Die Schulden sind massiv gesunken
Der Finanzplan der Gemeinde Spreitenbach sieht positiver aus als erwartet. Aus diesem Grund konnte auch der Steuerfuss wiederum gesenkt werden.
«Uns geht es finanziell nicht so schlecht», stellt der Spreitenbacher Gemeindepräsident Markus Mötteli (Die Mitte) fest und ergänzt: «Dank guten Gewinnen und Sondereffekten in den letzten Jahren sind wir in der Lage, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.» Die Zuversicht spiegelt sich im neuen Finanzplan wider. Dieser ist nicht, wie üblich, auf 5, sondern auf 10 Jahre ausgelegt. In diesen 10 Jahren plant der Gemeinderat von Spreitenbach Investitionen von rund 40 Millionen Franken.
Spatenstich erfolgt im Januar
Die Schwerpunkte im Finanzplan sind das neue Gemeindehaus, die Umnutzung des heutigen Gemeindehauses zu einem Schulhaus, eine neue Turnhalle und der Erhalt von Strassen und Gebäuden. Zum Spatenstich für das künftige Gemeindehaus – es kostet rund 13 Millionen Franken – werden die Spreitenbacher im kommenden Januar schreiten. Danach werden auf dem Areal anderthalb Jahre lang Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter dafür sorgen, dass das Haus in die Höhe wächst. «Im Herbst 2023 soll es bezugsbereit sein», sagt Mötteli.
Der Bezug des neuen Gemeindehauses ist die Voraussetzung für das nächste grosse Projekt der Gemeinde. Das heutige Gemeindehaus soll künftig der Schule zur Verfügung stehen. Die Gemeindeversammlung hatte im Sommer den Projektierungskredit von 550000 Franken bewilligt. Es soll abgeklärt werden, welche Eingriffe in die Anlage nötig sein werden, um dort optimal unterrichten zu können. Dabei soll die Schule mitreden dürfen. Nach den momentanen Prognosen dürfte es in der Schule ab 2025 zu Engpässen kommen. Die steigenden Schülerzahlen erfordern zudem eine weitere Turnhalle. «Wo sie realisiert wird, ist noch in Abklärung», sagt Gemeinderat Roger Mohr (SVP). Er erwartet, dass die Halle rund 5 Millionen Franken kosten wird.
Zentrumsstrasse wird aufgewertet
Die Haltestelle Tivoli Garden der Limmattalbahn wird zur zentralen Verkehrsdrehscheibe in Spreitenbach. Der Gemeinderat will von hier aus für die Fussgänger attraktive Verkehrsbeziehungen anbieten. «Wir haben die Vorhaben beim Agglomerationsprogramm angemeldet», so Mötteli. Aus dem Programm des Bundes zur Förderung der Agglomerationen erhalten Gemeinden Geld. Unter anderem ist die Aufwertung der Zentrumsstrasse geplant. Davon sollen vor allem Fussgänger und Radfahrer profitieren. In den letzten Jahren hat die Gemeinde rund 20 Millionen Franken Schulden zurückbezahlt. Gleichzeitig hat sie das Schulhaus Hasel für fast 30 Millionen Franken saniert und ausgebaut. Momentan hat sie noch rund 8 Millionen Franken Schulden. «Das sind rund 600 Franken pro Einwohner», sagt Mohr. Der kantonale Richtwert für Gemeinden beträgt 2500 Franken. Im Finanzplan rechnet der Gemeinderat mit einem Zins von 0,75 Prozent. «Wir hoffen, dass diese tiefe Zinsbelastung noch einige Zeit anhält», sagt Mötteli. Die Gemeinden als sichere Schuldner geniessen in der Regel einen günstigeren Fremdkapitalzins als Privatpersonen oder Firmen.
Steuerprozentpunkte purzeln
Von der Situation soll nicht nur die Gemeinde als Ganzes profitieren, auch die Steuerzahler sollen etwas davon haben. «Dank der guten Finanzlage mussten wir 2019 den Steuerfuss nicht erhöhen», sagt Mohr. Auf dieses Jahr wurde der Steuerfuss von 108 auf 105 Prozent reduziert. «Per 1. Januar wird er auf 100 Prozent sinken», so Mohr. Die Gemeindeversammlung von vorletzter Woche hatte dies mit dem Budget 2022 beschlossen. Gemäss Budget werden die natürlichen Personen rund 17,6 Millionen Franken in den Gemeindehaushalt einbezahlen. Ein wichtiger Faktor für Spreitenbach sind die Aktiensteuern. Im nächsten Jahr wird mit 6,2 Millionen Franken gerechnet. Die Summe ist seit Jahren relativ konstant, was Planungssicherheit vermittelt. «Wir sind im Aargau die Gemeinde mit den vierthöchsten Firmensteuereinnahmen», sagt Mohr. Die Unternehmen sind zudem nicht sehr konjunkturabhängig, ein weiteres Plus für die Finanzplanung. Neben den Steuern ist der Beitrag aus dem kantonalen Finanzausgleich ein wichtiges Element der Spreitenbacher Finanzplanung. Er liegt bei 5 Millionen Franken. Gemeinderat Mohr erwartet, dass er aufgrund der Finanzlage rund 500000 Franken sinken dürfte.
Zurzeit zählt Spreitenbach zirka 12000 Einwohner. In den nächsten 15 Jahren dürften etwa 3000 dazukommen. «Momentan überarbeiten wir die Bau- und Nutzungsordnung», sagt der Gemeindepräsident. Im Bau befindliche Wohnhäuser sowie Erneuerungsbauten im Langäckerquartier dürften eher zum mittel- und hochpreisigen Segment gehören. «Das könnte uns möglicherweise bessere Steuerzahler bringen», sagt Mötteli.
Der Finanzplan mit den sehr vielen Detailbeträgen ist auf der Homepage der Gemeinde zu sehen.