«Traum, etwas Politisches zu machen»
Roger Gauch stellt sich ebenfalls zur Wahl als Gemeinderat zur Verfügung.
Warum stellen Sie sich als Gemeinderatskandidat zur Verfügung? Roger Gauch: Ich habe Ihren Artikel in der Limmatwelle gelesen und so erfahren, dass immer noch eine Stelle vakant ist im Gemeinderat. Da dachte ich, doch, das wäre eigentlich etwas für mich.
Warum? Ich bin im Januar 40 geworden und habe mir dann die Frage gestellt, was ich in Zukunft noch machen will. Es war schon immer mein Traum, eine Vision, etwas Politisches zu machen. Ich hatte gehofft, dass ich der einzige Kandidat bleibe. Nun habe ich erfahren, dass wir zwei Kandidaten sind. Doch ich bin bereit für den Wahlkampf.
Was reizt Sie am Amt als Gemeinderat?Lacht. Es ist ein ehrenbehaftetes Amt. Und so kann ich der Gemeinde etwas zurückgeben. Mir gefällt es in Killwangen.
Viele wollen aus Zeitgründen nicht kandidieren. Sie bauen gerade ein Start-up im Eventbereich auf. Fänden Sie trotzdem genug Zeit für das Amt als Gemeinderat? Es ist nicht so, dass ich in der Arbeit ertrinke, sonst würde ich mich nicht zur Wahl stellen. Im Moment habe ich die Möglichkeit und die Zeit dafür, und das wird sich auch nicht ändern.
Würde Sie ein Ressort besonders interessieren? Nein, ich könnte mir alle Ressorts vorstellen. Mir liegt der Individualverkehr am Herzen. Weil die Kantonsstrasse durch die Gemeinde führt, kann man diesbezüglich zwar nicht viel beeinflussen, ausser in Aarau ein bisschen Druck zu machen.
Warum interessiert Sie der Individualverkehr? Vor 15 Jahren kam es vor, dass Autofahrer nach einem Unfall durch die Dörfer auswichen. Mittlerweile ist das eine tägliche Angelegenheit. Zwischen 16 und 18 Uhr müssen Sie gar nicht erst ins Auto steigen, da kommen Sie nicht an. Egal ob in Richtung Baden oder Zürich.
Ist für Sie der Individualverkehr trotz guter Anbindung an den öffentlichen Verkehr sehr wichtig? Für die Strecke nach Baden oder Zürich nehme ich den Zug. Ansonsten ist mir der Individualverkehr wichtig. Wir haben ja keinen Dorfladen mehr in Killwangen, also sitze ich mindestens einmal pro Woche ins Auto, um den Wocheneinkauf zu machen. Die Limmattalbahn bringt für Killwangen nicht so viele Vorteile, weil der grosse Teil der Bevölkerung im Oberdorf wohnt. Sie nehmen den Bus, das ist effizienter. Nach Baden und Zürich nehme ich aber auch den Zug.
Wo sehen Sie in Killwangen Potenzial, wo Herausforderungen? Ich sehe die Unabhängigkeit von Killwangen als Stärke. Eine Herausforderung ist das knappe Bauland. Wir müssen schonend mit dem noch vorhandenen Land umgehen.
Haben Sie politische Erfahrung? Nein, ich hatte noch nie ein politisches Amt inne und gehöre keiner Partei an. Allerdings habe ich an der Universität Zürich Politikwissenschaft studiert und bekam dadurch einen tieferen Einblick. Meiner Ansicht nach braucht es auch keine politische Erfahrung für das Amt als Gemeinderat. Ich bin bürgerlich orientiert, wähle jedoch je nach Thema unterschiedlich. Was die Gesundheitspolitik betrifft, bin ich gar nicht konservativ.
