«Ich würde gerne zur Stabilität beitragen»
Pascal Froidevaux stellt sich als Gemeinderat zur Wahl. «Die Schule Killwangen hat Probleme und als Betroffener würde ich gerne mithelfen, die Situation zu verbessern», begründet er.
Warum stellen Sie sich als Gemeinderatskandidat zur Verfügung? Pascal Froidevaux: Ich habe in der Limmatwelle gelesen, dass sich niemand als Kandidat gemeldet hat, und war sehr überrascht darüber. Ich hatte erwartet, dass es genügend gut qualifizierte Kandidaten gibt, und habe mich deshalb nicht beworben. Als ich erfuhr, dass das nicht der Fall ist, meldete ich mich beim Gemeindeammann. Nach dem Gespräch habe ich entschieden, mich gerne als Gemeinderat zur Verfügung zu stellen, und hoffe, dass ich gewählt werde.
Was hat den Ausschlag gegeben? Meine Motivation und meine Stärken liegen im Bereich Schule und Bildung. Weil diese Kompetenzen im Gemeinderat aktuell fehlen, wird für dieses Ressort ein Gemeinderat gesucht. Ich würde gerne zur Stabilität und Qualitätssteigerung beitragen. Die Schulsituation in Killwangen ist schwierig, es gab viele Lehrerwechsel und die Stelle des Schulleiters war vakant. Wir haben als Familie die Auswirkungen erlebt: Unser Sohn hatte vor zwei Jahren keine zuständige Lehrperson, sondern ständige Lehrerwechsel und manchmal gar keinen Lehrer. Er sass im Gang und malte Bilder. Er hat sehr darunter gelitten, war unterfordert. Wir schickten ihn deshalb ein Jahr lang an eine Privatschule. Das ist kein Zustand. Es braucht ausgebildete Lehrpersonen, die auf die Kinder eingehen und nicht nur Hausaufgaben verteilen. Meine Motivation, zu kandidieren, ist aus dieser persönlichen Betroffenheit heraus entstanden. Ich möchte mithelfen, dass sich die Situation verbessert.
Was ist Ihr Lösungsansatz? Ich kann keine Lehrer herzaubern, aber würde als Gemeinderat gerne mithelfen, bessere Voraussetzungen zu schaffen, damit sich qualifizierte Lehrer bewerben. Ein Ansatz wäre, Lehrpersonen im administrativen Bereich zu entlasten, ihnen mehr Möglichkeiten zu geben, disziplinarisch einzugreifen, wenn Schüler den Unterricht stören. Die neue Schulleitung wirkt bereits stabilisierend. Ich würde mich dafür einsetzen, dass der Gemeinderat bei Problemen interveniert und bei der Lösungsfindung mithilft, anstatt von oben herab zu bestimmen. Vielfach haben die Lehrer die besten Lösungsansätze, weil sie das grösste Wissen haben. Der Gemeinderat muss ihnen die Möglichkeit geben, Hilfe und Unterstützung holen zu können.
Sie haben als Vater schlechte Erfahrungen gemacht, hat der Gemeinderat keinen guten Job gemacht? Ich habe mit dem zurückgetretenen Gemeinderat Martin Kreuzmann gesprochen. Er war sehr motiviert. Doch es war nicht möglich, in so kurzer Zeit Strukturen zu etablieren und Stabilität reinzubringen. Deshalb würde ich mich auch über die angebrochene Amtsperiode hinaus zur Verfügung stellen.
Viele wollen aus Zeitgründen nicht kandidieren. Sie haben Familie und sind voll berufstätig. Finden Sie trotzdem genug Zeit dafür? Ich habe mich über den Arbeitsaufwand informiert und könnte das prästieren. Meine Frau würde mich dabei unterstützen.
Welche Erfahrungen bringen Sie im Bereich Bildung mit? Ich habe an der Universität Fribourg und in Hawaii Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Finanzen studiert und doktoriert. Während des Studiums habe ich am Gymnasium und an der Universität Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Recht unterrichtet. Ich habe sehr gerne unterrichtet und weiss, wie Schulen organisiert sind.
Können Sie nachvollziehen, dass der Lehrerberuf an Attraktivität verliert? Es herrscht grosser Druck von verschiedenen Seiten; auch von Schülern und Eltern, die immer mehr mitreden wollen. Bürokratie, Klassengrössen und Leistungsunterschiede nehmen zu. Und ich nehme wahr, wie energiegeladen unsere eigenen Kinder sind, und habe Verständnis, dass es nervlich anstrengend ist, 20 Kinder während Stunden zu unterrichten.
Bringen Sie auch politische Erfahrung mit? Nein. Meine Motivation kommt aus der Sachpolitik. Die Schule Killwangen hat Probleme und als Betroffener würde ich gerne mithelfen, die Situation zu verbessern.
Wie sähen Sie Ihre Rolle im Gemeinderat? Ich finde es wichtig, sich auf seine Kompetenzen zu fokussieren und nicht überall mitreden zu wollen. Ich würde mich auf den Bildungsbereich konzentrieren.
Vor acht Jahren lehnten 66 Prozent der Killwangenerinnen und Killwangener eine Fusion mit Spreitenbach ab. Die mehrmonatige Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Gemeinderat zeigt, dass es in einer kleinen Gemeinde jedoch nicht einfach ist, alle Ämter zu besetzen. Sind Sie für oder gegen eine Fusion? Ich respektiere den Willen der Bevölkerung und bin gleicher Meinung. Man muss nicht die Fusion, sondern das Zusammenarbeiten vorantreiben. Eine kleine Gemeinde muss kein Nachteil sein, es ist eine Frage des Managements. Man muss nicht alles neu erfinden, sondern kann schauen, was nicht funktioniert, und daraus lernen.
Was ist Ihnen als Mensch wichtig? Meine Familie und dass man im Dorf gut zusammenleben kann, auch zwischen den Generationen. Dazu gehört auch die Schule. Ich bin sehr naturverbunden, mache viel Sport. Ich fahre beispielsweise meistens mit dem E-Bike der Limmat entlang zur Arbeit nach Zürich.
Ihr Name lässt darauf schliessen, dass Sie aus der Westschweiz stammen; wo sind Sie aufgewachsen und wieso zogen Sie nach Killwangen? Der Name stammt aus dem Kanton Jura, ich bin in Fribourg aufgewachsen. Aus beruflichen Gründen zogen meine Frau und ich nach Altstetten und suchten ein Haus im Umkreis von 20 Minuten zu Zürich. Nach Killwangen kamen wir vor 17 Jahren durch einen glücklichen Zufall. Wir fuhren mit dem Velo durchs Dorf und kamen mit dem Vorbesitzer, der das Haus verkaufen wollte, ins Gespräch. Uns gefiel der Garten so gut, dass wir das Haus kurz entschlossen kauften und seither hier leben.
Weil Sie nach der offiziellen Frist kandidierten, sind Sie in den Wahlunterlagen nicht aufgeführt. Betreiben Sie noch Wahlkampf? Viele haben wohl schon abgestimmt und ich habe letzte Woche gesehen, dass nun doch noch jemand kandidiert. Für einen grossen Wahlkampf ist die Zeit zu knapp. Wir haben einen Flyer erstellt, den wir nun im Dorf herumschicken.
Was wünschen Sie sich für die Gemeinde Killwangen? Dass sie als kleine attraktive Gemeinde eigenständig bleiben kann und trotzdem den Service und die Leistungen erbringt, die der Bürger erwartet, und so auch für Neuzuzüger attraktiv ist.