«Das Letzte Wort»
«Damit die Weihnachtszeit nicht einfach an euch vorbeigeht», schrieb eine Freundin auf die Karte mit dem Türchen-Adventskalender im Miniformat. Tatsächlich ist es das erste Mal, dass ich Weihnachten nicht daheim verbringe. Ein paar heimische Traditionen habe ich vorgeholt und schon Anfang Dezember Mailänderli und Spitzbuben gebacken und vorgefeiert. Weihnachtsguetzli habe ich hier in Südafrika zwar noch keine gefunden, der Gastvater versichert mir aber, dass man sie in ausgesuchten Bäckereien kaufen kann. Darauf verzichte ich aber bewusst, schliesslich will ich meinen Horizont erweitern. «Es hat lange gedauert, bis die reifen Melonen für uns zum Zeichen wurden, dass jetzt die Weihnachtszeit beginnt», hat mir eine Schweizerin geschrieben, die vor 18 Jahren mit ihrer Familie aus dem Aargau in eine Weinbauregion in Südafrika ausgewandert ist. Sie nutzt den Weihnachtstag, um Kirschen zu pflücken, die dann ebenfalls reif sind. Wir werden sie begleiten und bringen ihnen Schweizer Käse und Schokolade mit – auf alles muss man ja schliesslich nicht verzichten. Ansonsten lass ich das Gewohnte jetzt einfach mal los und bin gespannt, wie es ist, an Weihnachten zu schwitzen und auf lieb gewordene Traditionen zu verzichten.
Manche müssen unfreiwillig auf Gewohntes verzichten. Ihnen wünsche ich, dass sie auch im Fremden etwas Vertrautes, einen Hauch von Weihnachten entdecken. Und allen anderen: Mögen Sie Weihnachten mit den Augen und der Neugier von Kindern erleben, die zum ersten Mal vor dem leuchtenden Weihnachtsbaum stehen und noch nicht verlernt haben, im Moment zu leben. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten – wo und wie auch immer Sie die «Festtage» verbringen werden!
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