Welche Eigenschaften bringen Sie für die Funktion als Gemeinderat mit? Ich bin ein ruhiger Mensch, der sich nicht über jede Lappalie aufregt. Mir ist Optimierung wichtig, damit es möglichst wenig Bürokratie gibt. Ich frage mich immer, ob man etwas effizienter, schneller und kostengünstiger machen kann. Mir ist es lieber, an einem runden Tisch zusammenzusitzen und zu diskutieren, statt von oben herab zu bestimmen. Mit chaotischen Menschen kann ich hingegen nicht zusammenarbeiten. Ich habe ein Problem damit, wenn jemand nicht effizient ist.
Was möchten Sie als Gemeinderat erreichen, was sind Ihre Hauptanliegen? Für mich ist ein unsichtbarer Gemeinderat ein guter Gemeinderat. Einer, der schon im Vorfeld die Sorgen beseitigt, bevor sie zum Problem werden. Ich wäre einer von fünf Gemeinderäten und finde nicht, dass Gemeinderäte Fachpersonen sein sollen. Das Fachwissen ist in der Verwaltung vorhanden und kann abgerufen werden.
Sind Sie für oder gegen eine Fusion? Da bin ich klar dagegen. Als Quartier von Spreitenbach ginge Killwangen unter. Wir haben eine schlanke Verwaltung in Killwangen. In Zufikon, wo ich aufgewachsen bin, wurde neben dem uralten Gemeindehaus ein Palast hingebaut. Ich finde, da gab man das Geld am falschen Ort aus. Als ich nach Killwangen kam, gefiel mir das kleine, hübsche Gemeindehaus, aus dessen Kamin Rauch stieg. Mir ist das lieber als eine aufgeblähte Verwaltung. Wo sinnvoll, soll man lieber auf Joint Venture setzen.
Was ist Ihnen als Mensch wichtig? Aufs Politische übertragen erachte ich es als Privileg, in der Schweiz zu leben. In einer Demokratie mit sehr viel Freiheit, ohne grosse Sorgen und Sicherheitsängste.
Was sind Ihre Hobbys? Wenn das Wetter stimmt, mache ich gerne eine Fahrradtour, zudem hüte ich ab und zu den Hund meiner Mutter. Und wie das in meiner Generation üblich ist, game ich gerne und schaue Netflix.
Was machen Sie beruflich? Mit einer Kollegin, die ich bei der Weiterbildung zum Eventmanager kennen lernte, führe ich eine Eventfirma mit Sitz in Lenzburg, die letztes Jahr gegründet wurde. Wir organisieren alles; von der Hochzeit, dem Firmenanlass bis zu Seminaren. Ende September wollen wir im Tägi eine Messe für Körper und Geist durchführen. Unser Ziel ist, dass rund 30 Esoteriker und Naturheilpraktiker aus der ganzen Schweiz ausstellen und 1000 bis 2000 Besucherinnen und Besucher kommen. Vorher hatte ich Gelegenheitsjobs und bin nach dem Studium in Kanada, Australien und Island herumgereist.
Wieso zogen Sie von Zufikon nach Killwangen? Als ich 21 und mein Bruder 24 Jahre alt waren, verkauften unsere Eltern das Haus in Zufikon, in dem wir aufwuchsen. Meine Eltern wanderten nach Mallorca aus. Deshalb suchten mein Bruder und ich eine Wohnung Richtung Zürich. Wir fanden in Killwangen eine schöne Mietwohnung. Seither leben wir hier in einer Wohngemeinschaft.
Weil Sie nach der offiziellen Frist kandidierten, sind Sie in den Wahlunterlagen nicht aufgeführt. Betreiben Sie noch Wahlkampf? Ich habe persönlich 894 Flyer verteilt und warte nun den ersten Wahlgang ab. Falls es zu einem zweiten Wahlgang kommt, werde ich nochmals eine Flyerkampagne machen.
Was wünschen Sie sich für die Gemeinde Killwangen? Bessere Luft. Bei Hochdrucklage merkt man die Nähe zur Auto- und Kartbahn.