«das letzte wort»

Wie wertvoll unser Schweizer Bildungssystem ist, wurde mir wieder einmal so richtig bewusst, als ich vor einem Jahr von einem Einsatz in Uganda heimflog. Ich hatte Freiwillige aus der Schweiz begleitet, die in Afrika ein Patenschaftsprogramm leiten und so Kindern den Schulbesuch ermöglichen. Auf der Reise lernte ich Justine kennen. Wie so viele ihrer Altersgenossen hat die Jugendliche die Schule abgebrochen, um sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Den Traum einer Ausbildung ist wiederaufgeflackert, als sie mich zu meinem Job ausfragte.

Szenenwechsel Schweiz: Am HGV-Talk widmete sich der Wettinger Handels- und Gewerbeverein letzte Woche dem Mangel an Lernenden (Artikel S. 4/5). Mit dabei die Stiftung Swiss-Skills, die sich für das Image der Berufslehre und die Förderung junger Talente einsetzt. Mit Erfolg, wie der anwesende Berufsweltmeister bewies. Der Mangel an Lernenden darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schweiz mit ihrem dualen Berufssystem äusserst erfolgreich ist. Es kombiniert Praxis und Theorie und bietet Raum für Weiterbildungsmöglichkeiten.

Szenenwechsel Demokratische Republik Kongo: Von der Schweizer Berufslehre war auch Jean-Gilbert Kabangu Mayamba überzeugt und brachte sie in den Kongo. Weil dort Fachleute fehlten, baute er vor 35 Jahren eine Berufsschule für Baufacharbeiter auf (Artikel S. 6/7). Das System funktioniert noch heute. Zurzeit werden 330 junge Menschen zu gefragten Handwerkern ausgebildet.

Ich denke wieder an Justine, die mittlerweile ins Patenschaftsprogramm aufgenommen wurde und Journalismus studiert. Hoffentlich findet sie nach dem Studium auch einen Job. Um mir den Wert des dualen Bildungssystems der Schweiz vor Augen zu führen, muss ich nämlich nicht nach Uganda fliegen. Das wurde mir im Gespräch mit dem HGV-Co-Präsdenten bewusst. Feedback an:

melanie.baer@chmedia.ch

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