Killwangener Hochzeitsplanerin ist wegen ihrem Sohn nicht so von den Folgen der Pandemie betroffen
Im Mai läuten die Hochzeitsglocken öfters als üblich. Nicht so dieses Jahr. Dass künftig Herbst- und Winterhochzeiten gefragter sein werden, glaubt Pelin Ziliotto aber nicht.
Zwei rote Libellen legen einen Zwischenstopp auf Pelin Ziliottos Gartenstuhl ein. Nach ein paar Minuten nehmen sie ihren Hochzeitsflug wieder auf. Auch in Ziliottos Leben dreht sich vieles um das Thema Hochzeit. Die 32-jährige Killwangenerin ist Hochzeitsplanerin und unterstützt Paare vor und während ihres grossen Tags. Angefangen hat alles mit der eigenen Hochzeit am 7. September 2018. «Ich habe die Vorbereitung und den Tag so genossen. Doch irgendwann hatte es ein Ende und ich wollte nicht, dass es aufhört», sagt Ziliotto und lacht. Mittlerweile hat sie bereits zwölf weitere Male Hochzeit gefeiert.
Ziliotto informierte sich über die Hochzeitsbranche und besuchte Hochzeitsplanerkurse. «Doch irgendwie waren mir die zu altmodisch. Ich lernte etwa, wie man eine Hochzeitstafel tischt, aber nichts über die aktuellsten Trends.» So beschloss sie, sich im Eigenstudium weiterzubilden. Gleichzeitig feilte sie an einer Website. Ein Name für die eigene Firma war schnell gefunden. Ziliotto taufte sie «Shirin Wedding & Event». «Es sollte meine Herkunft widerspiegeln und gleichzeitig gut aussprechbar sein.»
Die Kurdin wurde in der Osttürkei geboren und kam mit ihrer Familie als Zweijährige in die Schweiz. «Shirin ist persisch und bedeutet herzig. Das passt zum Thema.» Neben ihrer kreativen Ader kommt Ziliotto auch ihre Ausbildung zur Buchhalterin zugute. «Das Zahlenflair und das strukturierte Arbeiten helfen mir bei der Budgetplanung.» Von der Hochzeitsplanung allein könne sie aber nicht leben. Sie arbeitet weiterhin als Sachbearbeiterin. Derzeit kümmert sie sich zudem um ihren acht Monate alten Sohn.
Brautpaare wollen sich nicht auf Familie oder Freunde verlassen
Die Hochzeitsplanung finde in der Schweiz immer mehr Anklang, sagt Ziliotto. «Die Zeit der Leute ist knapp und kostbar. Viele wollen sich bei der Planung nicht auf die Familie oder auf Freunde verlassen. Diese sollen die Hochzeit schliesslich auch geniessen können.» Auch das Finanzielle spielt eine Rolle. «Ein Hochzeitsfest kostet Geld. Wenn man so viel investiert, will man auch etwas Schönes haben und den grossen Tag nicht nur mit Organisieren verbringen.»
Ziliotto kümmert sich je nach Wunsch des Brautpaars unter anderem um die Location, das Catering, die musikalische Unterhaltung, die Dekoration, die Fotografen und die Floristen. «Ich sorge dafür, dass sich meine Kunden nicht durch den Internetdschungel quälen müssen.» Zudem ist sie am Hochzeitstag vor Ort. «Ich bin dafür verantwortlich, dass alles rechtzeitig ankommt, dass etwa Ton und Bild funktionieren. Ich bin sozusagen bis kurz vor der Hochzeitsnacht dabei. Über die Türschwelle des Zimmers trage ich das Paar aber nicht mehr», sagt Ziliotto und lacht. Für viele sei es eine Erleichterung, dass sie den Tag mit dem Brautpaar bestreite. «Sie glauben nicht, wie viel Krach es an Hochzeiten geben kann. Nicht nur die Brautleute, sondern auch Familienmitglieder oder Freunde streiten untereinander. Wenn die Organisation von jemand Externem übernommen wird, kann das nicht passieren.»
