Zutritt nur mit Zertifikat

Wer ein Restaurant besuchen möchte, muss seit rund zwei Wochen beweisen, dass er geimpft, getestet oder genesen ist. Wer das nicht kann, darf nicht hinein. Ein Besuch im Restaurant Schwyzerhüsli in Killwangen.

Führen das Restaurant Schwyzerhüsli: Rosalia Toribio de Jovanovic und Budo Jovanovic (Bild: Romi Schmid)
Führen das Restaurant Schwyzerhüsli: Rosalia Toribio de Jovanovic und Budo Jovanovic (Bild: Romi Schmid)

Zehn Uhr morgens. Es fällt leichter Nieselregen. Das Restaurant Schwyzerhüsli in Killwangen ist auffallend leer. Am Morgen sei das Restaurant normalerweise gut besetzt, sagt Geschäftsführer Budo Jovanovic. «Seit der Einführung der Zertifikatspflicht kommen spürbar weniger Gäste», sagt er.

Jene, die kommen, bringen aber ein Zertifikat mit, gedruckt oder auf dem Handy. Fürs Mittagessen hätten sich einige Gäste angemeldet, so Jovanovic. Es seien aber deutlich weniger als vor der ausgedehnten Zertifikatspflicht. Der Wirt steht hinter der neusten Coronamassnahme und nimmt die Kontrollen ernst. Aber er weiss auch: «Wir müssen mit Umsatzeinbussen rechnen, denn nicht alle haben ein Zertifikat.»

Restaurant «richtig heimelig»

Die Stimmung ist friedlich, im Radio trällert Alanis Morissette eine gefühlvolle Ballade. Eine Handvoll Gäste geniesst in aller Ruhe ihren Kaffee und essen ihr Gipfeli. Einer von ihnen ist Walter Tschanz.

Er ist geimpft und kehrt regelmässig im «Schwyzerhüsli» ein. Die Zertifikatspflicht ist für ihn keine grosse Sache. Er sagt: «Wir leben in einem freien Land. Ich finde die Impfung und das Covidzertifikat gut und freue mich, dass es hier wieder aussieht wie früher.» Und tatsächlich: Im «Schyzerhüsli» sind die Trennwände und Schutzvorhänge verschwunden, das Servicepersonal trägt keine Maske mehr. «Das gesamte «Schwyzerhüsli»-Team ist geimpft», erklärt Jovanovic.

Noch am Sonntagabend hätten er und seine Frau Tische und Stühle aus dem Keller geholt und das Restaurant in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Denn: Mit der Zertifikatspflicht entfallen die Maskenpflicht, die Abstandsregeln und das Erfassen von Kontaktdaten. Der Wirt sagt: «Als alles wieder an seinem Platz stand, dachten wir uns: Läck, haben wir viel Platz!»

Verständnisvolle Gäste

Budo Jovanovic und seine Frau Rosalia Toribio de Jovanovic führen seit 15 Jahren das «Schwyzerhüsli», das traditionellste Restaurant von Killwangen.

Ein Ort, an dem die Gesellschaftlichkeit und der Dorfgeist in der stetig wachsenden Gemeinde aufrechterhalten werden. Zentral gelegen an der Zürcherstrasse, ist das «Schwyzerhüsli» die Wirtsstube vom bodenständigen Handwerker wie vom Büroangestellten im Anzug, der allgemeine Stammtisch der Bevölkerung und der Treffpunkt vieler lokaler Vereine.

Auf der Speisekarte stehen solide Menus wie Cordon bleu und Rösti. Eine grundehrliche Küche ohne Schnickschnack. «80 Prozent unserer Gäste sind Stammgäste», sagt Jovanovic und fügt hinzu: «Wir haben das Glück, dass die meisten unserer Gäste verständnisvoll sind und das Zertifikat ohne zu zögern vorweisen.» Natürlich gebe es auch jene, die nun nicht mehr kommen, weil sie kein Zertifikat haben. Diese seien aber, so Jovanovic, nicht «hässig» auf ihn, sondern auf das System.

Alles, nur kein Lockdown

Zwei Monate war das «Schwyzerhüsli» während des Coronalockdowns im Frühling 2020 geschlossen. Eine Zeit, die dem Wirtspaar in Erinnerung geblieben ist. «Der Lockdown war der blanke Horror für uns», verrät der Wirt, «rumsitzen ist einfach nicht unser Ding.»

Deshalb, so Jovanovic, sei die Zertifikatspflicht das geringere Übel. Hauptsache, die Beiz dürfe geöffnet bleiben. Eine Veränderung steht aber an: Das Wirtspaar sucht einen neuen Standort für ihre Beiz. Denn: Gleich neben dem Restaurant entsteht eine Wohnüberbauung. Auch das Gebäude, in dem das «Schwyzerhüsli» zuhause ist, soll umgenutzt werden. «Wir sind aktuell auf der Suche nach einer neuen Lokalität», verrät Jovanovic. Diese müsse nicht zwingend in Killwangen, aber in der näheren Umgebung sein. Gefunden haben die beiden bisher noch nichts. «Wir sind einfach zu wählerisch», gibt er zu.

Umsatzeinbussen wegen Zertifikatspflicht

Noch profitieren viele Gastrobetriebe von den spätsommerlichen Temperaturen. Auch im Restaurant Sternen in Spreitenbach. «Draussen braucht es kein Zertifikat, darum ist unsere Terrasse bei schönem Wetter nach wie vor voll», sagt Wirt Hans Steiner auf Anfrage.

Bei Regen wie heute sei die Situation anders. «Insbesondere mittags verzeichnen wir, wenn das Wetter nicht mitspielt, bis zu 80 Prozent weniger Gäste», sagt der Wirt, der hofft, dass sich die neue Situation mit der Zertifikatspflicht bald einpendelt.

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