Im Notfall weiss er, was zu tun ist
Aleksandar Vasiljevic und sein Team kümmern sich im Spreitenbacher Einkaufszentrum um Brandalarme, Stromausfälle und medizinische Notfälle. Manchmal sind sogar Reanimationen nötig.
Das Shoppi Tivoli empfängt 8 Millionen Besucherinnen und Besucher im Jahr. An stark frequentierten Tagen wie etwa dem Black Friday Ende November tummeln sich nicht selten 45000 Personen im fast 100000 Quadratmeter grossen Einkaufszentrum in Spreitenbach. Dass es dabei hin und wieder zu Notfällen kommt, liegt auf der Hand.
In solchen brenzligen Situationen sind Aleksandar Vasiljevic und sein Team gefragt. Seit 2017 kümmert er sich als Leiter Qualität, Services und Sicherheit sowie als Sicherheitsbeauftragter um alle möglichen Notfälle im Shoppi Tivoli. Dazu gehören Brandalarme, Diebstähle, Stromausfälle und medizinische Notfälle. «Kleinere medizinische Hilfestellungen, meist bei Epileptikern und Diabetikern, sind die häufigste Ursache für einen Notfalleinsatz», sagt Vasiljevic. Zuckerkranken Personen gehe es nach der Einnahme eines Traubenzuckers schnell wieder besser. «Bei Epileptikern achten wir darauf, dass sie sich während eines Anfalls nirgends verletzen können. Zudem sorgen wir dafür, dass sie vor Gaffern abgeschirmt werden.» Dafür besitzt das Shoppi Tivoli extra ein schwarzes Zelt, das innerhalb von fünf Minuten geholt und aufgestellt ist.
Neun Personen konnten bereits wiederbelebt werden
Hin und wieder brenne zum Beispiel auch ein Abfallkübel, erzählt Vasiljevic. «Es kommt vor, dass Leute ihre Zigaretten in die falsche Öffnung werfen und der Abfall zu brennen beginnt.» Zur Hilfe gerufen wird der 32-Jährige auch, wenn eingebrochen wird. «In den letzten zehn Jahren kam es dreimal zu einem Einbruchsversuch. Geschafft haben die Diebe es aber nie.» Herrenlose Fahrzeuge, vermisste Kinder, gestohlene Einkaufswägeli, Baustellensicherheit, Littering, Vandalismus: Auch das beschäftigt Vasiljevic. Einmal pro Jahr ereignen sich zudem gröbere medizinische Notsituationen, die eine Reanimation erforderlich machen. Neun Menschen konnten Vasiljevic und sein Team so bereits das Leben retten. «Die Personen erleiden einen Herzstillstand und wir müssen sie wiederbeleben. In einem Fall hat leider alles Zutun mit Defibrillatoren nichts mehr gebracht.» Solche Momente gehen dem zweifachen Vater aus Würenlos sehr nahe. «Und auch wenn es sich bei einem medizinischen Notfall um ein Kind handelt, macht mich das betroffen.»
Seit seiner Jugend arbeitet Vasiljevic im Sicherheitsbereich. Zuerst als Türsteher verschiedener Clubs in der Region, danach als Fachmann für Sicherheit und Bewachung für diverse Firmen. Er weiss: «Sicherheitsfachmann ist ein beliebter Beruf. Viele wollen es, aber nur wenige können es. Man muss mental fit sein und über eine hohe Sozialkompetenz verfügen.» Seine Aufgabe im Shoppi Tivoli als Leiter Qualität, Services und Sicherheit geht über die physische Sicherheit hinaus und bezieht sich auch auf Qualität und Hygiene. So achtet er auf seinen Rundgängen auf Sauberkeit und prüft die Funktionstüchtigkeit aller technischen Einrichtungen wie beispielsweise der Notausgänge. Dem Wettinger mit serbischen Wurzeln gefällt seine Tätigkeit sehr gut. «Die Vielfältigkeit reizt mich an meinem Beruf. Im Shoppi Tivoli ist immer etwas los.»
Dank einem Notfallhandbuch weiss jeder, was im Ernstfall zu tun ist
Damit jeder weiss, was in einem Notfall zu tun ist, hat Vasiljevic gemeinsam mit einem weiteren Sicherheitsbeauftragten und der erweiterten Geschäftsleitung ein Notfallhandbuch und zahlreiche Konzepte erstellt, um für alle möglichen Situationen gewappnet zu sein. «Die meisten Meldungen nimmt unsere Hotline von Mitarbeitenden auf den verschiedenen Stockwerken entgegen. Danach kontaktiert sie je nach vorbereiteter Checkliste die zuständigen Verantwortlichen. Im Falle eines Feueralarms besammelt sich das Team bei der Brandmeldezentrale am Übergang der Passerelle zur Center-Mall. Hier gibt es Leuchtwesten, welche die Notfallhelfer anziehen können, so um etwa auf dem Notfallparkplatz draussen auf den Rettungsdienst zu warten», erklärt Vasiljevic. Damit alle Mitarbeitenden auf dem neusten Stand sind, was Sanitätseinsätze anbelangt, führt das Shoppi Tivoli alle zwei Jahre Betriebsnothelferkurse durch.
Seit Ausbruch der Pandemie sind Vasiljevic und sein Team überdies für die Einhaltung der Maskenpflicht im Einkaufszentrum zuständig. «Zu Beginn gab es einige Besucherinnen und Besucher, die Mühe hatten, Masken zu tragen. Doch das hat sich gelegt. 95 Prozent unserer Kundschaft halten sich daran. Wer sich jedoch nach höflichem Bitten und ohne Attest bis heute nicht damit abfinden kann, eine Maske anzuziehen, der muss das Shoppi Tivoli verlassen», sagt Vasiljevic. Die Kontrolle bedeutet zusätzlichen Aufwand. «Es ist mehr Präsenz von Personal nötig, um die Maskenpflicht sicherzustellen. Das hat uns bereits mehrere 100000 Franken gekostet.» Neben Unverständnis erhalten er und sein Team für diese Aufgabe aber auch Lob. «Einige freut es, dass wir uns darum kümmern. Sie sagen uns das auch. Das ist ein schönes Gefühl.» Ebenso freut sich Vasiljevic über das positive Feedback von Besuchern, die einen medizinischen Notfall oder eine brenzlige Situation erlebt haben. «Viele bedanken sich bei uns für unsere Hilfe. Das ist der beste Lohn für unsere Mühe.»