuchen, kriegt sie ab und zu ein Blumensträusschen.

Dass der Geburtstag im Kloster kein grosser Festtag ist, kommt Schwester Regula gelegen. «Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich arbeiten kann. Gestern beispielsweise habe ich den ganzen Tag Wäsche besorgt.» Trotz guter Gesundheit ist die Nonne wegen ihres fortgeschrittenen Alters bei keiner Arbeit mehr fest eingeteilt, sondern kann dort mithelfen, wo sie Lust hat und gerade gebraucht wird. Vorher war sie während 50 Jahren als Weberin tätig, hat in der Küche mitgeholfen oder war für die Lagerung des Obstes im Keller zuständig.

Welchen Lebensabschnitt hat der 96-Jährigen am besten gefallen? «Ich war immer zufrieden mit dem, was ich gerade hatte», sagt sie bescheiden. Auch der Verzicht auf eine eigene Familie sei nicht schwer gewesen. «Während des Krieges lebten arme Kinder aus Rumänien bei uns im Kloster. Ich habe sie in den Garten mitgenommen und ihnen Schweizerdeutsch beigebracht.» Lustig sei auch die Fasnacht im Kloster, wenn fröhliche Lieder vorgetragen würden. «Überhaupt singen wir im Kloster viel, auch bei der Arbeit.» Und in der Gemeinschaft mit den 22 jüngeren Nonnen sei es wie in einer Familie, wo es hie und da auch Konflikte gebe. «Eine Schwester sagte mir einmal, man könne mir nichts recht machen. Unstimmigkeiten werden aber bereinigt, denn in einer so engen Gemeinschaft ist es gar nicht möglich, nicht miteinander zu reden.» Schwester Regula hat auch einen Tipp für ein langes, zufriedenes Leben: «Jeden Tag nehmen, wie er kommt.»

Das hat sie schon als 16-Jährige gelernt, als sie wegen eines geplatzten Blinddarms beinahe gestorben ist und der Arzt jeden Tag nach Rümikon fuhr, um nach ihr zu schauen. Damals entstand auch der Gedanke, ins Kloster Fahr zu gehen. «Zwar nicht als Nonne, sondern, um kostenlos kochen zu lernen. Es hat mir dann aber so gut gefallen, dass ich nur noch zwei Wochen nach Hause ging und danach für immer hierher kam», sagt die Kloster-Älteste mit zufriedenem Gesichtsausdruck. Sagts, fragt nach der Uhrzeit, entschuldigt sich und verschwindet Richtung Kirche zum Mittagsgebet. (bär)

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