Vögel im eigenen Garten zählen
BirdLife Schweiz regt mit der Aktion «Stunde der Gartenvögel» dazu an, Vögel im Siedlungsgebiet zu erfassen. Dadurch soll das Bewusstsein für die Natur ums Haus gestärkt werden. Mitmachen werden auch Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Spreitenbach-Killwangen.
Dem Vogelgezwitscher kann man sich morgens und abends kaum entziehen. Doch um was für Vögel es sich dabei handelt, das weiss man nur zu selten. BirdLife Schweiz will mit der Aktion «Stunde der Gartenvögel» Abhilfe schaffen und ruft vom 5. bis 9. Mai dazu auf, die gefiederten Sänger ums Haus eine Stunde lang zu zählen.
Alle Arten, die man im eigenen Garten, vom Balkon aus oder in einem nahegelegenen Park im Siedlungsgebiet hören oder beobachten kann, sollen in dieser Zeit notiert werden. Teilnehmen können Familien, Einzelpersonen und auch Schulklassen. Zu gewinnen gibt es einen Feldstecher. Damit nicht nur Ornithologen, sondern auch Nichtfachkundige die Tiere benennen können, stehen auf der Website von BirdLife Schweiz Informationen zur Verfügung. «Mit dem Material und anhand der Bilder, die wir bereitstellen, sollte es gut machbar sein, die Vögel zu bestimmen», sagt Stefan Bachmann, Medienverantwortlicher von BirdLife Schweiz.
Naturnahe Gartengestaltung soll gefördert werden
Vom Haussperling bis zum vorbeifliegenden Mäusebussard, von der Türkentaube auf dem Dach bis zur singenden Mönchsgrasmücke: Die gesichteten Vögel werden in einem Online-Meldeformular, das sich ebenso auf der Website der Schweizer Vogel- und Naturschutzorganisation befindet, eingetragen. Zudem muss die Adresse des Beobachtungsstandorts angegeben werden und auch Aussagen zum Garten sind gefordert. Das hilft bei der Auswertung der Daten. «In naturnahen Gärten mit mehr Elementen hat es tendenziell mehr Vögel als in Gärten mit Einheitsrasen», sagt Bachmann. Er beschreibt das Ziel der Aktion so: «Es geht darum, die Leute für die Natur im Siedlungsraum zu sensibilisieren, sodass sie eine Gartengestaltung fördern, die für Vögel und generell für Tiere angemessen ist. Wenn man eine Stunde lang Vögel beobachtet, merkt man, dass eben nicht nur zwei, sondern vielleicht etwa fünfzehn verschiedene Arten rund ums Haus daheim sind.» Zudem beabsichtige man auch, dass durch eine rege Teilnahme möglichst viele Daten zusammenkommen.
«Anhand dieser Zahlen können wir Statistiken erstellen und schauen, welche Vogelarten in welchen Jahren häufiger oder weniger häufig vertreten sind», erklärt Bachmann. Derzeit kursierten in Europa gewisse Vogelkrankheiten wie zum Beispiel das Amselsterben. «Wir erhalten immer wieder besorgte Anrufe von Vogelliebhabern, die gewisse Arten nur noch selten sehen. Mit diesen Daten können wir diese Beobachtungen dann statistisch entkräften oder erhärten.»
Dank Lockdown gab es 2020 viel mehr Teilnehmende
Die Aktion findet dieses Jahr bereits zum neunten Mal statt. Bachmann hofft auf eine ähnlich hohe Beteiligung wie 2020. «Im letzten Jahr haben während des Lockdowns wahnsinnig viele Menschen mitgemacht. Wir zählten 7022 Personen, Gruppen und Schulklassen, die mehr als 220000 Vögel aus 177 Arten beobachtet hatten.» Zum Vergleich: Ein Jahr davor erhielt BirdLife Schweiz Daten von knapp 2000 Teilnehmenden. Dass sich dreieinhalbmal mehr Leute daran beteiligt haben, führt Bachmann auf die Coronasituation und das Homeoffice zurück. Die Resultate der Zählung sollen bereits einen Tag nach der Aktion am 10. Mai auf der Website von BirdLife Schweiz einsehbar sein.
Daten liefern werden auch einige der insgesamt rund 80 Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Spreitenbach-Killwangen, wie Präsident Konrad Wiederkehr auf Anfrage bestätigt. Er freut sich, dass mithilfe der Aktion die Leute für naturnahe Gärten sensibilisiert werden. Er weiss: «Die Vielfalt der Vögel ist in Gärten mit einheimischen Sträuchern und Pflanzen am grössten.» Wiederkehr begrüsst die Aktion von BirdLife Schweiz. «Doch für solche, die keinen Garten besitzen, ist die Aufgabe etwas schwieriger», gibt er zu bedenken.
Zur Vorbereitung auf die Zählung in vergangenen Jahren hat der Natur- und Vogelschutzverein Spreitenbach-Killwangen Kurse veranstaltet.
Der Verein führte extra Kurse für die Aktion durch
«Interessierte haben eine Einführung erhalten, damit sie während der Aktion gut gerüstet sind und die Vögel, die sie sehen, auch benennen können», sagt Wiederkehr. Das ist in Zeiten von Corona nicht möglich. «Wir müssten statt einer grossen mehrere kleine Gruppen bilden und dafür bräuchten wir viele Experten. Das wäre sehr aufwendig.» Immerhin könnten aufgrund der Lockerungen wieder gemeinsame Anlässe und Exkursionen mit bis zu 15 Teilnehmenden stattfinden. Der erste Morgenspaziergang fand am 19. April statt, der nächste folgt am 14. Mai.
«Für viele Mitglieder ist das ein Aufsteller und ermöglicht wieder die lang ersehnten sozialen Kontakte», sagt der Präsident. Dabei gehe es nicht nur um das Fachliche, sondern eben auch um das Gesellige. «Wir geniessen es, dass wir wieder bei Spaziergängen durch die Natur miteinander plaudern können.»
Hinweis: Das Meldeformular findet man auf www.birdlife.ch/de/sdg.