Neue Pächter sind angekommen

Am 1. Mai hat die neue Pächterfamilie Oliver Rutz und Franziska Kägi mit ihren Zwillingen das landwirtschaftliche Gewerbe auf dem Heitersberg, den sogenannten Bürgerhof, übernommen. Im Interview sagt die Pächterfamilie, wie sie sich eingelebt hat.

Franziska Kägi und Oliver Rutz mit ihren Zwillingen.zVg

Wie haben Sie sich auf dem Bürgerhof eingelebt?Oliver Rutz: Wir haben uns hier gut und vor allem sehr schnell eingelebt. Da die Arbeit auf dem Hof direkt losging, ging das Einleben automatisch. Wir wurden von der Nachbarschaft gut aufgenommen, daher fiel es uns einfach, uns zuhause zu fühlen.

Was waren die grössten Herausforderungen beim Umzug und Einleben?Franziska Kägi: Da unsere vorherige Pacht bereits einen Monat vor der Übernahme des Bürgerhofs endete, gab es eine Überbrückungsphase. Diese war eher schwierig. Wir mussten einen Monat woanders leben. Unser Hab und Gut war zu diesem Zeitpunkt auf drei Orte verteilt und für die Kinder war es auch nicht einfach. Zwei Umzüge innerhalb von einem Monat ist schon eine Herausforderung. Zudem ist der Umzug eines ganzen Hofes mit Maschinen, Geräten und Tieren herausfordernder als ein gewöhnlicher Umzug.

Was gefällt Ihnen am neuen Zuhause am besten?Franziska Kägi: Ich schätze die Freiheit und den Spielraum, den wir nun haben für Projekte und auch kleinere Entscheidungen.

Oliver Rutz: Vorher waren wir angestellt und vieles war vorgegeben, nun können wir unsere eigenen Ideen umsetzen.

Franziska Kägi: Ich war bei der Pacht-Zusage überwältigt und konnte nicht glauben, dass es funktioniert hat. Gemeinsam einen Landwirtschaftsbetrieb zu führen, war unser Traum, der nun wahr wurde.

Wie sieht ein typischer Tag auf dem Hof aus?Franziska Kägi: Den gibt es nicht, es hängt beispielsweise davon ab, ob die Kühe auf der Weide oder im Stall sind. Wenn sie draussen sind, entfällt die meiste Arbeit im Stall. Ansonsten startet der Tag um 5.30 Uhr mit Misten und Füttern. Danach haben wir Zeit für unser Frühstück. Neben allen anderen Arbeiten wie Blackenstechen, Silieren, Heuen und Weidemanagement sind wir noch am Einrichten des Hofs. Alles dauert etwas länger und es kann spät werden, bis der Arbeitstag endet.

Oliver Rutz: Dass es keinen typischen Tag gibt, gefällt uns, wir müssen flexibel reagieren können, abhängig vom Wetter und der Gesundheit der Tiere.

Wie teilen Sie die Aufgaben untereinander auf?Franziska Kägi: Aktuell übernehme ich vor allem die Aufsicht der Kinder und den Haushalt und Oliver erledigt die Arbeiten auf dem Hof. Unser Ziel ist es mittelfristig, den Hof und die Kinderbetreuung untereinander aufzuteilen. Es gibt aber auch jetzt schon viele Arbeiten, die wir gemeinsam bewältigen oder uns abwechseln.

Was sind Ihre Lieblingsaufgaben?Oliver Rutz und Franziska Kägi: Uns gefällt vor allem die Abwechslung. Die Arbeit mit den Pflanzen, Tieren, Maschinen, aber auch die Büroarbeit, die ebenfalls dazugehört. Ausserdem ist es immer wieder spannend, selbst Lösungen für Probleme zu finden, auf die man im Alltag stösst.

Wie haben sich die Kinder eingelebt?Franziska Kägi: Sie lieben es. Wenn sie aufwachen, wollen sie direkt in den Stall und die Kühe füttern. Sie können sich stundenlang damit beschäftigen. Für sie ist es ein grosser Indoor-Spielplatz. Die Nähe zur Natur und die Tiere sind aus unserer Sicht perfekt, um Kinder beim Grosswerden zu begleiten.

Welche Rolle spielen eure Kinder im Alltag auf dem Hof? Oliver Rutz: Bei vielem können wir sie miteinbeziehen, sie sind sehr interessiert, mitzumachen, im Stall und im Haushalt. Das ist sehr wertvoll, auch wenn die meisten Arbeiten so deutlich länger dauern.

Welche Tiere leben aktuell auf dem Bürgerhof?Franziska Kägi: Aktuell leben 25 Mutterkühe und 22 Kälber sowie 6 Pferde, 13 Hühner, eine Katze und ein Hund bei uns.

