Werner Scherer kandidiert nicht für eine weitere Amtsperiode
Gemeindeammann Werner Scherer (SVP) tritt nach Ende der Amtsperiode zurück. Im Interview erklärt er seine Beweggründe.
Sie hatten mehrmals angetönt, für die nächste Legislaturperiode nicht mehr anzutreten. Später sagten Sie, sich eine allfällige Kandidatur zu überlegen. Nun informieren Sie, sich definitiv nicht zur Wiederwahl zu stellen. Hat Ihr Entscheid mit der Kandidatur von Gemeinderat Markus Schmid (Mitte-Partei) zu tun, der letzte Woche informierte, dass er als Ammann kandidieren will? Werner Scherer: Nein, es war ein intensiver Prozess mit einer Gegenüberstellung der verschiedenen Interessen persönlicher, beruflicher und politischer Natur. Der Entscheid von Markus Schmid hat damit nichts zu tun. Ich habe keine Mühe mit seiner Kandidatur. Markus Schmid hat mich kurz vor seiner Bekanntgabe darüber informiert.
Wann und aus welchen Gründen haben Sie definitiv entschieden, nicht mehr anzutreten? Ich habe mich seit Sommer 2020 intensiv damit auseinandergesetzt. Es sind in Killwangen sehr interessante Projekte geplant. Um die Bevölkerung sowie den Gemeinderat in diesen wichtigen Phasen der Projekte nicht «im Stich» zu lassen, sprach ich mich für eine weitere Kandidatur aus. Demgegenüber standen jedoch die ausgesprochenen Drohungen von Personen, die nicht die gewünschten Bewilligungen erhalten haben. Vermehrt musste ich feststellen, dass die Wortwahl von einzelnen Einwohnern sehr befremdend, absolut nicht gerechtfertigt und nur noch als verwerflich zu bezeichnen ist. Ich meinerseits habe stets zum Wohle der Gemeinde meine Geschäfte bearbeitet und nicht zu meiner eigenen Profilierung. Dazu kommt, dass ich mich seit einiger Zeit beruflich neu orientiert habe und befürchte, dass gewisse Selbstdarsteller der Gemeinde Killwangen mir im Laufe der Zeit auch hier unhaltbare Vorwürfe machen würden. So habe ich alle Pro- und Kontrapunkte berücksichtig und mich entschieden, mich für keine weitere Amtsperiode zur Verfügung zu stellen.
Welche Kritik hat Ihnen am meisten zu schaffen gemacht? Konstruktive Kritik aus der Bevölkerung ist und war mir immer sehr willkommen. Aber leider sind einige Selbstdarsteller aus der Bevölkerung so weit gegangen, dass sie sich aufgrund ihrer persönlichen, privaten oder politischen Unzufriedenheit zu Drohungen und Nötigungen verleiten liessen. Die diversen publizierten Leserbriefe untermalen diese Äusserungen. Ich erwähne nochmals, dass ich stets zum Wohle der Bevölkerung gehandelt habe. Aber aufgrund der Schweigepflicht gegenüber Investoren, laufender Verfahren mit besonderen Vereinbarungen oder gar Gemeinhaltungspflichten etc. kann und darf ich nicht so informieren, wie ich es persönlich gerne gemacht hätte. Gerne würde ich die Bevölkerung im Detail über Probleme in Kenntnis setzen und die Liegenschaftsbesitzerinnen und Liegenschaftsbesitzer namentlich nennen, welche ihre Liegenschaften an Sozialhilfeempfänger vermieten, und die Gemeinde bezahlt in der Regel die Miete, also die Steuerzahler. Noch so gerne würde ich auch die Personen erwähnen, die Drohungen und Nötigungen gegenüber mir und dem gesamten Gemeinderat aussprechen, und dies nur, weil die eine oder andere Bewilligung nicht erteilt wird. Das ist mir aber ebenso untersagt wie zu sagen, wer gegen die Bauvorschriften handelt, ohne Baubewilligung baute oder Baustopps ignorierte. Wie gerne würde ich auch die Personen namentlich nennen, welche an den Gemeinderat gelangt sind und uns gebeten haben, alles daran zu setzen, dass die Mehrwertabgabe nicht durchkommt. Aber wie erwähnt ist mir das untersagt und hat nichts mit mangelnder Kommunikation seitens Gemeinderat zu tun.
Sind das die Hauptgründe, weswegen Sie sich nun definitiv für eine Nicht-Kandidatur entschieden haben? Ja, diese stetigen Angriffe gegen mich als Gemeindeammann, Präsidenten der Kirchenpflege sowie gegen mich persönlich kamen keiner konstruktiven Kritik mehr gleich, sondern waren nur noch Versuche, mich zu demütigen. Auch wenn ich vor allem auch als Ortsbürger von Killwangen mein Herzblut in meine Tätigkeit als Gemeindeammann gelegt habe, entschied ich mich schweren Herzens, dass ich mich dem nicht weitere Jahre aussetzen möchte. Bis Ende der laufenden Amtsperiode werde ich selbstverständlich meine Tätigkeit mit dem gleichen Engagement wie bisher ausführen.
Gibt es etwas, was Sie heute anders machen würden, wo Sie die Kritik gerechtfertigt finden? Natürlich kann die Kommunikation stetig verbessert werden. Ansonsten würde ich wahrscheinlich skeptischer gegenüber einzelne Personen sein.
Werden Sie Ihre anderen Ämter als Kirchenpflegepräsident und Grossrat weiterführen? Beide Ämter werde ich auch weiterhin ausüben.
Wie sieht es auf lokaler Ebene aus: Werden Sie da in irgendeiner Form tätig bleiben? Ich habe nicht geplant, dass ich in naher Zukunft auf lokaler Ebene ein politisches Amt ausüben werde. Jedoch werde ich weiterhin sehr interessiert an der Politik der Gemeinde Killwangen sein und freue mich, in Zukunft auf der anderen Seite des Rednerpultes zu stehen.
Gehen Sie mit einem guten oder schlechten Gefühl? Wie sagt man so schön: mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich bin mir absolut bewusst, dass nach diesem Interview einmal mehr eine Hetzjagd gegen mich ausbricht und ich von den gewohnten Mitbürgern in den Medien zerrupft werde, aber mittlerweile ist mir das egal. Jedoch hoffe ich von Herzen, dass gerade diese Personen ihren Gemeindeammannkandidaten nach der Wahl zum Gemeindeammann auch in schwierigen Situationen den Rücken stärken werden.
Bis zum Ende der Legislaturperiode Ende Dezember 2021 werden Sie noch Ammann bleiben. Haben Sie sich Ziele gesetzt, die Sie bis dahin noch erreichen möchten? Eines meiner Ziele ist es, dass ich die zwei Projekte, an denen ich in den letzten zwölf Monaten intensiv mitgearbeitet habe, der Bevölkerung noch vorstellen darf. Leider kann ich zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Details zu den besagten Projekten preisgeben, da es sich um laufende Verfahren handelt und ich der Schweigepflicht unterstellt bin. Ansonsten möchte ich meine letzte Zeit als Gemeindeammann von Killwangen mit grossem Engagement ausführen und beenden. Ein respektvollerer und sachlicherer Umgang meiner Widersacher wäre wünschenswert, aber wahrscheinlich leider nicht zu erwarten.