Die erste Stadtbahn wurde begutachtet
Zwei von acht Stadtbahnen sind parat, die ersten acht Bahnführer in Ausbildung. Nun werden die Trams testweise auf Herz und Nieren geprüft.
«Genial durchs Limmattal: ab 11.12.22» steht in grosser weisser Schrift an der Limmattalbahn, die am Dienstag auf Gleis 12 im Bahnhof Dietikon stand. Noch fährt sie nur testweise auf der Linie der Bremgarten-Dietikon-Bahn. Am Dienstag stand sie jedoch zur Besichtigung im künftigen Einsatzgebiet. Ein besonderer Moment – auch für Severin Rangosch, CEO Aargau Verkehr AG (AVA): «Denn der Kunde interessiert sich für die Bahn, nicht für die Gleise.»
Es ist das zweite von acht Trams, das geliefert wurde. Die restlichen sechs werden von der spanischen Firma Stadler Rail Valencia zusammengebaut. Coronabedingt kam es zu Verzögerungen. Trotzdem bleibt Lokführer Dennis Bächler noch genügend Zeit, die Trams auf Herz und Nieren zu testen. Bächler testet nicht nur die Fahrzeuge, sondern bildet auch die angehenden 32 Stadtbahnführer aus.
Aus der Verkäuferin wird eine Stadtbahnführerin
Drei Monate dauert die Ausbildung, die acht Schüler der ersten Klasse schliessen demnächst ab. Bis die Limmattalbahn auf den Fahrplanwechsel hin ihren Betrieb aufnimmt, kehren sie nochmals in ihre angestammten Berufe wie beispielsweise Verkauf, IT oder in andere Verkehrsbetriebe zurück. Das Interesse, Bahnführer bei der Limmattalbahn zu werden, sei gross gewesen. Verständlich, wie Bächler findet: «Man kann selbstständig arbeiten, ist in Kontakt mit den Leuten und trotzdem nicht zu stark ausgestellt. Man kann auch mal die Führerstandtüre schliessen.» Als Schattenseite nennt er die Schichtarbeit.
Geld gespart dank Zusammenarbeit
Vor rund drei Jahren gab die AVA die Stadtbahn bei Stadler Rail Valencia in Auftrag. Sie tat sich mit der Baselland Transport AG zusammen, die ebenfalls Fahrzeuge brauchte. «So konnten wir mehrere Millionen Franken sparen, das sollte eigentlich Schule machen», so Rangosch. Insbesondere bei der Entwicklung der Fahrzeuge hätten so Kosten geteilt werden können. «Der einzige Unterschied sind die gelbe Farbe und die Option zum automatisierten Fahren», so Rangosch. Die Limmattalbahn ist im schlichten Blau und Weiss gehalten: «Eine Mischung aus dem Aargauer und dem Zürcher Blau.» Spezielle Designideen wie etwa Delfine oder Kugeln wurden wieder verworfen. «Es ist ja schliesslich keine Chilbibahn», begründet Rangosch. Die Bahn ist 100 Prozent Niederflur, was einen niveaugleichen Einstieg ermöglicht. Die 44 Meter lange Bahn bietet 84 Sitz- und 178 Stehplätze und fährt im 15-Minuten-Takt zwischen 5.04 und 00.54 Uhr. Und «steckt nie im Stau», wirbt der Spruch am Tram für sich.