Ein Jahr am Limit: Für die Ziellinie ging er an seine Grenzen
Jörg Arpke aus Killwangen hat es in seiner Altersklasse auf den 66. Platz beim WM-Ironman-Triathlon in Hawaii geschafft.
Er legt die Ellenbogen auf den Lenker und tritt in die Pedale: Das Rad beginnt an Ort und Stelle zu drehen. Zwischen Bügelbrett und Kartonkisten strampelt Jörg Arpke oft mehrere Stunden auf dem fixen Fahrrad in seinem Keller.
Der 50-jährige Killwangener hat Mitte Oktober am ältesten Triathlon über die Langdistanz der Welt teilgenommen, an der Ironman-WM auf Hawaii. Dort musste Jörg Arpke über drei Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und nochmals rund 40 Kilometer laufen.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/JiYHrxTg_ZM" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen=""></iframe> Nach zehn Stunden und 30 Minuten überquerte er als 66. Triathlet von rund 230 Personen seiner Altersgruppe die Ziellinie.
Über ein Jahr hat der gebürtige Deutsche dafür trainiert. «Ich habe zum ersten Mal mit einer Trainerin gearbeitet und ein hartes Programm verfolgt», sagt Jörg Arpke und steigt vom Trainingsfahrrad ab. Dabei war der Killwangener dieses Jahr nicht zum ersten Mal am Triathlon auf der pazifischen Insel.
Hauptsache gesund über die Ziellinie
Bereits 2011 konnte er zum ersten Mal in Hawaii starten – durch Zufall. «Ich habe damals einen Platz für die WM auf Hawaii in der Ironman-Lotterie des Ironman-Triathlon in Zürich gewonnen», so Jörg Arpke. Er setzt sich im Wohnzimmer an den Tisch und faltet die Hände vor sich. Sein Ziel damals: gesund über die Ziellinie kommen. Er schaffte es.
Doch was ihn noch mehr anspornte, war die Kritik: Die Art und Weise, wie er sich für die WM-Teilnahme qualifiziert hatte, passte nicht allen. «Jemand sagte mir, dass Leute wie ich nicht an die Ironman-WM auf Hawaii gehören.»
Jörg Arpke blickt ernst über die Ränder seiner Brille, dann schmunzelt er: «Da dachte ich mir, okay, dann komme ich wieder ohne Lotterie.» Es stand fest: Jörg Aprke wollte sich für den grossen Triathlon qualifizieren.
WM-Teilnahme, aber richtig
Vor zwei Jahren schaffte er es dann. «Jedoch nur, weil einige Leute vor mir ihren Platz nicht wahrnahmen.» Für den ehrgeizigen Hobbysportler nicht gut genug: Er wollte es noch einmal probieren und sich den Startplatz für die WM-Teilnahme richtig holen.
So kam es, dass er vor über einem Jahr mit dem professionellen Training begann. Es lohnte sich: Am Ironman in Lanzarote konnte sich Jörg Arpke für den heiss begehrten Triathlon auf Hawaii qualifizieren.
Bis zu zwölf Stunden strampelte der Killwangener jedes Wochenende, um sich zu qualifizieren. Nach der Arbeit ging er unter der Woche schwimmen und laufen.
Das Familienleben hat gelitten
Zwischen Beruf und Training blieb nicht mehr viel Zeit für seine Frau und die neunjährige Tochter. Zwar habe er sich bemüht, immer wieder Zeit für die beiden einzuräumen, doch: «Das Familienleben litt schon unter dem harten Trainingsplan.»
Obwohl weder seine Frau noch seine Tochter selbst Triathlon betreiben, standen sie hinter ihm und begleiteten den Hobbysportler schlussendlich auch nach Hawaii.
«Es macht sehr glücklich, wenn im Ziel jemand auf einen wartet», sagt Jörg Arpke, lächelt kurz und richtet sich auf. Doch noch einmal so trainieren, das komme im Moment nicht infrage. Im Moment geht der 50-Jährige einmal in der Woche ins Schwimmbad und joggt in der Mittagspause.
Sportlich war er seit seiner Kindheit
Sport hat Jörg Arpke bereits als Kind entdeckt. 25 Jahre hat er in seiner Heimatstadt in der Nähe von Düsseldorf Fussball gespielt. Als er 1999 als Ingenieur für die ABB in die Schweiz zog, legte er das runde Leder zur Seite.
«Ich habe dann das Snowboarden entdeckt, was ich lange Zeit sehr angefressen verfolgt habe.» Sogar im Sommer sei er jedem Schneeflecken hinterhergejagt.
Per Zufall entdeckte er 2006 dann seine Leidenschaft für den Triathlon: Sein damaliger Chef offerierte das Startgeld für den «Tägiti» in Wettingen. «Also holte ich meine Badehose aus dem Schrank und putzte mein Mountainbike.»
Kondition, das war nie ein Problem
Um seine Kondition habe er sich nie Sorgen gemacht – schliesslich hat er immer einen Sport getrieben. Die Stimmung und die Kombination aus den drei Disziplinen überzeugten den Killwangener schliesslich: Er begann, regelmässig an Triathlons teilzunehmen.
Und jetzt ist alles vorbei? «Nein, ganz bestimmt nicht», sagt Jörg Arpke und fügt an: «Ich bin bereits für einen Triathlon in Kopenhagen angemeldet.» Priorität habe jetzt aber die Familie. Den Sport werde er, solange es ihm Spass macht, weiterverfolgen. Nach Hawaii muss er dafür aber nicht mehr.
Bereits überlegt sich Jörg Arpke auch, sein Hobby weiterzugeben. «Ich würde gerne eine Lauf- oder Triathlongruppe für Kinder in Killwangen gründen.» Noch steckt die Idee in Kinderschuhen. Fest steht: Jörg Arpke würde seine Begeisterung für sein Hobby gerne teilen.