Elterntaxis gefährden Schulkinder

Es ist in vielen Gemeinden ein Diskussionsthema: das Elterntaxi. Dabei wäre es laut Experten wichtig für die Entwicklung der Kinder, dass sie zu Fuss in die Schule gehen.

«Wir merken bei Verkehrsinstruktionen
«Wir merken bei Verkehrsinstruktionen

«Ich kann mich noch gut an meinen Schulweg erinnern. Es war eine Chance, noch mehr Zeit mit meinen Gspänli zu verbringen», sagt Sabine Richner von der Regionalpolizei (Repol) Wettingen-Limmattal und auch Kirsten Ernst, Wettinger Gemeinderätin (SP) erinnert sich: «Ich habe den Weg öfters zum Blumenpflücken genutzt.» Heute ist der Schulweg für viele Kinder eine kurze Fahrt im Auto der Eltern. Die sogenannten Elterntaxis finden sich in praktisch jeder Gemeinde.

Kirsten Ernst hat sich aufgrund des Problems bei der Repol gemeldet. «Viele Eltern parkieren bei der nahegelegenen Apotheke des Schulhauses Altenburg. Das ist nicht nur für die Kunden, sondern eben auch für die Schulkinder gefährlich.» Denn durch den vielen Parkverkehr, der dadurch entstehe, könne es schnell einmal passieren, dass ein Kind hinter den parkierenden Autos durchläuft und so zu Schaden kommen könnte. Sie sei auch Mutter, obwohl ihre Kinder schon erwachsen seien: «Auf dem Schulweg lernen die Kinder, wie sie sich in Verkehrssituationen verhalten sollten.» Auch Sabine Richner stimmt dem zu: «Wir merken bei Verkehrsinstruktionen in den Schulen schnell, wer allein in die Schule geht und wer gefahren wird. Da gibt es grosse Unterschiede beim Verhalten.»

Der Schulweg sei aber auch wichtig für die soziale Entwicklung der Kinder. Denn auf dem Weg zur Schule begegnen ihnen andere Kinder, Tiere und Pflanzen. Ebenso bestimmt das Kind selbst das Tempo, was genauso wichtig sei.

Andere Länder – andere Sitten

Früher seien Elterntaxis sehr selten gewesen: «In meiner Generation stand diese Frage überhaupt nicht im Raum. Es war klar, dass wir gehen und nicht gefahren werden, auch wenn der Weg sogar ein bisschen länger war als der, den die Kinder heutzutage meist bestreiten müssen», sagt Richner. Ihr falle auf, dass vor allem Eltern aus entfernten Kulturen dazu neigen. In gewissen Ländern sei es nicht möglich, dass die Kinder allein zur Schule gehen, weil der Sicherheitsstandard viel niedriger als hier in der Schweiz sei. Das Überqueren einer Strasse könne dort schnell zu gefährlichen Situationen führen – Fussgängerstreifen und Trottoirs seien zum Teil nicht vorhanden. «Ich habe einmal mit einer Frau gesprochen, die ganz erstaunt war, als ich ihr sagte, dass sie die Kinder ruhig allein gehen lassen könne. Sie dachte, sie müsse die Kinder zur Schule fahren», sagt Richner.

Wenn sie die Eltern darauf anspreche, werde oft die Sicherheit als Grund genannt. Oft kämen aber auch Ausreden wie «Es war ja nur heute», «Eine Ausnahme». Diese Ausnahmen gebe es laut Sabine Richner auch: «Wenn ein Kind im Moment nicht gut gehen kann oder die Zeit ausnahmsweise wirklich nicht reicht, um pünktlich zu sein. Das gibt es und dann ist das auch in Ordnung. Es sollten aber eben Ausnahmen bleiben.»

Keine Bussen

Gemeinderätin Kirsten Ernst betont, dass die Eltern deswegen nicht gebüsst werden sollen: «Wir wollen niemanden büssen und somit Unruhe schaffen. Es soll lediglich darauf hingewiesen werden.» Vor allem soll eine Aufklärung stattfinden, denn viele Eltern wissen wohl gar nicht, wie wichtig der Schulweg für die Entwicklung ihres Kindes sei. «Lösen werden wir das Problem nicht. Es ist gesellschaftlicher Natur. Es bleibt uns daher nichts anderes, als weiter darauf hinzuweisen und zu hoffen, dass einige Eltern ihren Taxidienst einstellen», so Sabine Richner.

Der Verkehrsclub Schweiz empfiehlt

Gemäss der Webseite des Verkehrsclubs Schweiz (VCS) beträgt der durchschnittliche Schulweg in der Schweiz zu Fuss rund 12 Minuten (Primarschule). Trotzdem wird jedes 10. Kind zur Schule chauffiert – Tendenz steigend. Durch Fahrten zur Schule lernen die Kinder den Strassenverkehr nicht kennen und erleben weniger mit ihren Gspänli, was zu Ausgrenzungen beitragen kann. Sie werden weniger selbstständig und ihre Bewegungsmöglichkeit wird eingeschränkt, was das Risiko für Übergewicht steigen lässt. Zusätzlich werden sie durch gefährliche Fahrmanöver im Schulhausbereich durch andere Eltern gefährdet.

Weitere Informationen zum Thema Schulweg und Sicherheit unter schulwege.ch.

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