Die Diskussion um eine Fusion ist neu lanciert

Ehemalige Exekutivmitglieder aus Killwangen wollen das Thema Zusammenschluss mit Spreitenbach neu aufrollen. Sie gründeten ein Initiativkomitee und wollen über ein ­Fusionsbekenntnis abstimmen lassen.

Am Bahnhof sind die beiden Gemeinden bereits vereint. Walter Schwager/Archiv

«Mehrere Monate fehlte ein Gemeinderatsmitglied, das war einer der Haupttreiber für uns, das Thema Gemeindezusammenschluss wiederaufzunehmen», sagt Patrick Bellini (parteilos). Mit wir meint er nicht nur sich, sondern auch Alois Greber (parteilos) und Markus Würsch (Mitte). Alle drei waren selbst jahrelang Mitglieder des Killwangener Gemeinderats. Greber war bis 2013 Ammann und Würsch ist zurzeit noch Präsident der Mitte-Ortspartei. «In kleinen Gemeinden wie Killwangen haben Gemeinderäte beschränkte Kapazitäten. Das verunmöglicht, die anstehenden Themen und Aufgaben umfassend zu managen und Lösungen zeitnah umzusetzen.»

Für die drei Männer liegt die Lösung in einer Fusion mit Spreitenbach. «Spreitenbach bearbeitet mehrheitlich dieselben Themen wie Killwangen. Jedoch aufgrund ihrer höheren Kapazitäten in der Gemeindeexekutive, der Verwaltung und den Behörden können sie die strategischen und operativen Themen und Aufgaben gezielter zuweisen, wirkungsvoller angehen und Lösungen realisieren.»

Initiativkomitee gegründet

Bereits im November 2013 hat sich die Bevölkerung mit einem Zusammenschluss mit Spreitenbach befasst. Allerdings waren die Killwangenerinnen und Killwangener damals dagegen. Für Bellini, Greber und Würsch kein Grund, sich des Themas nicht nochmals anzunehmen. «Da wir aufgrund der zum Teil lückenhaften Besetzung von Exekutiv- und Behördenmitgliedern, der finanziellen Situation verbunden mit einer hohen Nettoschuld pro Einwohner, der schwankenden Qualität im Schulwesen sowie einer stagnierenden Gemeindeinfrastruktur während der letzten Jahre wie auch in Zukunft keine positive Entwicklung in Killwangen sehen, greifen wir das Thema wieder auf.» Deshalb haben sie ein Initiativkomitee gegründet, das sich für einen Gemeindezusammenschluss einsetzt. Für sie ist klar: Ein möglicher Zusammenschluss würde eine «kontinuierliche, stabile und professionelle Besetzung der Gemeindeexekutive und -verwaltung sicherstellen» und zu einer «Steigerung an fachkompetenten Behördenmitgliedern» führen, wie sie auf ihrer soeben aufgeschalteten Website unter www.gzs-killwangen.ch ausführen. Als weitere Argumente führen sie dort die Nutzung von Synergieeffekten und die Erzielung von Kosteneffizienz auf. «So könnte zu einer positiven Weiterentwicklung von Killwangen und zur Verbesserung der Aussenwirkung und der Standortattraktivität beigetragen werden», so Bellini.

Traktandum an der nächsten Gemeindeversammlung

Das Initiativkomitee will, dass die Bevölkerung in Killwangen und Spreitenbach sachlich über einen möglichen Zusammenschluss diskutiert. Ihre Ideen haben sie dem Spreitenbacher und dem Killwangener Gemeinderat und der Geschäftsprüfungskommission von Killwangen präsentiert.

Nun will das Komitee herausfinden, ob in der Bevölkerung ein breites Bedürfnis für einen Zusammenschluss besteht und die Ausarbeitung eines Fusionsbekenntnisses gewünscht wird. Um diese Frage zu klären, wird an der Gemeindeversammlung Ende November in Killwangen eine Konsultativabstimmung durchgeführt. So kann die Meinung der Bevölkerung abgeholt werden, ohne dass daraus eine rechtliche Verpflichtung entsteht.

Gemeinderat ist neutral

Der Killwangener Gemeindeammann Markus Schmid (Mitte) bestätigt auf Anfrage, dass die Konsultativabstimmung traktandiert wird und der Gemeinderat vom Komitee proaktiv informiert und in die Schritte miteingebunden worden ist. «Entscheidend für das weitere Vorgehen ist die Stimmung in der Bevölkerung. Mit der Konsultativabstimmung soll der Puls der Stimmberechtigten gefühlt werden.»

Der Gemeinderat selbst äussert sich nicht für oder gegen einen Zusammenschluss. «Wir begleiten den Prozess im Moment neutral und ergebnisoffen», so Schmid. Strategische Überlegungen über die Zukunft von Killwangen sei Teil vom Aufgabengebiet des Gemeinderats. Schon heute würden die beiden Gemeinden erfolgreich zusammenarbeiten. «Wir haben auf vielen Ebenen einen positiven Austausch. Diese Zusammenarbeit wäre sicher ausbaubar. Von weiteren Schritten zu sprechen, ist aus heutiger Sicht viel zu früh.»

Auch der Spreitenbacher Ge­meindepräsident Markus Mötteli (Mitte) bestätigt auf Anfrage, dass der Gemeinderat informiert worden sei – in die Diskussion einmischen wolle man sich aber im Moment nicht: «Aus unserer Sicht ist zuerst eine interne Meinungsbildung in Killwangen zu diesem Thema erforderlich.» Der Gemeinderat Spreitenbach sei grundsätzlich gesprächsbereit für alle Formen der Zusammenarbeit. «Das war auch in der Vergangenheit so. Bisher haben wir immer Lösungen gefunden.»

Podiumsdiskussion geplant

Als nächsten Schritt plant das Initiativkomitee im Oktober eine Podiumsdiskussion. «So können wir aufzeigen, weshalb wir einen Gemeindezusammenschluss von Killwangen und Spreitenbach sinnhaft finden.»

Ob auch die Mehrheit der Bevölkerung das so sieht, wird sich dann an der anschliessenden Abstimmung an der Wintergmeind zeigen. «Wenn nicht, ist das Thema für uns gelaufen», so Bellini.

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