Schlangenbohnen aus dem Kloster

«Der Frühling ist da. Es ist richtig spürbar und ‹chrüselet› überall», freut sich Schwester Beatrice vom Kloster Fahr. Sie ist die «Garten-Nonne» und hat jetzt alle Hände voll zu tun.

Blick auf den Barock-Garten im Klosterhof, der auch von Schwester Beatrice gepflegt wird.Fotos: bär

Blick auf den Barock-Garten im Klosterhof, der auch von Schwester Beatrice gepflegt wird.Fotos: bär

Schwester Beatrice bei ihren Schafen im Klostergarten.

Schwester Beatrice bei ihren Schafen im Klostergarten.

«Wir sind im Garten rund drei Wochen später dran als üblich», sagt die 64-Jährige. Trotz spätem Frühlingsbeginn rechnet sie nicht zwingend auch mit einer späten Ernte. «Die Natur holt sicher einen Teil auf.» Im Garten beim Klostereingang, der auch der Öffentlichkeit zugänglich ist, hat sie vergangene Woche zusammen mit den Lernenden der Bäuerinnenschule Zwiebeln gesetzt. Als Nächstes werden Radieschen gesät. Zum letzten Mal gibt Schwester Beatrice den angehenden Bäuerinnen ihr Wissen weiter, lehrt sie die Mischkultur, das Säen und Ernten.

Im Juli werden die letzten Schülerinnen ihren Abschluss machen, danach wird die Bäuerinnenschule geschlossen. Wie die frei werdenden Räumlichkeiten künftig genutzt werden, ist noch offen. Die Arbeit wird aber weder Schwester Beatrice noch den anderen Schwestern ausgehen. «Ich bin schon ein bisschen wehmütig, schliesslich hab ich den Schülerinnen nicht nur gegeben, sondern auch von ihnen bekommen.» Und die jungen Frauen hätten neue Ideen und Abwechslung ins Klosterleben gebracht.

Trotzdem zweifelt Schwester Beatrice nicht am Entscheid, die nicht rentable Schule zu schliessen. Und sie hat bereits ein paar Ideen, wie sie ihr Gartenwissen der Öffentlichkeit auch künftig weitergeben kann, beispielsweise an häufiger stattfindenden Gartenführungen. Im Moment werde sie von Besuchern immer wieder darauf angesprochen, wie man Hochbeete baue. Sie kann sich vorstellen, an Führungen zu zeigen, wie man auf einfache Art mit Harassen und Kisten solche Beete baut, um selbst auf einem kleinen Balkon ein wenig Gemüse anpflanzen zu können. Obwohl sich der Eigenanbau finanziell für Privatpersonen oft nicht lohne, sei das Gedeihen im eigenen Garten eine unbezahlbare Erfahrung. «Für Kinder ist es wichtig, dass sie beobachten können, wie aus einem Samen oder Setzling etwas wächst, was schliesslich auf dem Teller landet.»

Als eine ihrer Aufgaben sieht die Schwester den Erhalt von altem Samengut und seltenen Nutzpflanzen. In Zukunft will sie vermehrt mit Pro Specie Rara zusammenarbeiten. Letztes Jahr hat sie beispielsweise eine seltene Bohnensorte angepflanzt: die Schlangenbohne. «Sie ist butterzart und machte auch im Restaurant ‹Zu den Zwei Raben› eine gute Gattung.» In der Gaststätte auf dem Klosterareal werden nämlich Gemüse und Früchte weiterverarbeitet, wenn diese nicht zur Selbstversorgung für die Schülerinnen und Nonnen gebraucht werden. «Ein Grossteil der Kräuter wird direkt von uns weiterverarbeitet und beispielsweise als Teemischung oder Kräutersalz im Klosterladen verkauft», erzählt Schwester Beatrice und zeigt auf eine Kräuterspirale im Garten. Sie wird von Schwester Monika unterbrochen, die wissen will, ob sie den Schafnachwuchs füttern soll. Schwester Beatrice bejaht und erzählt voller Freude, dass sich vor fünfzehn Jahren ihr Wunsch erfüllt habe, als sich das Kloster «natürliche Rasenmäher», sprich Schafe, gekauft habe. «Damit hat sich meine Berufung zum guten Hirten erfüllt», erklärt die Nonne.

Überhaupt werde ihr Glaube in der Natur sichtbar. Als bodenständige Person seien ihr die zahlreichen Gleichnisse und Bilder, in denen Garten, Schafe oder Früchte in der Bibel vorkommen, besonders nah. «Hier im Kloster kann ich meine Freude an der Schöpfung, der Arbeit und am Gebet vereinen.» Die Regelmässigkeit, in der sich die Dinge im Klosteralltag abwechseln, hätten sie dazu bewogen, ins Kloster zu gehen. Mit 21 Jahren hat sie selber die Bäuerinnenschule im Kloster besucht und ist danach vom Thurgau in die Enklave gezogen. Und hier wird sie auch nach ihrer offiziellen Pensionierung im Sommer weiterhin im Garten bei Pflanzen, Blumen und Schafen wirken. «Im Kloster ist die Pension kein Thema. Ich darf meiner täglichen Arbeit weiter nachgehen», freut sich Schwester Beatrice darauf, noch viele Ideen umzusetzen und der Öffentlichkeit ihre Liebe zur Schöpfung weiterzugeben. Auch ohne Bäuerinnenschülerinnen.

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