Zudem lohne es sich, auch in eine Hochzeitskoordination zu investieren, wenn das Budget eben nicht so gross ausfalle. «Für einige übernehme ich nur eine Teilplanung. Gewisse haben bereits vieles selbst organisiert und wünschen nur die Begleitung am Tag selbst.» Ziliotto kann dem Budget entsprechend planen. «Meine Kunden können zum Beispiel je nach Budget zwischen prämierten Fotografen oder guten Hobbyfotografen auswählen.» Ziliottos Anwesenheit und Koordination an der Hochzeit kosten Brautpaare 1150 Franken. Die Hochzeitsplanerin empfiehlt, mindestens ein Jahr vorher mit der Planung zu beginnen. «Schöne Locations sind schnell ausgebucht. Es ist wichtig, dass diese zuerst reserviert werden. Fürs andere kann man sich mehr Zeit lassen.»
Für eine gute Hochzeit mit 80 bis 100 Gästen in der Schweiz müsse man mit mindestens 20000 Franken rechnen, sagt Ziliotto. Das Brautkleid, der Anzug des Bräutigams und das Styling seien in diesem Betrag jedoch nicht inbegriffen. Sie weiss: «Für 20000 Franken bekommt man aber nicht jeden Schnickschnack. Es reicht nicht für eine Band und einen DJ zugleich. Auf eine pompöse Dekoration oder einen Videografen zusätzlich zum Fotografen muss man bei diesem Budget verzichten.»
Lange Wartezeiten können die Stimmung der Gäste trüben
Hochzeiten seien so individuell wie jedes Brautpaar, sagt Ziliotto. Sie organisierte bereits Vermählungen im Ausland und in der Schweiz, zu allen Jahreszeiten und mit unterschiedlichen Budgets. «Essenziell für eine gelungene Hochzeit ist das Zeitmanagement», sagt sie. «Wenn die Gäste zu lange warten müssen, kann das die Stimmung trüben.» Ziliottos Tipp: «Die Trauung in der Kirche oder auf dem Standesamt sollte möglichst kurz und knapp gehalten werden und eher 40 Minuten, maximal jedoch 60 Minuten dauern.» Die Hochzeitsplanerin rät auch von stundenlangen Gruppenshootings ab, weil sich Gäste beim Rumstehen oft langweilen würden. Eine weitere Empfehlung für ein erfolgreiches Fest: «Bei der Sitzordnung sollte man darauf achten, dass eine unterhaltsame Person am Tisch sitzt, die für gute Stimmung sorgt.»
Ziliotto findet es schade, dass die Schweizer nach wie vor sehr konservative Vorstellungen vom Hochzeitsfest haben. «Es muss im Frühling oder Sommer sein. Ich finde Herbst- und Winterhochzeiten jedoch genauso reizvoll. Weil dann nicht mehr Saison ist, sind die Preise für die Location und das Catering zudem günstiger.» Beliebt seien Boho-Hochzeiten im Hippie-Style, Waldhochzeiten oder Feste in Seenähe. «Viele Brautleute suchen zudem eine Location, die bei schlechtem Wetter eine Ausweichmöglichkeit bietet.»
Derzeit plant Ziliotto eine Hochzeit, die im Oktober im Schloss Lenzburg stattfindet. Alle Aufträge für den Frühling und Sommer hat sie aufgrund ihrer neuen Rolle als Mutter nicht angenommen. «Durch das wurde ich glücklicherweise vom Coronavirus verschont.» Sie gehe davon aus, dass die Hochzeit im Herbst durchgeführt werden könne. Aus ihrem Bekanntenkreis habe sie vernommen, dass die meisten Sommerhochzeiten nun in den Herbst verschoben worden seien. Die Coronakrise stelle das Hochzeitsgeschäft derzeit auf die Probe. «Das Catering wird zum Beispiel schwierig im Sommer, die Gastronomieunternehmen können das Essen abliefern, aber vor Ort vielleicht nicht servieren. Aufgrund der Abstandsregeln muss anders gestuhlt werden oder es können nicht alle Gäste dabei sein.»
Dass künftig Herbst- und Winterhochzeiten gefragter sein werden, glaubt Ziliotto aber nicht. «Die Leute sind auf Frühling und Sommer eingestellt.» Sie freue sich deshalb schon auf die Hochzeitssaison 2021.