Killwangen soll moderat wachsen

Im Interview erklärt Gemeindeammann Alois Greber, was hinter der Zonenplanrevision steckt und wie er das Wachstum des Limmattals wertet.

Alois Greber informiert über die Zonenplanänderung. Foto: bär
Alois Greber informiert über die Zonenplanänderung. Foto: bär

Die Stimmbürger sollen im Herbst über die Änderung der Zonenplanung und der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) abstimmen. Worum geht es ? Alois Greber, Gemeindeammann: Nachdem die letzte Revision 15 Jahre her ist, überprüfen wir die Zonenplanung und BNO routinemässig und passen sie den Bedürfnissen und dem neuen Baugesetz an. Während früher jede Gemeinde für sich alleine plante, muss dies heute in Abstimmung der Siedlungs- und Verkehrspolitik im regionalen Kontext geschehen. Die Region und der Kanton haben eine klare Vorstellung davon, wo und wie gewachsen werden soll.

Wie sieht die Vorstellung aus? Es ist ein moderates Wachstum geplant. In Killwangen sollen die grossen Lücken sukzessive aufgefüllt werden. Nicht nach aussen, sondern nach innen. Die Grenzen zu den Nachbardörfern wollen wir nicht verändern.

Wie soll das konkret geschehen? Indem einerseits die Wiese Nächstäcker (westlich Gemeindehaus) eingezont wird, sodass darauf Mehrfamilienhäuser gebaut werden können, die Platz für rund 200 Einwohner bieten. Andererseits soll entlang der Kantonsstrasse aufgezont werden. Aus der Zone WG2 soll WG3 werden. Teilweise stehen Häuser auf nicht eingezontem Gebiet. Bei der Einzonung in den 70er-Jahren hat man es versäumt, sie einer Zone zuzuordnen. Entlang der Zürcherstrasse soll eine eher urbane Entwicklung entstehen, oberhalb des Gemeindehauses stattdessen der Dorfteil erhalten bleiben. Dort sehen wir von einer übermässigen Verdichtung ab. Auch die Wiese beim Schulhaus bleibt öffentliche Zone und dient als Reserve für künftige Generationen.

Wie kann die Gemeinde Einfluss auf die Bautätigkeit beim Nächstäcker nehmen? Es wird einen Gestaltungsplan über das Gebiet geben und darin ist beispielsweise geregelt, dass ein harmonischer Übergang vom unteren Teil an die Dorfkernzone gemacht werden muss. Im oberen Bereich sollen zum Beispiel grossvolumige Häuser mit Satteldächern (typisch für den Dorfkern) gebaut werden.

Die Gemeinde kann auch nach der Einzonung beim Bahnhofareal mitreden, auch hier gibt es einen Gestaltungsplan. Dieses Gebiet wird aber wohl erst attraktiv für Überbauungen werden, wenn die Limmattalbahn realisiert ist. Um dann aber nicht auf die nächste Zonenplanänderung warten zu müssen, wird das ganze Bahnhofgebiet, welches heute noch nicht eingezont ist, der Zentrumszone zugewiesen.

Wie dicht darf im Dorf gebaut werden? Bei der Zonenplanrevision im Jahr 1998 hat man die Ausnutzungsziffer eliminiert. Somit muss man sich nur an die gesetzlich vorgegebenen Grenzabstände und die Höhe halten. Damit hat man schon vor 15 Jahren den Grundstein zu verdichtetem Bauen gelegt. Im Hinblick auf die steigenden Bodenpreise wird es künftig vermutlich sogar lukrativ sein, ein 40-jähriges Haus abzureissen und durch ein voluminöseres zu ersetzen.

 

Um wie viel Personen soll die Bevölkerung in Killwangen in den nächsten 15 Jahren wachsen? Von heute rund 1850 Einwohner auf 2200. Das deckt sich mit der kantonalen Vorstellung. Im aargauischen Teil des Limmattals geht man von rund 40000 zusätzlichen Einwohnern aus, im ganzen Limmattal von 100 000.

Wie schnell wird die Zonenplanänderung umgesetzt? Zurzeit läuft die öffentliche Auflage. Ende September wird an der Gemeindeversammlung darüber abgestimmt. Danach gibt es eine dreissigtägige Referendumsfrist. Wenn es keine Einwendungen gibt, kommt sie zur Bewilligung vor den Kanton und wird schätzungsweise im März oder April in Kraft treten.

Rechnen Sie mit einem Referendum? Das ist gut möglich, sind doch einige Killwangener generell gegen ein weiteres Wachstum. Sie möchten das Dorf in seiner heutigen Form und Grösse erhalten.

Kann sich denn Killwangen überhaupt gegen das Wachstum wehren? Die Stadt Zürich kann nicht mehr wachsen, also verlagert sich der Siedlungsbau in die Umgebung, vor allem auch ins Limmattal wegen seiner guten Verkehrserschliessung. Killwangen kann sich «wehren» und keinen Boden zur Verfügung stellen, indem es keine weiteren Einzonungen vornimmt. Der Druck wird dennoch auch bei uns ankommen. Die Bodenpreise steigen an. Kein Land zur Verfügung zu stellen, kommt einer Verknappung und Verteuerung des Bodens gleich. Das wiederum führt zu Problemen im Bevölkerungsmix. Ein Beispiel dafür ist die Zürcher Goldküste, wo viele Reiche leben und sich niemand mehr für die Gemeinschaft engagieren will. Es führt auch dazu, dass Junge, die in Killwangen aufgewachsen sind, es sich nicht mehr leisten können, hier zu wohnen. Ansatzweise ist das Problem schon heute vorhanden, dass es kaum günstige Mietwohnungen gibt.

Wie werten Sie das Wachstum? Ob es sich positiv oder negativ auswirkt, kann man dann mal in 20 oder 30 Jahren sagen. Das Limmattal wird weiter wachsen, ob Killwangen mitmacht oder nicht. Wir sind sehr gut an den öffentlichen und den Individual-Verkehr angebunden, und genau an solchen Orten soll doch das Wachstum stattfinden.

Werden die Anliegen einer kleinen Gemeinde wie Killwangen überhaupt wahrgenommen? Wenn man sich engagiert und mitmacht, kann man auch als kleine Gemeinde Einfluss nehmen. Wir bringen sehr wohl Ideen ein, die aufgenommen werden.

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