Die neue Schulführung im Q&A: Killwangen
Per Anfang 2022 wird die Schulpflege im Kanton Aargau abgeschafft. Die Schulen der Limmatwelle-Gemeinden sagen, was sich nun alles ändern wird, womit man zufrieden ist und womit nicht.
Es war ein historischer Entscheid, als sich das Aargauer Stimmvolk 2020 mit 58 Prozent dazu entschieden hatte, die Schulpflege abzuschaffen und damit die Führungsstrukturen neu aufzurollen. Arbeitsgruppen haben in allen Gemeinden seither daran gearbeitet, Ressourcen neu zu verteilen, neue Prozessabläufe und Verantwortlichkeiten zu definieren. Denn neu wird ab 2022 direkt der Gemeinderat über schulische Belange entscheiden, da ihm die Aufgaben der Schulpflege zukommen. Gerade in kleineren Gemeinden – wie zum Beispiel Killwangen – kommt eine Ressourcenfrage auf, denn: Das Ressort Schule wird nun um einiges mehr Aufwand für den Gemeinderat generieren.
Der Fahrplan für die Neuorganisation galt im Vorfeld als ambitioniert. Dies, weil die ursprünglich für Mai geplante Abstimmung wegen der Coronakrise nicht stattfinden konnte und auf den September verlegt wurde.
Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP) gab sich nach der Abstimmung aber mit dem Resultat zufrieden. Das Thema sei schon seit 2006 im Raum gestanden, daher sei er zufrieden, dass man jetzt eine Antwort gefunden habe, wie es mit der Schule nun weitergehen solle.
Überlassen hatte man den Gemeinden zum Beispiel die Entscheidung, ob man eine Schulkommission oder eine Delegation für beschwerdefähige Entscheide einführen wolle.
Mehrere Limmatwelle-Gemeinden haben an den Gemeindeversammlungen ihre Schulpflegemitglieder verabschiedet. Im Q&A verrät Gemeinderat Markus Schmid (Die Mitte), wie die Neuorganisation in Killwangen funktioniert.
Was ist für den Gemeinderat die wichtigste Änderung? Der Gemeinderat übernimmt in der neuen Führungsstruktur die Gesamtverantwortung für die Schule, dies mit allen Kompetenzen und Aufgaben. Somit erfolgen die Führung, die Entwicklung/Strategie und die Führung der Finanzen zukünftig aus einer Hand. Das Ressort Bildung gewinnt im Gemeinderat sehr stark an Bedeutung und Wichtigkeit und muss daher mit Fokus und genügend Ressourcen betreut werden. Diesem Umstand wurde in der neuen Ressortverteilung Rechnung getragen.
Was ist für die Eltern die zentralste Neuerung? Für Eltern ändert sich wenig. Die ersten Anlaufstellen werden wie bisher die verschiedenen Lehrpersonen sowie die Schulleitung sein. Ein Delegationsreglement regelt neu, auf welchen Stufen die wichtigsten schulischen Entscheide getroffen werden. Bei gewissen Entscheiden kann es sein, dass der Gemeinderat anstelle der Schulpflege in Kontakt mit den Eltern tritt. Da für die Eltern die Anlaufstelle Schulpflege, welche sich nur um die Schulbelange gekümmert hat, entfällt, wird sich der Gemeinderat als neue schulverantwortliche Behörde bemühen, vermehrt mit den Eltern in den Austausch zu kommen.
Was ist die kontroverseste/schwierigste Entscheidung, die Sie treffen mussten? Es gab zum Glück keine schwierigen Entscheidungen, weil alle Involvierten motiviert, sachlich, zielorientiert und professionell im Projekt und bei allen Entscheidungen mitgearbeitet und ihren Beitrag geleistet haben. Unsere Schule und die bisherige Schulpflege sind sehr gut organisiert. Es müssen wenig laufende Geschäfte/Pendenzen in die neue Organisation übertragen werden. Es kann aber durchaus eintreffen, dass mit den ersten Erfahrungen im Laufe des nächsten Jahres getroffene Entscheide oder Prozesse angepasst oder revidiert werden müssen. Flexibilität, Verständnis und die Bereitschaft zu Veränderungen werden auch dann wiederum wichtig sein.
Womit ist die Schule zufrieden? Womit nicht? Die lokale Umsetzung, die getroffenen Entscheide und die personellen Lösungen wurden zusammen erarbeitet und auf die Bedürfnisse der Schule abgestimmt und gewährleisten somit einen reibungslosen Übergang in die neuen Führungsstrukturen. Mit etwas Skepsis wird nach wie vor die Machtkonzentration (infolge der strategischen und finanziellen Führung) beim Gemeinderat angesehen. Alle Involvierten stehen aber hinter dem Entscheid und setzen sich zum Wohle unserer Kinder für eine erfolgreiche Projektumsetzung ein.
Wie verändert sich die Kommunikation zwischen Schule und Eltern? Es wird sich relativ wenig verändern. Die Schulleitung und die Lehrpersonen werden nach wie vor in den allermeisten Fällen direkt mit den Eltern kommunizieren. Das neue Delegationsreglement klärt die wichtigsten Zuständigkeiten. Eltern und der ressortverantwortliche Gemeinderat oder sogar der Gesamtgemeinderat werden nur bei weiterreichenden Entscheiden oder bei Uneinigkeiten früherer Instanzen miteinander in Kontakt kommen.
Während der Abstimmung hatten die Gegner befürchtet, es könne zu einer Machtkonzentration auf einer Seite – Schulleitung oder Gemeinderat – kommen. Wie haben Sie sichergestellt, dass die Machtverteilung gelingt? Die Kompetenzen und deren Delegation wurden gemeinsam im Projektteam besprochen und unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben festgelegt. Damit wurde eine ausgewogene Verteilung der Aufgaben und Kompetenzen, unter Berücksichtigung der operativen Schulabläufe, in der Schulleitung, beim Ressortinhaber und im Gesamtgemeinderat erreicht. Unter dem Strich bekommt die Schulleitung etwas mehr Kompetenzen in den Entscheidungen, diese vereinfachen aber vor allem das Tagesgeschäft.