Ihre letzten Päckli für Rumänien
Marlen Würsch und Margrit Guertner schicken gemeinsam mit ihren Helfern am Samstag die letzten Weihnachtsgeschenke nach Rumänien.
Bis zur Decke hoch stapeln sich liebevoll verpackte Weihnachtspäckli im Mehrzweckraum der Siedlung Zelgmatt in Killwangen. Sage und schreibe 249 sind es an der Zahl. Man könnte fast meinen, man befinde sich in der Stube des Christkindes. Marlen Würsch und Margrit Guertner blicken mit einem zufriedenen Lächeln auf die vielen Geschenke. Sie haben die Präsente mit fleissigen Helferinnen in den vergangenen zwei Wochen eingepackt. Darin befinden sich Puppen, Kleider sowie Spielsachen. «Und in jedem Paket hat es eine Schoggi, eine Zahnbürste, eine Zahnpaste, eine Seife, ein Heft und Farbstifte», sagt Marlen Würsch.
Am Samstag werden Päckli abgeholt
Beschert werden damit kinderreiche Familien in Ostrumänien, die sich keine Weihnachtsgeschenke leisten können. Am Samstag, 18. Dezember, werden die Pakete mit einem Lieferwagen der Hilfsorganisation «Rumänien-Direkthilfe» abgeholt und rechtzeitig bis zum Fest nach Rumänien transportiert.
Würsch war das ganze Jahr damit beschäftigt, die Geschenke vorzubereiten. «Ich erhalte ganz viele Waren und lese dann aus, was noch brauchbar und schön ist», sagt die 89-jährige Killwangenerin. Schon das beanspruche viel Zeit und Platz. Doch damit nicht genug. Würsch nähte auch Decken, Hosen, Jäckchen, Etuis sowie Kleidchen, Schürzen, Lätzli und Täschli. «Für die Puppen habe ich zudem eine erste und eine zweite Garnitur genäht. Sie nützen ja nichts, wenn man sie nicht anziehen kann», sagt die Seniorin und lacht. Margrit Guertner kümmerte sich derweil um die Organisation, das Administrative und hielt den Einsatz und die Arbeit fotografisch fest.
Über 3000 Päckli verschenkt
Bereits seit 20 Jahren verschreiben sich die Frauen der Aktion. Über 3000 Weihnachtspäckli konnten sie und die vielen Helferinnen bereits nach Rumänien schicken. «Alles hat mit zwei, drei Päckli angefangen. Da sie so gut ankamen, kamen immer mehr dazu», erinnert sich Würsch. Sie zögerte nicht, sich für die Familien einzusetzen. «Es ist ein Akt der Nächstenliebe. Diese Menschen haben teilweise nicht mal Strom oder fliessendes Wasser, während wir in unseren warmen Stuben sitzen. Sie sollen wenigstens an Weihnachten etwas haben, worauf sie sich freuen können», so Würsch.
Diese schöne Tradition geht dieses Jahr jedoch zu Ende. «Leider sind einiger Helferinnen und Helfer der Organisation ‹Rumänien-Direkthilfe› schon längst pensioniert und wollen das erreichte Alter noch geniessen können. Deshalb findet danach kein Transport mehr statt», erzählt Guertner. Man höre mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf, so die 74-Jährige.
Die Kraft lässt nach
«Es stimmt für mich, dass es fertig ist. Ich werde in zwei Monaten 90, meine Kraft lässt nach», sagt Würsch. Sie habe diese Aufgabe sehr gerne gemacht, sei mit Leib und Seele dabei gewesen. «Ich möchte mich bei allen herzlich bedanken, welche die Aktion unterstützt haben. Sei es finanziell oder handwerklich», sagt Würsch. Froh ist Guertner, dass die Situation in Rumänien mittlerweile etwas besser ist. «Die Direkthilfe hat Früchte getragen, Schulen und Bauernhöfe wurden aufgebaut, die Jugendlichen erhielten Ausbildungen.»
Und so freuen sich die beiden nun noch auf das allerletzte Mal, dass sie Christkind für rumänische Kinder sein dürfen.