Die Nordfisch AG wird liquidiert

Die ehemaligen Mitarbeitenden der Nordfisch AG haben sehnlichst darauf gewartet: Das Konkursverfahren über die Nordfisch AG wurde Ende April eröffnet. Nun hoffen sie auf Lohnzahlungen.

Peter Zurbuchen vor der Nordfisch AG in Killwangen: «Ich bin ein Stehaufmännchen.»zVg
Peter Zurbuchen vor der Nordfisch AG in Killwangen: «Ich bin ein Stehaufmännchen.»zVg

Am 28. April war es so weit, das Konkursverfahren über die Nordfisch AG in Killwangen wurde eröffnet. «Ich bin sehr froh, dass dieses Datum endlich feststeht. Die Warterei war schwierig», sagt Peter Zurbuchen, der ehemalige Leiter des Innendienstes der Nordfisch AG. Warum er erst eine Woche später erfuhr, dass das Konkursverfahren eröffnet worden war, ist ihm rätselhaft. 
Er und seine ehemaligen Kollegen warteten darum so sehnlichst auf die Eröffnung des Konkursverfahrens, weil sie erst dann den Antrag auf Insolvenzentschädigung einreichen konnten, um die drei noch ausstehenden Monatslöhne vom letzten Jahr zu erhalten. 

Die Limmatwelle berichtete im Februar ausführlich über den Fall der Nordfisch AG: Der Verwaltungsratspräsident und Geschäftsführer Claude Kaiser war im Oktober 2019 tot in einem Auto aufgefunden worden. Die anderen beiden Verwaltungsräte der Nordfisch AG, darunter die Witwe von Kaiser, traten aus dem Verwaltungsrat aus, bevor das Handelsregisteramt im November 2019 vom Tod des Verwaltungsratspräsidenten erfuhr. Dann stellte das Amt den sogenannten «Ordnungsmangel» der Aktiengesellschaft fest, weil diese ohne Verwaltungsrat dastand. Und, wie Zurbuchen in der Folge erfahren musste, zudem mit finanziellen Problemen. «Ich erhielt Anrufe von sehr wütenden Gläubigern», erzählte Zurbuchen im Februar der Limmatwelle. Er und seine Kollegen kündigten per 23. Dezember 2019 fristlos. «Auf Anweisung des mobilen RAV, da die Kündigungsfrist von drei Monaten wegen Produktionsstillstands nicht eingehalten werden konnte. Um die drei Monate Arbeit ohne Lohn von der Insolvenzentschädigung zu bekommen, habe ich bereits im Dezember alle nötigen Formulare ausgefüllt. Nur das Datum, wann das Konkursverfahren beginnt, fehlte noch», sagt Zurbuchen, der zurzeit immer noch auf Jobsuche ist und mittlerweile nicht nur mit den finanziellen, sondern auch mit psychischen Problemen zu kämpfen hat. Die Belastung im letzten halben Jahr war für ihn hoch, seine Geduld gefordert. «Aber ich bin ein Stehaufmännchen», sagt er kämpferisch.

Es kommt zu einem summarischen Konkursverfahren

Bis das Bezirksgericht Baden die «Liquidation von Amtswegen» der Nordfisch AG einleiten konnte, mussten bestimmte Fristen abgewartet werden. Dass der Eigentümer der Aktiengesellschaft verstorben war, beschleunigte diese Prozedur wohl nicht gerade und auch die aussergewöhnliche Coronasituation wirkte nicht gerade prozessbeschleunigend. Fakt ist, ein halbes Jahr nach der Feststellung, dass die Firma ohne Besitzer und Geschäftsführer ist. So kommt es nun zum summarischen Konkursverfahren. Zurbuchen rechnet mit etwa zwei Monaten, bis er den Lohn von der Insolvenzentschädigung erhält. «Zwei Monate für diesen einen Schritt sollten reichen», sagt er. 

Bis das summarische Konkursverfahren abgeschlossen ist, dauert es länger, das weiss auch Zurbuchen. «Bestimmt ein Jahr oder auch viel länger». Wie lange genau, da möchte sich die zuständige Amtsstelle in Baden auf Anfrage der Limmatwelle nicht festlegen und über die finanzielle Situation der Firma erst recht keine Auskunft erteilen. Wären zu wenig Mittel vorhanden, um die Verfahrenskosten zu bezahlen, so wäre, wie in solchen Fällen üblich, das Verfahren mangels Aktiven wohl eingestellt worden. Auch die Art des Konkursverfahrens, das bei dieser Liquidation angewendet wird, lässt Rückschlüsse auf die Finanzen zu: Das summarische Verfahren wird dann durchgeführt, wenn die Verhältnisse einfach sind oder die Firma nicht mehr viele Vermögenswerte besitzt. 

Bezüglich der Dauer des Verfahrens lässt sich nur so viel sagen: Im Gegensatz zu einem ordentlichen Konkursverfahren gilt das summarische Konkursverfahren als rasch und effizient, da bei diesem Verfahren auf die direkte Mitwirkung der Gläubiger verzichtet wird, zum Beispiel keine Gläubigerversammlungen stattfinden. In der Konkurspublikation der Nordfisch AG vom 8. Mai werden alle Gläubiger aufgefordert, ihre Forderungen samt Beweismitteln bis zum 8. Juni beim Konkursamt Aargau, Amtsstelle Baden, einzugeben. «Ich soll die Arbeit aufschreiben, die ich nach meiner Kündigung noch für die Firma geleistet habe, hat mir die Beamtin am Telefon gesagt», so Zurbuchen. 

Immer wieder sah er in den vergangenen Monaten an der Würenloserstrasse 2 in Killwangen nach dem Rechten, putzte Schmierereien weg, leerte den Briefkasten. «Ich weiss, dass solche Leistungen und auch die mehr als 300 Überstunden, die ich eigentlich noch zugute hätte, beim Konkursverfahren erst in dritter Instanz berücksichtigt werden. Zuerst kommen die Löhne, dann die Gläubiger», sagt Zurbuchen, dem nichts anderes übrig bleibt, als weiter geduldig zu warten und ansonsten: «Einfach machen lassen, die sollen jetzt arbeiten.» 

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