«Schandfleck» Murihof soll weg
Anwohner des teilweise abgerissenen schützenswerten Gebäudes an der Dorfstrasse wünschen sich nach der Erteilung der Baubewilligung im Februar, dass es endlich weitergeht.
Die Anwohnerinnen und Anwohner des Murihofs in Wettingen werden ungeduldig. Vom dritten Teil der Überbauung an der Dorfstrasse 67 ist noch immer nichts zu sehen – dies auch nach der Erteilung der Baubewilligung für den Wiederaufbau im Februar dieses Jahres. «Als Nachbarn des Murihofs sind wir seit bald vier Jahren durch den Schandfleck von Wettingen in unserer Wohnqualität direkt betroffen», schreibt ein Leser der «Limmatwelle» und liefert gleich Bilder von dem halb abgerissenen Bauwerk. Zur Erinnerung: Weil der Bauernhof aus dem Jahr 1640 als erhaltenswert gilt, hätten Teile davon nicht abgerissen werden dürfen. Die Gemeinde verfügte deshalb nach dem erfolgten illegalen Teilabbruch im Oktober 2018 einen Baustopp. Gleichzeitig reichte sie eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen vier Personen ein. Diese verurteilte jedoch einzig den Bauleiter wegen fahrlässiger Widerhandlung gegen das Baugesetz zu einer Busse von 4000 Franken.
Seit diesen Vorkommnissen klafft an der Dorfstrasse 67/69 eine Baulücke. Nicht betroffen vom Baustopp waren die beiden anderen Neubauten mit je sechs Wohnungen. Sie wurden fertiggestellt.
Nachbarn erhalten keine
Informationen
Einen Abschluss des Projekts erhoffen sich die Anwohner nun auch vom letzten Teil der Überbauung. Beobachtet werde immer wieder, wie sich Vertreter der Bauherrschaft und der Gemeinde Wettingen vor Ort treffen und das weitere Vorgehen besprechen würden. «Leider erhalten wir Anrainer sowie die direkten Nachbarn keine Informationen, wie es nun weitergeht», schreibt der Leser. Man habe nur gehört, dass die Käufer der Wohnungen des dritten Teils der Überbauung anderweitig hätten untergebracht werden müssen, da die Wohnungen noch nicht existieren würden.
Als störend empfindet der Leser überdies nicht nur den Ausblick auf die Baulücke, sondern auch die Aufmerksamkeit, die ihr zukommt. «Der Schandfleck zieht seit längerem, fast wie ein Wallfahrtsort, Besucher an.»
Zwischen Bauerteilung und Baubeginn liegen einige Monate
Die Planung des Wiederaufbaus des Murihofs hat mittlerweile das Architekturbüro Husistein & Partner aus Aarau übernommen. Aufgrund von Ferienabwesenheiten konnte sich jedoch noch niemand zum Projektstand äussern. Auskunft gibt die Gemeinde Wettingen: «Mit den Wiederaufbauarbeiten soll in der nächsten Zeit begonnen werden», sagt Thomas Berz von der Bau- und Planungsabteilung. Da es sich um eine private Liegenschaft handle, obliege die Ausführung der privaten Bauherrschaft. Die Gemeinde habe daher nur eine Kontrollfunktion. Sie könne die Termine der Ausführung nicht beeinflussen. Berz erklärt: «Es ist grundsätzlich üblich, dass zwischen der Baubewilligung und dem Baubeginn einige Monate liegen. In dieser Zeit werden die Ausführungsunterlagen wie beispielsweise die Werkpläne erarbeitet und Arbeitsvergaben vorgenommen.» Nach dem Vorliegen aller erforderlichen Ausführungsunterlagen könne die Baufreigabe durch die Bauverwaltung erfolgen.