«das letzte Wort»
Redaktionskollegin Sibylle Egloff schrieb vergangene Woche an dieser Stelle vom Besuch der Verwandten ihres Mannes aus Westafrika, die in der Schweiz Kälte und Schnee suchten. Mein Mann und ich machten es umgekehrt, wir fuhren an Weihnachten nach Afrika. Die Wärme war aber nicht der Hauptgrund unserer Reise. Mit Unterstützung aus der Schweiz – auch von Menschen aus dem Limmattal – wollten wir dazu beitragen, dass Kinder im Armenviertel an Heiligabend ein warmes Essen bekamen.
Das Abenteuer begann beim Einkaufen mit Fola, einem Sozialarbeiter in Worcester. Wie so oft in Afrika war zuerst Warten angesagt. Eine halbe Stunde später als vereinbart traf Fola bei der Hühnerfabrik ein und ging kurzerhand zu den Angestellten am Fliessband. Dort stimmte er ein Lied an; singend und tanzend arbeitet es sich schliesslich besser, das weiss man in Afrika! Weiter gings in mehrere Einkaufsläden, um nicht in einem Laden das ganze Brot leerzukaufen «und damit es auch für andere noch Brot hat», begründete Fola.
Das Essen brachten wir dann abends in einen Raum ins Armenviertel. Die Wände bestanden aus zusammengenageltem Abfallholz. Stühle oder Tische hatte es darin keine, die Kinder sassen auf dem Dreckboden. Noch nie habe ich mich an Heiligabend so nah am Ursprung des christlichen Festes, dem Kind in der Krippe im Stall, gefühlt. Und noch nie habe ich so viel Freude über ein warmes Essen gesehen. Es wurde getanzt, gesungen und gelacht. Ist das nicht kontrovers? Dort, wo die äusseren Umstände genügend Gründe gäben, unglücklich zu sein, dort, wo ein warmes Essen ein besonderes Weihnachtsgeschenk ist, dort, am Rande der Gesellschaft, spürte ich eine riesige Lebensfreude und Dankbarkeit. Diese Art von Wärme ging mitten ins Herz und strahlt auch jetzt, zurück in der kalten Schweiz, noch aus.
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