«Wer will, kann mit mir anstossen»

Martin Scherer feiert am 19. Dezember seinen 90. Geburtstag und freut sich auf ein fröhliches Fest mit vielen Gästen bei sich zu Hause.

Martin Scherer freut sich auf seinen Geburtstag am 19. Dezember. Foto: bär
Martin Scherer freut sich auf seinen Geburtstag am 19. Dezember. Foto: bär

«Als Kind wurde der Geburtstag nicht gefeiert. Nun holen wir es halt jetzt nach», lacht Martin Scherer. Als Bauernsohn in Killwangen mit 12 Geschwistern aufgewachsen, sei das Geld knapp gewesen. Er erinnert sich vor allem ans Arbeiten in seiner Kindheit zurück. «Als Zweitklässler hatte ich fünf Kühe zu melken, in den Ferien habe ich im Wald gearbeitet.» Es halfen alle mit, trotzdem konnte man die Familie kaum ernähren. Einige Geschwister wurden deshalb bei anderen Bauernfamilien platziert. Und obwohl man auf dem Hof Milch produzierte, gab es für die eigene Familie nur sonntags ein Glas davon. «Dann hat sich die ganze Familie auch ein Paar Cervelat geteilt.» Es sei eine harte Zeit gewesen, die Kinder hätten neben der Arbeit manchmal kaum Zeit gehabt, Hausaufgaben zu machen. Trotzdem ist der 90-Jährige nicht verbittert. «Es war nicht schlimm. Es hatten ja zu dieser Zeit alle nichts. Man hat nichts vermisst, weil man nichts anderes kannte.»

Damals sei es auch normal gewesen, dass der Vater bestimmte, was die Junioren lernten. Martin Scherer hätte gerne etwas mit Holz gemacht. Doch weil in Stetten gerade eine Lehrstelle als Hafner und Plättlileger frei war, lernte er diesen Beruf. «Das war 1939, Zeit der Mobilmachung», erinnert sich der Pensionär. Sein Chef und Lehrmeister musste einrücken, sodass Scherer manches selber lernen musste. Am Schluss hat er die Lehre trotzdem mit Bravour abgeschlossen «und eine gravierte Uhr geschenkt bekommen». Verdient hat er während der Lehre einen Franken pro Woche. Im letzten Lehrjahr waren es fünfzig Rappen pro Tag. Den Weg nach Stetten legte er zu Fuss zurück, «ich war deshalb sehr fit und schaffte den Weg in einer Stunde.» Wenn es bereits dunkel war, musste er seinen Tastsinn zur Hilfe nehmen. «Es gab noch keine Strassenbeleuchtung und ich musste aufpassen, nicht mit einem Baum zusammenzustossen.»

1960 konnte er dann doch noch in seinen Traumberuf wechseln. In Killwangen wurde ein Försterkurs angeboten, den er besuchte, und danach arbeitete er im Wald in Killwangen und Neuenhof. Als er dann 1963 die Verantwortung für den Staatswald als Förster übernehmen konnte, kündigte er ein Jahr später in Killwangen und konzentrierte sich ganz auf Neuenhof, wo er mit seiner Frau auch wohnte. Seine Frau stammte aus dem Melchtal. Er hat sie während der Montage kennengelernt und 1955 geheiratet.

Martin Scherer schätzte die Arbeit in der Natur und das Arbeiten mit Holz. Bevor die Autobahn 1971 in Betrieb genommen wurde, mussten in Neuenhof 4,5 Hektar Wald gerodet werden. Scherer war als erster Aussendienstmitarbeiter der Gemeinde Neuenhof dafür verantwortlich. Ebenso für die Zusammenlegung des Staats- und Privatwaldes. «Ich musste Marksteine setzen und Kiesstrassen bauen.» Als einen der Höhepunkt in seinem Leben nennt Scherer die Beziehungen zu den anderen Förstern. Noch heute sei man freundschaftlich miteinander verbunden und treffe sich regelmässig. Als ehemaliger Förster kennt der rüstige Rentner auch noch immer viele Leute und lädt sie an seinem Geburtstag herzlich ein. Von 14 bis 18 Uhr stehen seine Türen am Feldhofweg 11 in Neuenhof allen offen. «Wer will, kann mit mir anstossen.» Wenn dann der Geburtstagstrubel, auf den er sich freut, wieder vorbei ist und es wärmer wird, trifft man ihn wieder in seinem Garten. «Ausser wenn ich mit meiner Frau gerade eine Schifffahrt auf dem Fluss mache. Das ist äusserst erholsam», lacht der aufgestellte Jubilar.

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