Mötteli tritt an, auch um der Mitte zu helfen

Spreitenbachs Gemeindepräsident Markus Mötteli kandidiert für den Grossen Rat. Er erklärt, warum es schwierig ist, aus Spreitenbach gewählt zu werden und die Stimmbeteiligung jeweils relativ tief ist.

Gemeindepräsident Markus Mötteli sitzt an seinem Schreibtisch im Gemeindehaus. ihk

Markus Mötteli ist ein wahrer Spreitenbacher. Seit 1964 lebt er in der Gemeinde an der Grenze zum Kanton Zürich. Die Schulen durchlief er hier in Wettingen und Baden. Der 65-Jährige ist Bauingenieur und Verkehrsplaner. Seit 2014 gehört er dem Gemeinderat Spreitenbach an, ab 2018 als Vizepräsident und seit 2020 als Gemeindepräsident. Zunächst ad interim, dann 2021 gewählt. Der Mitte-Politiker ist verheiratet, Vater dreier erwachsener Söhne und erkundet mit seiner Frau per Camper gerne Europa.

Der Mitte-Politiker empfängt die «Limmatwelle» in seinem Büro mit Weitblick auf die Gemeinde und übers Limmattal. Ein 80-Prozent-Job sei dies, doch meistens sei er die ganze Woche hier. Auf die Frage, weshalb er sich für die Grossratswahlen hat aufstellen lassen, sagt er: «Als Gemeindepräsident sehe ich, was im Kanton und was in der Gemeinde läuft. Manchmal hat man in der Gemeinde das Gefühl, man kann nichts machen. Deshalb bin ich der Meinung, dass die Gemeinden im Grossen Rat eine Vertretung brauchen. Ich meine nicht nur die Gemeindeverwaltung oder den Gemeinderat, es geht um unsere Einwohnerinnen und Einwohner.» Weiter meint er, der als Einziger aus Spreitenbach kandidiert: «Dann gibt es viele Probleme, die man im Kanton diskutieren kann, wie das Bildungs- und Asylwesen, die Standortförderung oder die Digitalisierung, es gibt sehr vieles. Ich sehe hier, wie umfassend und vielfältig ein solches Amt sein kann.»

Auf Lokalebene brauchts Lösungen

Markus Mötteli ist sich bewusst, dass sein Amt als Gemeindepräsident in der Exekutive etwas anderes ist als im Parlament. Dort könne man nicht alles in derselben Tiefe bearbeiten. Im Grossen Rat habe man die Partei im Rücken, wo man sich nach Interessen aufteilen könne und bestimme, wer sich um welches Thema intensiver kümmere. Im Gegensatz dazu die Arbeit im Gemeinderat: «Auf der Lokalebene braucht man Lösungen, welche für die Mehrheit gut sind. Da diskutiert man nicht parteipolitisch. Klar ist man von der Partei her gefärbt. Ich bin ein Mensch, der gerne Kompromisse hat, und keiner, der polarisiert. Manchmal habe ich aber Ansätze von rechts wie von links – je nach Thema.»

Da Spreitenbach keinen Einwohnerrat hat, sieht Mötteli seine Parlamentserfahrung eher als gering an. Doch er hat es sich bei einer möglichen Wahl auf die Fahne geschrieben, in den grossrätlichen Kommissionen mitzuarbeiten. «Ich habe Bauingenieur studiert, war Verkehrsplaner und arbeite in der Kommission für die Revision der Bau- und Nutzungsordnung. Diese Themen liegen mir sehr nah. Da könnte ich mit meinen Erfahrungen einiges einbringen. Mötteli kritisiert, dass es im Grossen Rat zu viele Vorstösse gebe. Daher sein Credo: «Zuerst müssen wir mal die Probleme lösen, die wir haben, bevor man neue Vorstösse einreicht. Als Neuling müsste man zuerst schauen, welche Probleme liegen eigentlich schon auf dem Tisch, welche diskutiert man bereits.»

Schwierig aus Spreitenbach

Zum dritten Mal kandidiert Markus Mötteli für den Grossen Rat, zum ersten Mal als Gemeindepräsident. Wieso er der einzige Kandidat ist, sei schwierig zu beurteilen. «Spreitenbach gehört zur Agglomeration Zürich. Mir ging es auch so, als ich noch in Zürich arbeitete. Da hat man von der Zürcher Politik mehr erfahren als aus Aarau, das ist weit weg. Das könnte ein Grund sein. Viele identifizieren sich nicht mit Aarau, sondern mit dem Grossraum Zürich, obwohl die Kantonsgrenze dazwischenliegt. Es ist auch schwierig, als Spreitenbacher in den Grossen Rat reinzukommen. Man ist zwar eine grosse Gemeinde, hat aber nur 4700 Stimmberechtigte. Dann hat man noch eine schlechte Stimmbeteiligung. Auch die Ortsparteien sind nicht mehr die stärksten, vielleicht liegt es auch daran.» Seine Popularität als Gemeindepräsident sieht er durchaus als Vorteil. Aber es sei nach wie vor schwierig mit dem Listenplatz 20. «Mir geht es auch darum, dass die Partei genügend Stimmen erhält. Auch wenn ich nicht selbst gewählt würde, so hoffe ich doch, dass ich der Partei einige Stimmen bringen kann.»

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