Zwei Apotheken in Neuenhof und Wettingen haben doppelt so viele Kunden wie üblich
Apotheken sind während der Coronakrise besonders gefordert. Mauro Santin von der TopPharm Neuenhofer Apotheke und Claudia Wolf van Spyk von der Altenburg-Apotheke in Wettingen erzählen, wie sie mit dem Kundenansturm umgehen.
Personen warten draussen vor der TopPharm Neuenhofer Apotheke, obwohl im Geschäft nur drei Kunden bedient werden. Schwarze Absperrbänder formen drei Bahnen, die zur Kassentheke führen. «Bitte Abstand halten. Danke», steht auf Klebern am Boden. «Es dürfen sich nur drei Kunden aufs Mal in der Apotheke aufhalten», sagt Mauro Santin, Inhaber der TopPharm Neuenhofer Apotheke. Er und sein 16-köpfiges Team sind seit Ausbruch des Coronavirus in der Schweiz stark gefordert. «Am Freitag, 13. März, bemerkten wir am Nachmittag einen massiven Anstieg der Kundenzahl», erinnert sich Santin. An diesem Nachmittag habe man mehr als doppelt so viele Kundinnen und Kunden gezählt wie an einem normalen Tag.
Auch in den darauffolgenden Tagen legte sich der Ansturm nicht. Viele Kunde hätten sich mit ihren Dauerrezept-Medikamenten für das nächste Halb- bis Dreivierteljahr eingedeckt oder Handdesinfektionsmittel und Atemschutzmasken verlangt. «Wir kamen nicht mehr nach mit Handdesinfektionsmittel-Abfüllen, kaum hatten wir 20 Fläschchen bereit, waren sie auch schon wieder weg», sagt Santin. Ihm gelang es, drei Helfer aus seinem Freundeskreis für das Abfüllen einzuspannen. Der Apotheker setzte sie zudem für Hauslieferdienste ein. «Normalerweise bringen wir zweimal täglich Bestellungen zu unserer Kundschaft. Jetzt liefern wir vier- bis sechsmal aus, und das auch bei Kunden, die weiter weg wohnen.» Das sei in dieser Ausnahmesituation wichtig. «Vor allem unsere älteren Kunden und Risikopatienten sollen wenn möglich nicht in die Apotheke kommen», betont Santin. Doch vielfach hätte die ältere Kundschaft Hemmungen anzurufen und nicht persönlich vorbeizukommen. «Sie haben das Gefühl, dass sie uns damit mehr Aufwand bereiten, doch das stimmt nicht.»
Santin und sein Team schützen sich und die Kundschaft, indem sie Atemschutzmasken und Handschuhe tragen. «Auf Plexiglasscheiben verzichten wir, weil wir mit den bereits getroffenen Massnahmen das Social Distancing gut einhalten können.» Santin kann der Notsituation auch Positives abgewinnen. «Wir haben einen guten Teamgeist entwickelt und jeder ist besorgt um die Gesundheit des anderen und unserer Kundschaft. Das ist schön.»
Auch mehr Kunden in der Altenburg-Apotheke in Wettingen
Einen Kundenanstieg verzeichnet auch Claudia Wolf van Spyk in der Altenburg-Apotheke in Wettingen. Die Apothekerin betreibt das Geschäft seit 30 Jahren. «Wir haben in all diesen Jahren noch nie so intensiv gearbeitet wie in den letzten Wochen», sagt sie. Die tägliche Kundenzahl habe sich seit dem Coronanotstand mehr als verdoppelt und auch der Hauslieferdienst wurde hochgefahren. «Ende Februar nahm die Nachfrage nach Atemschutzmasken und Handdesinfektionsmittel stark zu. Bald war beides nicht mehr lieferbar. Wir begannen daher, selbst Desinfektionsmittel herzustellen», erzählt Wolf van Spyk.
In der ersten Märzwoche deckte man die Ladentheke teilweise mit Plexiglas ab und stellte draussen vor der Apotheke Handdesinfektionsmittel zur Verfügung. Am allermeisten Kunden zählten Wolf van Spyk und ihre elf Arbeitskolleginnen am 16. März. Nun kehre langsam wieder Ruhe ein. «Doch wir haben nach wie vor 25 Prozent mehr Kunden als sonst.»
Das Team schützt sich und die Kundschaft mit Atemschutzmasken. «So minimieren wir das Risiko, dass das ganze Personal ausfällt, wenn sich einer von uns mit Covid-19 ansteckt.» Für Wolf van Spyk und ihr Team ist der Ausnahmezustand nicht nur anstrengend, sondern auch spannend. «Wir müssen viele Entscheidungen treffen und kreativ sein.» Die Krise tue ihrem Berufsstand gut. «Wir können in dieser Notlage nützlich sein. Der Bevölkerung wird bewusst, was wir leisten.» Von der Kundschaft erlebten sie viel Zuspruch. «Wir erhalten viele Dankeschöns. Man wünscht einander mit Nachdruck gute Gesundheit und ich glaube, man meinte es noch nie so ernst wie in diesen Tagen.»