«Das Letzte Wort»

Melanie Bär, Redaktionsleiterin

«Wow, 22 Jahre verheiratet – ich habe 2 Jahre :-), was ist das Eherezept?», fragte mich Aline Henkes, die in Spreitenbach ein Secondhand-Brautmodegeschäft eröffnet hat und die Leserschaft darüber informieren will (S. 11). Eine ähnliche Wellenlänge haben, finde ich.

«Das hast du ihr nicht geantwortet», entgegnete meine Freundin entsetzt, als ich ihr davon erzählte. Meine Antwort sei zu abgedroschen – sie ist übrigens auch verheiratet. «Den anderen so akzeptieren, wie er ist, ihn nicht verändern wollen» lautet ihr Ehegeheimnis. Mit dieser Antwort kann ich mich hingegen nicht anfreunden. Seien wir ehrlich: Die Andersartigkeit, die am Anfang so spannend und anziehend ist, nervt irgendwann. Die Kollegin, die akzeptiert hat, dass ihr Mann introvertiert ist und lieber am Computer gamt, als mit ihr etwas zu unternehmen, ging irgendwann alleine. Mittlerweile ist sie geschieden. Auch der Tipp der 92-jährigen seit 69 Jahren verheirateten Frau, die nicht schlafen geht, bevor sie die Unstimmigkeit ausdiskutiert hat, passt für mich nicht ganz. Zu emotional geführte Diskussionen können verletzen oder man nickt ab, damit der Partner endlich Ruhe gibt.

Und trotzdem haben wohl alle Ratschläge etwas Wahres: Probleme ansprechen, für die eigenen Bedürfnisse einstehen, dieses Recht auch dem Partner zugestehen und damit akzeptieren, nicht immer auf den gleichen Wellen(längen) zu surfen, ist nicht nur okay, sondern sogar gut. Alles ist eine Frage des Masses. Für mich ist nämlich nicht die Anzahl Ehejahre entscheidend, sondern die Qualität.

Eine Antwort auf Ihre Frage liebe Frau Henkes, will ich Ihnen deshalb nicht geben. Das Eherezept muss jeder selbst finden. Vielleicht hilft Ihnen dabei aber die Frage nach der Qualität: Was ist Ihnen in Ihrer Ehe wichtig?Feedback an:

melanie.baer@chmedia.ch

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