Orchideen blühen und Turmfalken wachsen

In Spreitenbach wachsen wilde Orchideen. Koni Wiederkehr sorgt mit guten Rahmenbedingungen dafür, dass sie sich vermehren.

Koni Wiederkehr auf der Wiese Schürmatt am Spreitenbacher Waldrand.  Melanie Bär

Koni Wiederkehr auf der Wiese Schürmatt am Spreitenbacher Waldrand. Melanie Bär

Turmfalken wachsen im Kirchenturm auf. zVg

Turmfalken wachsen im Kirchenturm auf. zVg

«Grüezi Martha, gehst du dir die Orchideen anschauen?», fragt Koni Wiederkehr eine Spaziergängerin beim Waldeingang Schürmatt. Der Pensionär ist Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Spreitenbach-Killwangen. Dank der jährlichen Pflege durch ihn und andere Vereinsmitglieder blühen auf der rund 500 m2 grossen Wiese Schürmatt am Waldrand mehr als 200 «Fuchsfingerwurz», 40 «Mückenhandwurz» und 80 «Grosses Zweiblatt».

Die drei Orchideenarten wachsen wild. Schon als Bub hat Koni Wiederkehr in Spreitenbach immer wieder Orchideen entdeckt. «Dass aber Raritäten wie der Bienenragwurz hier wachsen, hätte ich nicht für möglich gehalten», sagt er und erzählt sichtlich erfreut, dass er sie während eines Spaziergangs mit der Wandergruppe entdeckt hat.

Samen so fein wie Staub

Rund 20 verschiedene Orchideenarten hat er bisher in Spreitenbach entdeckt. Oft sind es nur ein paar wenige Blütenstände. «Damit Orchideen gedeihen können, braucht es nicht nur den richtigen Boden, sondern auch einen Pilz, damit der Samen keimen kann», weiss der 68-Jährige und fügt an: «Orchideensamen haben kein Nährgewebe, sondern sind fein wie Staub, deshalb brauchen sie eine Starthilfe.»

Auch die drei Orchideenarten, die sich auf der Waldparzelle Schürmatt so stark vermehrt haben, brauchten die entsprechenden Rahmenbedingungen. Wiederkehr hat auf der Wiese den Halbschmarotzer Klappertopf ausgesät. Diese Pflanze schränkt das Wachstum des Grases ein, was wiederum das Gedeihen der Orchideen fördert. «Es macht einfach Freude, dass es funktioniert hat», sagt er mit Blick auf die Wiese.

Falken im Kirchenturm

Die Orchideen sind nicht die Einzigen, denen er zum Leben verhalf. Im Kirchenturm hat er im Jahr 2009 einen Falkenkasten eingebaut. Zwei Jahre später lagen die ersten vier Eier darin, wobei nur eines ausgebrütet wurde. «Wahrscheinlich war es die erste Brut eines noch unerfahrenen Weibchens, das nicht so recht wusste, was es mit den Eiern anfangen sollte», vermutet Wiederkehr. Auch dieses Jahr wuchsen Junge darin gross. «Ich musste im Frühjahr zweimal ein herausgefallenes Tier wieder zurücklegen», sagt er. Mittlerweile wissen die Nachbarn, dass er sich um die Tiere kümmert, und rufen ihn an, wenn ein Jungfalke, der noch nicht fliegen kann, am Boden hockt. «Es macht Plausch, dass es so problemlos funktioniert.»

Natur beobachten und staunen

Wiederkehr ist in Spreitenbach aufgewachsen. «Ich verbrachte als Bub viel Zeit im Wald. Die Naturverbundenheit ist mir wahrscheinlich angeboren», sagt er. Deshalb war für ihn auch klar, dass er einen Beruf in der Natur ausüben will. Er lernte Landschaftsgärtner und arbeitet trotz Pensionierung noch Teilzeit. Trotzdem freut er sich, dass ihm immer mehr Zeit bleibt, nicht nur in der Natur zu arbeiten, sondern sie auch zu beobachten und zu geniessen. «Auf ein Bänkli im Wald zu sitzen, dem Vogelgezwitscher zuzuhören und die Natur auf mich wirken zu lassen – sie ist immer für eine Überraschung gut.» Sagt es und zeigt auf einen Rotmilan, der gerade über der Wiese kreist. Man merkt schnell, er kennt sich nicht nur in der Pflanzen-, sondern auch der Tierwelt aus. Als Präsident des NVS Spreitenbach-Killwangen gab er sein Wissen auch der Bevölkerung weiter. Nach mehr als 20 Jahren als Vereinspräsident will er dieses Amt in zwei Jahren abgeben und sucht einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin. Jemand, der sich wie er an den Wundern der Natur freut und diese Freude an andere weitergeben kann. Wie an Martha, die sich auf den Weg zu den Fuchsfingerwurz aufmacht und sich beim Gehen bei Koni Wiederkehr bedankt: «Super, was du machst.»

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