Englisch statt Zonenpläne
Alois Greber gibt Ende Jahr sein Amt als Gemeindeammann ab.
Sie waren zwölf Jahre Gemeinderat und drei Jahre Gemeindeammann. Was hat Sie dazu bewogen, sich so lange politisch zu engagieren? Alois Greber: Ich bin schon politisch aktiv, seit ich 18 Jahre alt war. Das hat wahrscheinlich mit meiner Grundeinstellung zu tun, dass man sich einbringen muss, wenn einem etwas nicht passt. Mitgestalten zu können, war mir immer sehr wichtig.
Ihre kurzen Reden waren legendär – haben Sie an offiziellen Anlässen bewusst nie viele Worte verloren? Alois Greber: Ja, denn das hat seinen Ursprung im Selbererlebten: Als Feuerwehrmitglied und auch andernorts musste ich mir immer wieder lange Reden anhören und habe dabei festgestellt, dass niemand Reden hören will, die länger als fünf Minuten dauern. Ich wollte das selber anders machen.
Was werden Sie aus Ihrer Zeit als Gemeindeammann vermissen? Die Treffen und die Kommunikation mit den Ammännern aus anderen Gemeinden. Das war immer sehr inspirierend. Aber auch die Gemeinschaft im Gemeinderat, die man sich nicht selber ausgesucht hat. Und darin im Team etwas zu erreichen. Zudem wird es mir fehlen, mein ursprüngliches Ziel zu verfolgen, nämlich für das Dorf Dinge umsetzen zu können.
Was sind Sie froh, los zu sein? Eine schöne Erleichterung ist die Verantwortung für viele Dinge, die ich nun los sein werde. Aber auch die zeitliche Beanspruchung.
Werden Sie sich weiterhin politisch engagieren? Vorerst werde ich politisch Pause machen. Ich kann mir aber vorstellen, später für das Wohl des Dorflebens wieder eine nicht-politische Aufgabe zu übernehmen.
Was war der Höhepunkt Ihrer Zeit als Gemeindeammann? Dass ich anstehende Zukunftsprobleme wie den Kindergarten, das Schulhaus und die Zonenplanung während meiner Amtszeit auf den Weg bringen konnte.
Was war der Tiefpunkt? Die ewigen Anfeindungen.
Wie gut steckt man Ärger wie den aus dem vergangenen Jahr bezüglich der Zonenplanung weg? Ich habe das nicht so locker weggesteckt. Mich hat das immer getroffen. Der Rückhalt in der Familie ist in solchen Momenten entscheidend.
War dieser Ärger Auslöser dafür, dass Sie nicht mehr antreten? Nein, eigentlich überhaupt nicht. Es war aber auch kein Grund zu bleiben. Mein Rücktritt wurde dadurch aber nicht ausgelöst.
Was sind die Gründe für Ihren Rücktritt? Ich möchte mich beruflich noch einmal neu orientieren. Letzten Sommer habe ich bereits versucht, die Arbeitsstelle zu wechseln, musste aber feststellen, dass dies aufgrund der Anforderungen als Gemeindeammann praktisch unmöglich ist.
Auch gesundheitliche Gründe haben diese Entscheidung mitbeeinflusst. Ich musste mich fragen, wie viel persönliche Gesundheit mir das Wohl von Killwangen wert ist. Ich habe nun 12 Jahre lang viel für die Gemeinde gegeben – jetzt bin ich wieder an der Reihe.
Wie geht das Jahr 2014 nun für Sie weiter? Da wartet viel Unbekanntes. Ich werde künftig mehr zu Hause sein und Abende mit der Familie verbringen – meine 12-jährige Tochter kennt mich ja nur als Gemeinderat. Auch bezüglich Ausbildung und Sport habe ich noch einiges vor. Die Zeit wird sich sicher ganz von selbst füllen.
Was gehen Sie an, was bisher aus Zeitgründen nicht möglich war? Ich werde wieder intensiv Englischkurse besuchen. Das nachzuholen, ist eines meiner Ziele.
Gehen Sie mit einem lachenden oder weinenden Auge oder mit beidem? Eigentlich mit einem lachenden, denn für mich stimmt die Entscheidung. Ich hinterlasse eine funktionierende Verwaltung und einen Gemeinderat, der Erfahrung hat und alles gut managen wird. Der Zeitpunkt zu gehen ist gut.
Welches Fazit ziehen Sie? Ich habe diese zwölf Jahre als sehr intensiv erlebt und habe viel gelernt. Es war spannend, ein solches Amt innezu- haben. Man lernt menschliche Facetten kennen, die einem sonst verborgen bleiben würden, und das prägt einen. Dass es mir und dem Gemeinderat gelungen ist, Killwangen in der Region zu positionieren als Partner, mit dem man spricht und der Teil der Region ist – da haben wir viel erreicht. (ska)