Für Zusammenarbeit, gegen Fusion
Im Interview begründet Gemeindeammann Werner Scherer, warum der Gemeinderat die Zukunft von Killwangen in der Zusammenarbeit sieht und dem Stimmvolk Beibehaltung des «Status quo» empfiehlt.
Was spricht Ihrer Meinung nach gegen eine Fusion mit Spreitenbach? Killwangen hat keinen – auch keinen finanziellen – Nutzen bei einer Fusion. Wir würden unsere Identität und Selbstständigkeit verlieren, könnten nicht mehr direkt eingreifen und Hilfestellungen leisten, wenn jemand von der Bevölkerung Not erleidet oder um Hilfe bittet. Der Gemeinderat sieht einen Verlust des persönlichen Kontaktes zwischen Bürger und der Verwaltung und der direkten «Pulsführung» bei der Bevölkerung.
Wo sieht der Gemeinderat die Zukunft für Killwangen? In der Intensivierung der regionalen Zusammenarbeit. Wir sehen keinen Sinn, zwei Gemeinden zusammenzuführen, sondern wollen lieber auf die Fusion einer Grossgemeinde Limmattal warten und uns zu einem späteren Zeitpunkt dort angliedern.
Kann Killwangen alleine weiter bestehen? Ja, dank der Zusammenarbeit im Bereich Zivilstandsamt, Oberstufe, Betreibungsamt, Feuerwehr, Polizei, Regionale Frühwarnorganisation (RFO) und Zivilschutz läuft es gut. In Zukunft werden wir noch weitere Zusammenarbeit anstreben, beispielsweise im Bereich der Spitex. In der Schulsozialarbeit werden wir ab Anfang Jahr mit Wettingen zusammenarbeiten.
Warum bevorzugt der Gemeinderat Zusammenarbeit vor Fusion?So können wir als Gemeinde trotzdem eigenständig bleiben, was bei einer Fusion nicht möglich wäre. Wir haben jetzt knapp 2000 Einwohner, rund 100 Wohnungen sind in der Projektierung, sodass wir in absehbarer Zeit rund 2300 Einwohner sein werden. Das ist gross genug, um eigenständig zu sein, uns geht es gut. Dieses schrittweise Fusionieren macht für uns jedoch keinen Sinn. Wir wollen so lange eigenständig bleiben wie möglich.
Auch wenn kleinere Gemeinden schneller vor dem Problem stehen, nicht alle politischen Ämter decken zu können? Im Moment haben wir kein Problem damit, Mitglieder für Kommissionen und politische Ämter zu finden.
Hat sich für Sie der grosse Aufwand der Abklärungen trotz Ihrer Empfehlung «Beibehaltung Status quo» gelohnt? Ja, wir wollten wissen, was es uns bringt, und die Vor- und Nachteile sehen. Vor dieser Abklärung hatte man keine Fakten als Entscheidungsgrundlage, sondern musste sich ganz aufs Bauchgefühl verlassen. Jetzt hat man eine übersichtliche, klare Entscheidungsgrundlage. Nun wollen wir die Fakten der Bevölkerung vorlegen und wissen, wie sie dazu steht.
Sie wollen weiterhin mit Spreitenbach zusammenarbeiten, deren Gemeinderat für eine Fusion war. Gefährdet das die Zusammenarbeit? Nein, der Gemeinderat Killwangen hat an seiner Klausur vom 23. März 2015 seinen Entschluss festgelegt. Schlussendlich entscheidet das Stimmvolk, wir geben nur eine Empfehlung ab. Von unserer Seite her ist keine Missstimmung da, wir sind nach wie vor für weitere Zusammenarbeit offen – auch mit Spreitenbach.
Wann kann die Bevölkerung Einsicht in die Unterlagen nehmen? Ich hätte die Bevölkerung gerne vor den Medien informiert. Am 15. Oktober wird in der Mehrzweckhalle Zelg in Killwangen «Tag der offenen Bücher» stattfinden, an dem alle Facharbeitsgruppen den Schlussbericht öffentlich auflegen und vorstellen werden und die Fragen der Bevölkerung beantworten.