Einstieg in einen neuen Lehrberuf
Seit 2023 gibt es das neue Berufsbild Entwickler digitales Business. Der Würenloser Gianluca Haldimann (16) macht die vierjährige Ausbildung bei der Itris AG in Spreitenbach. Ein Einblick.
Von der Schul- in die Lehrzeit zu wechseln ist schon eine Herausforderung. Doch wie ist es, wenn man mit einem gänzlich neuen Beruf starten darf? Seit 2023 wird der Beruf Entwickler/in digitales Business von einigen wenigen Firmen angeboten. Für den Lehrbeginn am 1. August 2025 sind gemäss Lehrstellennachweis des Kantons noch drei von fünf Lehrstellen für das neue Berufsbild frei.
Gianluca Haldimann aus Würenlos hat im letzten Jahr die vierjährige Lehre bei der Spreitenbacher Firma Itris Maintenance AG angetreten. Die «Limmatwelle» hat ihn und Berufsbildner Thomas Schumacher besucht. «Ich finde den Beruf sehr spannend und ich kann manchmal bei Informatikern mithelfen, aber auch selbst Dinge erfinden. Auf der Website konnte ich schon einiges selbst schreiben und meine eigenen Ideen einbringen.» Die Itris Maintenance AG gibt es seit fast vierzig Jahren und sie ist schweizweit bekannt als IT-Service-Spezialistin sowie seit 25 Jahren im medizintechnischen Bereich.
Start mit dem Basislehrjahr
Gianluca Haldimann spricht von einem sanften Übergang von der Bezirksschule zur Lehrzeit. Denn die Itris startet mit dem sogenannten Basislehrjahr in die Ausbildung. Die Jugendlichen erhalten so das Basiswissen vermittelt – nur in den Schulferien wird im Betrieb gearbeitet. Gianluca Haldimann relativiert: «Wir hatten während zwei Tagen fachbasierte Themen, dann gab es Projekttage, in welchen man in der Gruppe arbeitete, und freitags gings ins Lernatelier, wo wir Zeit hatten, an Aufträgen weiterzuarbeiten.» Jetzt, im 2. Lehrjahr, hat er noch einen Tag Schule. Auch die klassische Variante gibt es, bei welcher die Jugendlichen ab dem 1. Jahr im Lehrbetrieb arbeiten.
Fachfrauen und Fachmänner für Informations- und Kommunikationstechnik sind mittlerweile bekannt. Sie betreuen Kundinnen und Kunden selbständig oder in Zusammenarbeit mit anderen Fachpersonen, installieren Hard- und Software, instruieren Benutzerinnen und Benutzer und arbeiten im ICT-Support, das heisst sie beraten Kunden beim Einrichten von Betriebssystemen, Office-Programmen und vielem mehr. Anders der Entwickler digitales Business: In vier Jahren wird gelernt, wie auf die jeweilige Firma abgestimmte Prozesse verbessert werden können, welche Neuerungen eingeführt werden sollen.
Entwickler spricht mit Kunden
Berufsbildner Thomas Schumacher
erklärt den Entwickler digitales Business: «Vom Grundsatz her ist der Entwickler digitales Business viel in der Unternehmensentwicklung drin.» Er spreche sich mit den Kunden ab. Mit der internen IT sind bei der Itris die Mitarbeitenden die Kunden. Mit ihnen spricht man sich ab und erkennt, was sie brauchen könnten. Ein Beispiel: Ein Betrieb hat die ganzen Verträge noch auf Papier. Dann kommt etwas wie die Corona-Pandemie, Home-Office wird nötig, Verkäufer senden Verträge in den Betrieb, wo niemand mehr vor Ort ist. Das Problem: die Verträge werden nicht retourniert. Der Entwickler digitales Business recherchiert zu dieser Problemstellung im Internet. Es gibt Applikationen mit digitalen Unterschriften und das ist sogar rechtlich gültig. Dann macht er eine Zusammenstellung, präsentiert dies der Geschäftsleitung und diese sagt dann, welchen Vorschlag sie will. Er informiert aber auch über die verschiedenen Vorschläge, Kosten, Vor- und Nachteile und gibt eventuell eine Empfehlung ab. Schliesslich löst der Entwickler die Lizenzen. «Da braucht es keinen anderen Informatiker mehr, denn das ist eine Cloud-Lösung», so Schumacher.
«Wir sind auf einem guten Weg»
Die Lernenden gehen an der Berufsschule Baden (BBB) zur Schule. «Ich finde es super, wie dies die BBB macht, zusammen mit dem Verband», sagt Thomas Schumacher. Sie seien als Betrieb sehr früh involviert worden mit der Frage, was von Betriebsseite her erwartet werde. «Was wollt ihr im Unterricht vermittelt haben? Dies musste alles an den Bund zur Genehmigung eingereicht werden. Auch heute gebe es noch Treffen. Da wird darüber diskutiert, wie sich der Beruf entwickelt. «Wir sind auf einem sehr guten Weg mit diesem Beruf und es braucht ihn», ist der Berufsbildner überzeugt.
Gianluca Haldimann lernt am liebsten neue Programme kennen und schreibt gerne Anleitungen. «Vor kurzem konnte ich Daten aus einer Website analysieren, nach Besucherzahlen und Klicks.» Danach hätten sie eine Umfrage gemacht und konnten da sehr ins Detail gehen. «Daten auswerten, rausfinden, was die Leute möchten und dies dann in einer Präsentation vortragen. «Das hat mir Spass gemacht.»