Sie geben dem Dorf einen Laden
Rebecca Probst und Leys Francisque eröffnen im September an der Schulstrasse 1 einen Dorfladen. Damit will das Paar der Bevölkerung einen Ort des Austauschs geben und ihr den Weg in die Nachbardörfer ersparen.
Die Fenster sind mit weissem Papier bedeckt, der Boden ist noch nicht fertig verlegt, doch Leys Francisque, weiss schon ganz genau, wo die Gestelle, Truhen und Regale stehen sollen. «Auf dieser Seite werden wir die Verkaufstheke und einen kleinen Kiosk einrichten. Vorne am Fenster gibt es eine Kaffeeecke», sagt der 40-Jährige und zeigt auf eine weisse Wand im 60 Quadratmeter grossen Raum.
Wo früher die Technikfirma AV Strübi ihr Lager hatte und einst der Volg beheimatet war, entsteht ein neuer Dorfladen mit Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs. Leys Francisque will diesen mit seiner Partnerin Rebecca Probst Anfang September eröffnen. Praktisch für das Paar, denn es wohnt gleich um die Ecke. «Unsere drei Kinder können nach der Schule direkt zu uns in den Laden kommen», sagt Rebecca Probst.
Schnell zu Fuss die fehlende Zutat fürs Zmittag holen
Und nicht nur für die junge Familie, sondern auch für die restliche Bevölkerung von Killwangen, bringt das Geschäft Vorteile. «Wir wollen den Einwohnerinnen und Einwohnern die Möglichkeit geben, im Dorf einzukaufen und sich mit den wichtigsten Sachen eindecken zu können, ohne ins Shoppi Tivoli nach Spreitenbach oder nach Neuenhof gehen zu müssen», sagt Francisque. Schnell noch zu Fuss kurz vor dem Mittag- oder Abendessen eine fehlende Zutat besorgen, das sei heute in Killwangen schlicht nicht möglich. Dem Familienvater bot sich eine ähnliche Situation während des ersten Lockdowns. «Meine Kinder wünschten sich ein Glacé und so fuhren wir an die Tankstelle in Spreitenbach. Schade, dass wir dafür extra das Dorf verlassen müssen, dachte ich damals.» Und so kam ihm die Idee, selbst eine Einkaufsmöglichkeit in Killwangen zu schaffen. Das Paar schaute sich nach passenden Lokalen um und fand schliesslich an der Schulstrasse 1 direkt an der Hauptverkehrsachse Killwangens die geeignete Örtlichkeit.
Das Bedürfnis der Bevölkerung nach einem Laden im eigenen Dorf sei gross, sagt Probst. Das habe sie in zahlreichen Gesprächen festgestellt. «Unser Vorhaben kommt gut an, auch beim Eigentümer des Lokals. Er unterstützt uns sehr», sagt die 40-Jährige. Hilfe erhält das Paar auch von der Familie und Freunden. «Mein Vater kümmert sich um die Buchhaltung, meine Schwägerin wird uns im Verkauf unter die Arme greifen und unsere Freunde helfen uns mit Schreinerarbeiten», sagt Probst.
Eine Einkaufsmöglichkeit vor Ort sei vor allem auch für Seniorinnen und Senioren wichtig. «Ich glaube, ein solches Angebot hätte ihnen die Lockdownzeit erleichtert», findet Francisque, der derzeit für den Passagierdienst am Flughafen Zürich arbeitet. Der soziale Aspekt spiele zudem auch eine wichtige Rolle. «Wir wollen den Menschen einen Treffpunkt bieten, wo sie zusammenkommen und sich austauschen können. Das passiert heute draussen auf dem Trottoir, weil es sonst einfach nichts gibt», sagt Probst. Sie ist in Killwangen aufgewachsen und kennt das Einkaufsproblem des Dorfs seit ihrer Kindheit. «Früher befanden sich drei Lebensmittelläden und eine Metzgerei im Dorf. Mit dem Bau des Shoppingcenters 1970 in Spreitenbach kriegten sie grosse Konkurrenz und überlebten nicht», sagt die Personalsachbearbeiterin. In den 90er-Jahren habe ein Lebensmittelladen im Dorfkern sein Glück versucht, doch auch dieser Versuch sei gescheitert. Gleich sei es einem Lädeli ergangen, das 2019 eröffnet wurde. «Da es keine Frischprodukte anbot und sich auf italienische Spezialitäten konzentrierte, konnte es sich nicht etablieren», sagt Probst.
Gemüse, Früchte und Fleisch kommen von Zürcher Landwirten
Sie und ihr Partner hingegen setzen auf frische Lebensmittel. «Gemüse und Früchte, Fleisch und Milchprodukte beziehen wir von Bauern aus dem Zürcher Unterland. Die Backwaren stammen vom Limmatbeck», sagt Francisque. Zudem sei man offen für Anregungen der Kundschaft, was das Sortiment anbelange. Auch wenn andere vor ihm scheiterten, ist er zuversichtlich. «Killwangen ist ein Dorf, das wächst. Hier leben über 2000 Personen, bald verbindet uns die Limmattalbahn noch stärker mit Zürich. Einfamilienhäuser weichen Wohnblöcken, neue Leute ziehen hierher. Die Entwicklung schreitet voran, doch die Infrastruktur hinkt hinterher. Das müssen wir ändern.»