Der Kanti-Neubau erinnert an Altes
Die Kantonsschule Wettingen wird für 18 Millionen Franken erweitert. Im neuen Westflügel entstehen Schulzimmer und eine unterirdische Lernhalle.
Die rund 18 Meter hohen Baugespanne auf der Westseite des Wettinger Klosters beim Kreuzgang lassen keine Zweifel. Hier entsteht Neues. Die Wiese und der Westflügel mit der Turnhalle werden einem Neubau für die Kantonsschule Wettingen weichen. Geplant sind zwölf Schulzimmer, eine Lernhalle und zwei Nebenräume. Der Grosse Rat genehmigte im Januar einen Kredit von rund 18 Millionen Franken.
Das Baugesuch lag bis am 19. März auf der Gemeinde Wettingen auf. Innerhalb der dreissigtägigen Auflagefrist sind gemäss Gemeinde keine Einwendungen eingegangen. «Das ist sehr erfreulich. Wenn an einem so sensiblen Ort gebaut wird, kann man nicht davon ausgehen, dass alle Seiten davon überzeugt sind», sagt Rektor Paul Zübli. Er wirkte bei der Planung des Projekts als Mitglied der Baukommission mit und brachte die Bedürfnisse der Kantonsschule ein. «Dass wir das Projekt realisieren dürfen und die Mittel dafür gesprochen wurden, ist ein Bekenntnis der Politik für die Bildung», findet Zübli.
Zusätzliche Schulräume sind für die Bildungsstätte wichtig. «Aus demografischer Sicht erwarten wir künftig mehr Schülerinnen und Schüler. Das zeigt der Blick ins Schulsystem mit den vielen Kindern in der Primar- und Oberstufe.» Dies äussere sich bereits im nächsten Schuljahr. «Aktuell zählen wir pro Jahrgang neun Abteilungen des Gymnasiums und vier der Fachmittelschule. Für das Jahr 2022/2023 wird es für den neuen Jahrgang zehn beziehungsweise fünf Abteilungen geben», so Zübli. Zudem sei die Vergrösserung nötig, um die 2018 eröffnete Dreifachsporthalle besser auszulasten. «Wir haben insgesamt fünf Hallen. Pro Halle wurde damals ein Standard von 11 Schulklassen definiert, wir bräuchten also 55 Abteilungen, haben derzeit aber nur 49.»
Im Sommer 2024 soll das Gebäude in Betrieb genommen werden
Bis zur Inbetriebnahme des Neubaus im Sommer 2024 wird die Kanti also sechs weitere Abteilungen aufnehmen. Das heisst, dass dann rund 1250 Schülerinnen und Schüler auf der Klosterhalbinsel zur Schule gehen werden. «Der Neubau ist für das Hauptgebäude eine wichtige Aufwertung und macht es zum Zentrum», so Zübli. Überdies werde mit dem neuen Westflügel eine Baulücke geschlossen. «An der Stelle, wo der Neubau entsteht, stand bis ins 19. Jahrhundert das Hönggerhaus. Seitdem dieses abgerissen wurde, war der Blick auf den Kreuzgang frei. Im Idealgrundriss eines Zisterzienserklosters ist dieser jedoch auf allen Seiten von Gebäuden umgeben.»
Die Lernhalle ermögliche aus pädagogischer Sicht mehr Spielraum für offene Lernformen. «Dass der Unterricht nicht nur im Schulzimmer stattfindet, wird immer wichtiger. Das hat auch die Pandemie gezeigt. So können Schülerinnen und Schüler die Lernhalle zum Beispiel dafür nutzen, Gruppenarbeiten zu erledigen», erklärt Zübli. Die Lernhalle ist auch architektonisch und historisch von Bedeutung. «Weil wir nicht beliebig in die Höhe bauen können, wird die Halle rund drei Meter ins Erdreich hineingebaut. Die ehemaligen Kellermauern des Hönggerhauses werden freigelegt und im Bau integriert», sagt Zübli. Ihm persönlich gefällt es, dass der Bau den historischen Rahmenbedingungen gerecht wird und zugleich der zeitgenössischen Architektur folgt. «Das wird zum Beispiel mit der Fassade gut gelöst. Angelehnt an den historischen Kontext wird es einen hohen Maueranteil geben. Um dennoch genügend Licht in das Gebäude zu bringen, wird mit schlitzartigen Fensteröffnungen und Glaswänden in den Schulzimmern gearbeitet.»
Der Zugang zum Kreuzgang für die Besucher des Museums Aargau soll auch nach der Errichtung des Neubaus möglich sein. Wie, wisse man noch nicht, so Zübli. Sicher ist, dass im Sommer die Bauarbeiten beginnen, falls die Gemeinde die Baubewilligung erteilen wird. Der Spatenstich ist im August geplant.