Wie wurdet ihr von der Gemeinde aufgenommen?Franziska: Sehr gut. Es war auch bereits eine Schulklasse bei uns zu Besuch, trotz strömendem Regen. Wir möchten, dass die Leute zu uns kommen, die Türen stehen offen. Wir freuen uns über Besuche.

Habt ihr bereits neue Freundschaften in der Umgebung geschlossen?Oliver Rutz: Die Anfangsphase ist intensiv und wir hatten noch nicht viel Zeit, viele Leute kennenzulernen. Wir haben es gut mit den Nachbarn.

Was sind die langfristigen Ziele für den Betrieb?Franziska Kägi: 2025 möchten wir den Betrieb auf Bio umstellen. Wir wollen mehr Ackerbau, speziell für die menschliche Ernährung, betreiben und auch mehr Menschen auf den Betrieb holen. In welcher Form wissen wir noch nicht genau. Weiter möchten wir auch die Direktvermarktung des Fleischs und anderer Produkte aufbauen.

Eines unserer aktuellen Projekte ist die Einholung der Bewilligung zur Durchführung von Hoftötungen. Damit würde der für die Tiere stressvolle Lebend-Transport zum Schlachthof wegfallen. Die Umgebung im eigenen Stall und die Nähe der Herde führt wirkt sich positiv auf die Tiere aus und hat auch Einfluss auf die Qualität des Fleisches. Wir haben bereits im Kanton Solothurn Hoftötung durchgeführt und sind damit vertraut. Es kommt ein dafür spezialisiertes Unternehmen mit einem Anhänger auf den Hof. Die Tiere werden dann durch uns mit Futter in das Fressgitter gelockt. Dieses Locken muss geübt sein und fordert Vertrauen zwischen dem Tier und uns. Dieser Aufbau braucht Zeit und Geduld. Für uns ist das ethisch die vertretbarste Variante, Fleisch zu produzieren.

Was war das bisher schönste Erlebnis auf dem Hof?Oliver Rutz: Jeden Tag zu sehen, dass unsere Kinder Freude haben und dass es ihnen in ihrem neuen Zuhause wirklich gefällt. Es ist auch schön, morgens sehr früh auf den Beinen zu sein, das Vogelgezwitscher zu hören und den Sonnenaufgang zu sehen.

Ansonsten ist es immer befriedigend, wenn eine grössere Arbeit zufriedenstellend abgeschlossen werden kann, beispielsweise das Silieren und Füllen des Fahrsilos. Das sind drei strenge Arbeitstage, die Wetterglück und eine gute Koordination mit einem Lohnunternehmen brauchen. Wenn alles wie geplant funktioniert, ist das ein schönes Erfolgserlebnis.

Gibt es etwas, das ihr rückblickend anders gemacht hättet? Franziska Kägi: Beim nächsten Mal würde ich versuchen, mir weniger Sorgen im Vorfeld zu machen. Soweit läuft aktuell alles gut und seit wir hier angekommen sind, bin ich auch viel entspannter.

Was bedeutet es für Sie und Ihre Familie, Teil dieses landwirtschaftlichen Betriebs zu sein?Franziska Kägi: Auch für mich ist es das Grösste, dass die Kinder so aufwachsen können. Sie sehen uns auch während der Arbeit. Es bringt natürlich auch gewisse Risiken mit sich. So haben wir kein fixes Einkommen und sind wie alle Landwirte von vielen Faktoren abhängig, die wir nicht kontrollieren können.

Was sind die grössten Wünsche für die Zukunft in Bezug auf das Leben auf dem Hof?Franziska: Es wäre schön, wenn weitere Familien mit Kindern auf den Heitersberg ziehen würden und das Restaurant wieder öffnen würde. Wir fänden es toll, Synergien mit dem Restaurant nutzen zu können.

Gibt es etwas, das ihr den Spreitenbachern mitteilen möchtet?Oliver Rutz: Der Name Bürgerhof trifft es gut, unsere Hoftüren stehen für die Bürger offen, wir freuen uns, wenn Interessierte bei uns vorbeischauen. Franziska Kägi: Wir sind noch auf der Suche nach Freiwilligen. Wir organisieren ab und zu am Samstag einen Unkrautbekämpfungsmorgen. Da wir auf Bio umstellen wollen, ist Handarbeit gefragt. Wir gehen gemeinsam aufs Feld für die Arbeit und geniessen danach ein feines Zmittag auf unserem Hof als Dankeschön. Man braucht lediglich dem Wetter entsprechende Kleidung, falls vorhanden Arbeitshandschuhe und gutes Schuhwerk. (Das Interview wurde von den Mitarbeitenden der Abteilung Planung und Bau geführt).

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