Der starke Franken zeigt erste Auswirkungen

Mitte Januar hob die Schweizer Nationalbank den Euro-Mindestkurs auf, mittlerweile herrscht eine Währungsparität – eine Entscheidung mit Folgen.

Der Run auf den Euro machte auch vor der Post im Shoppi nicht halt. Foto: ska
Der Run auf den Euro machte auch vor der Post im Shoppi nicht halt. Foto: ska

Es ist Samstagnachmittag im Shoppi Tivoli Spreitenbach. Unzählige Familien und Pärchen drängen sich mit gut gefüllten Einkaufswagen aneinander vorbei. Ist der befürchtete Einkaufstourismus im grenznahen Deutschland ausgeblieben? Patrick Stäuble, CEO und Centerleiter von Shoppi Tivoli, zeigt sich gelassen über den starken Franken – die Aufhebung des Mindestkurses sei nicht allzu tragisch: «Am letzten Wochenende haben wir noch nichts davon bemerkt.» Unter der Woche jedoch konnten einige Besucherschwankungen festgestellt werden, so Stäuble weiter: «Das könnte aber auch am Januarloch liegen.»

Anders präsentiert sich die Situation bei kleineren Betrieben in der Region, diese sind direkt vom schwächelnden Euro betroffen – teilweise sogar in grossem Masse: «Wir mussten über Nacht 0,4 Millionen Franken Profit abschreiben – und dies bei einem Jahresumsatz von zirka 2 Millionen Euro», sagt Hugo Rolli, Geschäftsleiter von Sirax Energy AG. Das Würenloser Unternehmen ist auf Gas- und Dampfturbinen spezialisiert und agiert hauptsächlich im Euro-raum – somit werden rund 90 Prozent der Aufträge in jener Währung abgehandelt. «Der entstandene Verlust nimmt unserer Firma Reserven, welche für das kommende Jahr nötig wären», so Rolli. Für ein 4-Mann-Unternehmen ist die Situation prekär: «Wir müssen umstrukturieren und Geld sparen.» Ausserdem fordert der Geschäftsleiter Reaktionen von der Politik – eine direkte Unterstützung mittels Steuererlassen wäre hierbei eine Möglichkeit.

Auch Patrick Stäuble von Shoppi Tivoli sieht die Politik unter Zugzwang: «Der starke Franken ist durchaus ein Thema – vor allem aus langfristiger Sicht.» In der Detailhandelsbranche sind in erster Linie Markenprodukte problematisch. Gerade bei Artikeln für die Körperpflege sind die Preisunterschiede teilweise immens. «Diese können in der Schweiz nur durch Parallelimporte günstiger werden», sagt Stäuble, «dabei ist nun die Politik gefordert.» Schliesslich biete das Shoppi Tivoli rund 1000 Arbeitsplätze und bilde 120 Lehrlinge aus. Gleichzeitig appelliert er an die Konsumentinnen und Konsumenten: «Der höhere Preis ist teilweise gerechtfertigt, letztlich haben wir auch ein anderes Lohnniveau hier in der Schweiz.»

Und wer sich erhoffte, dank dem schwachen Euro nun günstiger in die Ferien fahren zu können, wird eher enttäuscht: «Wir müssen unseren Kunden mitteilen, dass der Währungssturz in der Reisebranche nicht umgehend angewendet werden kann», so Emil Schmid von Stöcklin Reisen AG aus Wettingen. Um die im Katalog publizierten Preise garantieren zu können, sichere man einen substanziellen Teil des Währungsbedarfes bereits im Voraus ab. So hat auch das auf Carreisen spezialisierte Unternehmen bereits im November 2014 die für das Folgejahr vorgesehene Menge an Euros gekauft – zum damaligen Kurs von 1.23. Ähnlich präsentiert sich die Situation bei MTS Reisen aus Neuenhof. EinTeil der angebotenen Reisen wurde bereits zwei Jahre im Voraus bezahlt. Im Gegensatz hierzu jedoch seien Pauschalreisen zu betrachten, welche durch die Aufhebung der Eurountergrenze ganz klar günstiger geworden sind: «Dorthaben wir aktuell ein Preisniveau wie in Deutschland», so Marcel Winter von MTS Reisen. Wer also kurzfristig Badeferien plant, muss nicht zwingend über die Grenze gehen, um an gute Angebote zu kommen.

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