Ihn faszinieren die Bienen wegen der Gerüche

Der Killwangener Peter Bertschinger kümmert sich um 150 Bienenvölker. 16 davon stehen auf der Kantonsgrenze zwischen Dietikon und Spreitenbach. Andere mitten in der Stadt Zürich.

Imker Peter Bertschinger auf einem Feld zwischen Spreitenbach und Killwangen. Hier stehen 16 Bienenvölker.Rahel Bühler
Imker Peter Bertschinger auf einem Feld zwischen Spreitenbach und Killwangen. Hier stehen 16 Bienenvölker.Rahel Bühler

Eingebettet zwischen den Bahngeleisen Richtung Zürich, dem Hilton Hotel und dem «Recyclingparadies» liegen mehrere Felder. In der Luft liegt ein Gemisch aus Abgasen und Landwirtschaft. Es wachsen Sonnenblumen und Klee. Bei genauem Hinsehen sind mehrere fast quadratische Holzkistchen auf dem Feld sichtbar. Diese Kisten heissen Magazine im Fachjargon. In jedem Magazin lebt ein Bienenvolk. Auf einem Feld an der Gemeindegrenze von Dietikon und Spreitenbach stehen derzeit 16 Magazine. Sie gehören dem Killwangener Peter Bertschinger. Er ist Imker. Seit Kurzem sogar mit eidgenössischem Fachausweis.

Bertschinger beschäftigt sich seit 25 Jahren mit Bienen. «Damals lebte ich in der Westschweiz. Der Pfarrer fragte mich, ob ich ihm mit seinen Bienen helfen würde», erinnert sich der heute 56-Jährige. Dieser Pfarrer sei dann sein «Bienengötti» geworden. Von ihm habe er das Handwerk der Bienenhaltung gelernt: «Ihm konnte ich bei seiner Arbeit mit den Bienen über die Schulter schauen und direkt Fragen stellen.»

Nach zehn Jahren in der Romandie kehrte Bertschinger zurück in die Deutschschweiz. Zog nach Kilchberg. Erwarb drei Bienenvölker in Adliswil. Und besuchte einen zweijährigen Imkergrundkurs im bündnerischen Landquart.

Vor Kurzem schloss er seine Ausbildung zum Imker mit Fachausweis ab

Bertschinger steht vor einer der 16 Holzkisten, öffnet sie und nimmt vorsichtig eine Wabe heraus. Mit der Wabe zieht er auch mehrere Dutzend Bienen aus der Kiste. Er schaut sich die Brut und den Futtervorrat an. «Im Moment entstehen Winterbienen», erklärt er. Im Gegensatz zu den Sommerbienen, die nur um die 35 Tage leben, überstehen die Winterbienen sechs bis neun Monate. Gemeinsam mit der Königin sichern sie so den Fortbestand des Volkes.

Um Bertschinger herum schwirren Bienen. Mehrere sitzen auf seinem Handrücken. Er regt sich nicht: «Je ruhiger man selbst ist, desto ruhiger sind auch die Bienen», weiss er.

Zu den drei Bienenvölkern in Adliswil kam später ein ganzes Bienenhaus im Sihlwald, nahe Langnau am Albis, dazu. Der vorherige Imker gab seine Tätigkeit auf. Immer wieder bildete sich Bertschinger weiter. Bald schon konnte er auch Neuimker ausbilden.

Mittlerweile kümmert sich der Killwangener um einige Völker mehr. «Wie viele Standorte ich habe? Das weiss ich gar nicht», sagt er, schmunzelt und zählt auf: «Einen in Adliswil, im Sihlwald, einen in Hausen, einen in Kilchberg, einen in Killwangen, einen in Zürich Enge und den hier, auf der Grenze zwischen Dietikon und Spreitenbach.» An diesen Standorten habe er über 100 Bienenvölker. Der ungewöhnlichste Standort dürfte jener in der Stadt Zürich sein: Diesen hat Bertschinger gepachtet. Er ist 2,5 Hektaren gross. Auf diesem Land beherbergt er mehrere Bienenvölker. Schafe weiden um sie herum und sorgen so dafür, dass das Gras nicht zu hoch wächst.

