«Das Letzte Wort»
Dezember ist die Zeit der Traditionen. Die einen backen immer am ersten Advent Kekse. Die anderen schmücken ihren Balkon mit Lichterketten, während die Dritten auf den Sonntagsverkauf warten, wie er am 15. Dezember in Spreitenbach oder Baden stattfindet. Mein Mann und ich gehören nicht zu den Shopping-Fans, trotzdem haben genau diese Daten eine besondere Bedeutung für uns: Wir ehren das Glück des gemeinsamen Moments.
Vor Jahren zählten wir beide zum Verkaufspersonal eines Elektronik-Geschäfts. Unsere Aufgabe war es, den Menschen am verkaufsoffenen Sonntag ihre Weihnachtswünsche zu ermöglichen. Eine Herausforderung. Mit knurrenden Mägen versuchte man zwischen zwei Kunden einen Blick auf den Eingang zu erhaschen. Wo blieb der Pizzalieferant? Endlich – unsere Chefin nahm die vier Taschen entgegen und bezahlte. Das war ein Geschenk von Seiten der Firma. Für uns hiess es kein Anstehen am Imbissstand, keine zusätzlichen Vorbereitungen am frühen Morgen, damit man mittags seine Ruhe hatte. Wir konnten uns hinsetzen und geniessen. Die Gespräche bekamen in dieser Gemeinschaft eine unerklärliche Leichtigkeit, einen spürbaren Schimmer.
Das Geschäft gibt es nicht mehr. Aber eine Handvoll Kollegen sind sich erhalten geblieben. Mit ihnen feiern mein Mann und ich den verkaufsoffenen Sonntag in einer Pizzeria. Wir erinnern uns an all die suchenden Gestalten in den Läden und teilen dankbar, was wir heute haben. Mit diesen Erfahrungen im Rucksack wünsche ich den Mitarbeitenden in all den offenen Geschäften viel Geduld und ebenso glückliche Augenblicke mit ihren Kollegen. Frohen dritten Advent!
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