Sie hat kleine Welten in der Region bewegt
Seit 20 Jahren arbeitet Beatrice Rothenbühler für die Spitex Spreitenbach-Killwangen. Sie setzt sich gerne für die Menschen im Dorf ein.
Beatrice Rothenbühler sitzt am runden Holztisch im Spitexgebäude an der Kirchstrasse. Vor ihr Kaffeetassen und Gipfeli. Auf dem Tresen neben ihr liegt ein bunter Blumenstrauss. Diesen hat ihr der Spitex-Vorstand als Überraschung an diesem Morgen überreicht.
Beatrice Rothenbühler (56) lächelt, sie hätte ihr Jubiläum sonst wohl vergessen: Seit 20 Jahren arbeitet die gebürtige Killwangenerin für die Spitex Spreitenbach-Killwangen. Momentan ist Bea Rothenbühler administrative Leiterin.
«Zur Spitex bin ich 1994 über meinen Mann gekommen.» Dieser sei im Gemeinderat gewesen und sie habe sich freiwillig für den Vorstand gemeldet. «Damals war es noch der Haus- und Krankenpflegeverein», sagt Rothenbühler.
Als in dem rund fünfköpfigen Team Personalmangel herrschte, begann Rothenbühler, für einige Stunden auszuhelfen. Bald wurde daraus ein halber Tag und schliesslich eine fixe Teilzeitstelle.
Sie ist eine richtige Killwangenerin
Mit dem Gesundheitssektor hatte Beatrice Rothenbühler vorher nie zu tun gehabt. «Als ich jung war, wusste ich nicht mal, dass es so was wie eine Spitex braucht.» Rothenbühler schmunzelt und blickt schelmisch über die dicken Ränder ihrer Brille.
Eigentlich ist Rothenbühler gelernte Floristin. Als mittlere von drei Schwestern ist Beatrice Rothenbühler in Killwangen aufgewachsen. Der Vater hatte ein Plattengeschäft im Dorf. Nach ihrer Lehre absolvierte Beatrice Rothenbühler noch eine KV-Anlehre und arbeitete danach für eine Krankenkasse. «Dann habe ich die Seiten gewechselt.» Rothenbühler stützt den Kopf auf ihrer Hand ab.
Die Arbeit in der Spitex habe ihr sofort gefallen. So sehr, dass es 20 Jahre geworden sind. Beatrice Rothenbühler lehnt sich im Stuhl zurück: Sie habe gerne eine gewisse Konstanz in ihrem Leben. «Ich mag es, wenn es immer etwa gleich ist.»
Rothenbühler lacht. Deshalb sei sie wohl auch nie aus Killwangen weggezogen. «Ich bin ein richtiger Ureinwohner.» Dafür hatte sie stets einen kurzen Arbeitsweg und fährt bei schönem Wetter mit dem Fahrrad zur Arbeit.
Kein direkter Kontakt mit den Klienten
In der Spitex kümmert sich Rothenbühler um Lohnabrechnungen, Buchhaltung, Telefondienst sowie die IT. Sich direkt um die Klienten kümmern, das gehört nicht zu ihren Aufgaben. Trotzdem habe sie viel mit Menschen zu tun, und genau das habe ihr immer gefallen.
Einfach war es aber nicht immer. Denn es herrsche ein ständiger Wandel: Während sie anfangs noch mit der Schreibmaschine Abrechnungen tippte, gibt es heute schnelle Computerprogramme. Auch die Anzahl der Mitarbeiter hat sich versechsfacht: Inzwischen arbeiten 27 Personen für die Spitex Spreitenbach-Killwangen.
Bei Fusion hätte sie Spitex verlassen
Wobei die Idee einer Fusion mit den Spitex-Vereinen der Region die grösste Herausforderung dargestellt habe. «Ich glaube, wenn wir fusioniert hätten, wäre ich jetzt nicht mehr dabei», so Rothenbühler. Denn eine grosse Spitex-Organisation sei unpersönlicher und weiter von den Klienten entfernt.
«Hier in Spreitenbach kennen wir uns alle und sind nahe an den Menschen dran.» Der Vorstand sei bis heute überzeugt, dass eine Ablehnung der Fusion die richtige Entscheidung war.
Nachdem die Neuorganisation der Spitex von den Stimmbürgern 2016 abgelehnt worden war, trat Beatrice Rothenbühler aus dem Vorstand zurück. «Die Fusionsdiskussionen haben mir gezeigt, dass ich nicht im Vorstand sein kann, wenn ich auch für die Spitex arbeite.»
Rücktritt war richtig
Ein Rücktritt sei die richtige Entscheidung gewesen. Dem Vorstand fehlt Rothenbühler aber manchmal: «Sie war immer up to date. Ich vermisse sie und ihr Wissen öfters an den Vorstandssitzungen», sagt Renate Holliger, Vorstandsmitglied der Spitex Spreitenbach-Killwangen seit 16 Jahren.
Rothenbühler liess ihr Rücktritt aus dem Vorstand dafür wieder mehr Zeit für anderes. So engagiert sie sich nun in der Ortsbürgerkommission in Killwangen. «Ich bin gerne aktiv und stelle etwas auf die Beine», sagt Rothenbühler. Sie verschränkt die Arme vor der Brust und lächelt. Rothenbühler hat vor über 20 Jahren zusammen mit ein paar Frauen aus dem Dorf den Elternverein Killwangen gegründet.
«Beatrice ist eine engagierte Person und eine Pionierin», sagt Brigitta Lade, Vorstandsmitglied der Spitex Spreitenbach-Killwangen, und fügt an: «Sie hat kleine Welten bewegt.» Rothenbühler winkt verlegen ab. Sie helfe einfach gerne den Leuten im Dorf.
Sie bleibt noch eine Weile
Trotz ihres Engagements hatte Beatrice Rothenbühler in den letzten 20 Jahren immer Zeit für ihre grosse Leidenschaft: das Reiten. Erst gerade hat sie aber von ihrem Pferd Abschied genommen und es nach Frankreich auf eine Altersweide gebracht. Langweilig werde ihr aber nicht: «Jetzt kann ich endlich mehr reisen gehen.»
Für die Spitex möchte Rothenbühler auch noch einige Jahre arbeiten: Schliesslich würden noch einige Herausforderungen auf die Spitex zukommen, denn die Bevölkerung wird immer älter und die Spitalaufenthalte immer kürzer.
«Auch die Betreuung von psychisch kranken Menschen hat zugenommen», sagt Rothenbühler. Sie will weiterhin am Ball bleiben und im Einsatz für die Spitex Spreitenbach-Killwangen sein.