Wie viel Zeit der 56-Jährige für die Imkerei aufbringt, wisse er nicht. «Ich stehe mit der Sonne auf und beende die Arbeit, wenn sie untergeht.» Im Sommer habe er dementsprechend mehr Arbeit als im Winter. Einen typischen Tagesablauf habe er daher auch nicht. Er nehme alles vorneweg. Ein Hobby ist das schon lange nicht mehr: «Seit 2017 bin ich als Imker selbstständig», sagt der verheiratete Vater eines Sohnes. Von der Imkerei allein könne er aber nicht leben. Deshalb habe er verschiedene Zusatzerwerbe. So ist er im Besitz eines Fachausweises für Schädlingsbekämpfung. In dieser Funktion beseitigt er etwa Wespen- oder Hornissennester. Dieses Jahr sei dieser Dienst besonders gefragt: «Pro Woche habe ich drei bis vier Einsätze.»

In all diesen Jahren hat sich Bertschinger einen grossen Wissensfundus angeeignet. Das zeigt sich auch während des Interviews: Er erklärt ausführlich, welche Funktionen Bienen im Laufe ihres Lebens einnehmen oder welche Parallelen es zwischen der heutigen Imkerei und jener in der Zeit des Römischen Reichs gab. «Die Römer arbeiteten schon damals mit beweglichen Waben», weiss der Imker. Um sein Wissen zu «verfeinern», nahm er an einer weiteren Ausbildung teil: der vierjährigen Ausbildung zum Imker mit eidgenössischem Fachausweis. Über die Parallelen zwischen der heutigen Imkerei und denen der Römer hat er seine Diplomarbeit geschrieben.

Zusätzliche Faszination ist für den Killwangener die Heilkunst

An der Imkerei drangeblieben sei er wegen der Gerüche, bemerkt Bertschinger im Laufe des Gesprächs. «Bienen stellen mehrere Produkte her, die ausgesprochen gut riechen.» Unter anderem Propolis (siehe Kasten oben). «Wenn man das als Duftkerze anzündet, gibt das eine einzigartige herbsüsse Geschmacksentfaltung.» Zudem fasziniere ihn auch, wie man die verschiedenen Bienenprodukte im Gesundheitsbereich einsetzen kann. Er zeigt auf eine kleine Schnittwunde an seiner Hand: «Man kann zum Beispiel Honig auf einen Kratzer schmieren. Das unterstützt den Heilungsprozess und sorgt für eine schönere Vernarbung.»

 

Welche Produkte stellen Bienen her?

Honig ist der süsse Stoff, den die Bienen erzeugen, indem sie Nektar und Honigtau durch körpereigene Stoffe bereichern, in ihrem Körper verändern, in Waben speichern, trocknen und reifen lassen.

Blütenpollen sind die von Bienen gesammelten männlichen Keimzellen aus den Staubbeuteln von Blütenpflanzen. Sie sind mit Nektar oder Honigtau aus dem Bienenmagen befeuchtet und werden als Pollenhöschen zu Nahrungszwecken ins Bienenvolk eingetragen.

Gelée royale ist ein Sekret des Schlunddrüsensystems der Arbeiterbienen. Es wird den Königinnenlarven verfüttert.

Bienenwachs brauchen Bienen zum Bau der Waben. Sie bearbeiten es mit den Mundwerkzeugen. Wie Gelée royale wird es in der Kosmetik verwendet. Zum Beispiel in Cremes, Lotionen oder Lippenstiften.

Propolis: Bienen sammeln Harz von Rinden und Knospen der Bäume und verarbeiten es zu Propolis. So dichten sie ihr Nest ab. Der Mensch nutzt Propolis in der Medizin als natürliches Arzneimittel: Es ist ein starkes Desinfektionsmittel.

Bienengift verfügt neben der schmerzhaften Abwehrwirkung auch über vielfältige biologische Wirkungen und Heilwirkungen.

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