Würenloser Wein im Blut

Weil die Rebenflächen immer knapper werden, hat das Winzerpaar Dorothe und Martin Wetzel ein zweites Standbein gesucht und in der Erlebnisgastronomie gefunden.

Die Faszination für den Weinbau bekam Martin Wetzel sozusagen in die Wiege gelegt. Er und seine fünf Geschwister halfen schon als Kind im elterlichen Rebberg und der Trotte in Ennetbaden mit. Die Freude blieb, sodass drei der sechs Brüder die Ausbildung zum Winzer absolvierten. «Es ist die Kombination von Natur, Technik und selbstständigem Arbeiten, die mir so gut gefällt», erzählt Martin Wetzel mit einem Strahlen in den Augen.

Der jüngste Bruder hat den elterlichen Betrieb in Ennetbaden übernommen, einer bildete sich zum Kellermeister weiter und ist in Gebenstorf und Villigen tätig und Martin Wetzel pachtete in Würenlos Reben.

 

Vor sechs Jahren konnte er und seine Frau einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb an der Büntenstrasse in Würenlos kaufen. Weil die Rebenflächen knapp waren, dachten Wetzels über ein zweites Standbein nach. Da immer wieder Anfragen für Familien- und Geschäftsfeiern, Hochzeitsapéros oder Rebbergbesichtigungen kamen, sah man in der Erlebnisgastronomie die Möglichkeit eines weiteren Erwerbzweigs. «Etwas, was Jahrzehnte vorher noch auf kein Interesse gestossen war, wurde plötzlich gefragt.»

Wetzels renovierten das alte Haus, in dem bis Ende der 70er-Jahre ein Bauernbetrieb mit Kühen und Landwirtschaft geführt wurde und bauten es für ihre Bedürfnisse um. Wo einst das Knechtenzimmer war, werden heute in einem Ausstellungsraum Gäste zum Apéro empfangen. Nur noch die alten Holzbalken erinnern an das frühere Haus. Hinter einem Kiesplatz mit Blick auf Würenlos bietet ein Saal Platz für 60 Personen. «Darin werden die Gäste bewirtet.»

Weil sich die Winzer weiterhin auf ihr Kerngeschäft, die Weinproduktion, konzentrieren wollen, arbeiten sie mit Cateringfirmen zusammen, die das Essen liefern. Hauptpartner ist die Würenloser Schwab-Beck GmbH. Mit dem gelernten Koch Martin Schwab hat man einen Fachmann ins Boot geholt und bietet auch Spezialitäten wie beispielsweise das Winzerfondue an. «Die Bouillon wird mit Rotwein ergänzt», so Wetzel. Mittlerweile findet durchschnittlich einmal wöchentlich ein Essen oder Apéro auf dem Hof statt. Rund ein Viertel des Umsatzes wird durch Erlebnisgastronomie erzielt. Das sei ein gutes Gleichgewicht zwischen der Arbeit mit den Gästen und den Reben. «Ich schätze es, über den Wein zu sprechen und zu zeigen, wo die Reben wachsen.» Gleichzeitig geniesse er die Arbeit allein im Rebberg. «Beim Rebenschneiden habe ich meinen eigenen Rhythmus und kann gedankenversunken in Ruhe arbeiten.»

Was ist das Erfolgsrezept? «Die Gäste schätzen es, vom Winzerpaar persönlich Einblick in die Arbeit im Rebberg zu bekommen», glaubt Wetzel. Wenn immer möglich stellt er ihnen nicht nur die fertigen Weine vor, sondern nimmt sie mitsamt des Apéros mit in den Rebberg. «Wenn ich dann vor dem Rebstock stehe und ihnen den Wein ausschenke, der aus dieser Traubensorte stammt, dann kommt es ab und zu zum Aha-Erlebnis.» Sehr zur Freude des Winzers, der von seiner Frau und ab und zu von den beiden Söhnen unterstützt wird. Die Freude am Weinbau wurde zwar auch ihnen in die Wiege gelegt, im Gegensatz zum Vater und Grossvater ist sie jedoch ein Hobby geblieben.

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