Am runden Tisch der Asylunterkunftvermitteln

Am Tag der offenen Tür konnte man sich ein Bild über die kantonale Asylunterkunft an der Stockstrasse 9 und 11 in Neuenhof machen.

Am Tag der offenen Tür machten sich auch Gemeindepräsidentin Susanne Voser (M.) und Schulleiterin Renate Baschek (2.v.r.) ein Bild über die kantonale Asylunterkunft an der Stockstrasse. Foto: bär Familie Raslan mit drei Generationen. Heinz Suter in seinem Büro an der Stockstrasse 11. Freundinnen: Ymna (l.), Amanda und Sahar (vorne) sind Nachbarinnen und zeigen, wie Integration funktioniert.

Am Tag der offenen Tür machten sich auch Gemeindepräsidentin Susanne Voser (M.) und Schulleiterin Renate Baschek (2.v.r.) ein Bild über die kantonale Asylunterkunft an der Stockstrasse. Foto: bär Familie Raslan mit drei Generationen. Heinz Suter in seinem Büro an der Stockstrasse 11. Freundinnen: Ymna (l.), Amanda und Sahar (vorne) sind Nachbarinnen und zeigen, wie Integration funktioniert.

17 2- bis 3-Zimmer-Wohnungen hat der Kanton an der Stockstrasse 9 und 11 gemietet und rund 70 Asylsuchende aus 11 verschiedenen Nationen darin untergebracht. Es sind ausschliesslich Familien. Bei Familie Raslan lebt mit der 5-köpfigen Familie auch die Grossmutter in der 3-Zimmer-Wohnung. Die Eritreerin Senait hingegen lebt mit ihren drei Kindern alleine.

Die Asylunterkunft in Neuenhof ist ein Erstaufnahmezentrum. Die Menschen bleiben so lange, bis ihr Asylgesuch beantwortet ist. Aufgrund der politischen Situation in ihrem Heimatland werden Flüchtlinge aus Eritrea oder Syrien relativ rasch als Flüchtlinge anerkannt und bekommen im Schnitt nach einem halben bis einem Jahr die Aufenthaltsbewilligung F oder B. Danach sollen sie sich eine Wohnung und Arbeit suchen und das Aufnahmezentrum wieder verlassen. Aufgrund der Statusänderung werden sie danach nicht mehr vom Kanton, sondern bei Bedarf vom Sozialhilfedienst der jeweiligen Wohngemeinde unterstützt und betreut. Bei anderen Nationen sind die Abklärungen, ob sie berechtigt in der Schweiz sind und bleiben dürfen, aufwendiger. Sie bleiben im Schnitt drei bis fünf Jahre an der Stockstrasse in Neuenhof.

 

Betreut wird diese kantonale Asylunterkunft seit rund vier Jahren durch Heinz Suter. Vorher war er in einer Männerunterkunft in Birr tätig. «Dort ist der Kulturkonflikt stärker spürbar und es gibt Hackordnungen, während hier jede Familie ihre eigene Identität hat.»

Doch auch in Neuenhof kommt es zu Konflikten, meistens wegen Missverständnissen aufgrund von Sprachproblemen. Suters Aufgabe ist es, die Konflikte mit den Beteiligten zu lösen. Am runden Tisch in seinem Büro nimmt er die Parteien zusammen und vermittelt. Er ist auch Ansprechperson, wenn es darum geht, für die aufgenommenen Flüchtlingen eine Wohnung zu suchen, zahlt das wöchentliche Essensgeld von 70 Franken pro Person aus oder sucht ein Beschäftigungsprogramm für sie. «Das grösste Problem ist die Sprachbarriere. Es ist deshalb wichtig, dass die Asylanten schnell Deutsch lernen.»

Am einfachsten stellen sich diesbezüglich die Kinder an. Sie besuchen zuerst einen Migrationskurs und werden dann in die Regelklassen in Neuenhof untergebracht. Die Schule Neuenhof ist es gewohnt, mit Ausländern umzugehen. «Das ist auch der Grund, weshalb sich der Kanton entschieden hat, in Neuenhof Wohnungen für Familien anzubieten», sagt Suter.

Selber hat er früher in der Entwicklungshilfe im Ausland gearbeitet und einen guten Draht zu den Flüchtlingen. Ihm gefalle die abwechslungsreiche Arbeit, dennoch komme er manchmal auch an seine persönlichen Grenzen. «Es gibt Schlawiner unter ihnen, die das Gefühl haben, es sei alles selbstverständlich, es drehe sich alles um sie, und die nur fordern», so Suter. Seine Menschenkenntnisse helfen ihm auch dabei, diejenigen Asylsuchenden zu erkennen, die Unrechtes tun. Es komme ab und zu vor, dass er das Migrationsamt oder die Kantonspolizei einschalten müsse, weil ein Asylsuchender beispielsweise illegal arbeite.

Doch auch das Leid der Asylsuchenden bekommt er mit. Etwa, wenn sie ihm die Narben von Folterspuren zeigen oder ihr Trauma von ihrem Erlebten und ihrer Reise ans Licht kommt. Zu denken geben dem Betreuer auch die steigenden Zahlen von Asylsuchenden. «Es ist normal, dass im Sommer die Zahl ansteigt, aber dieses Jahr ist es noch viel extremer als je zuvor», sagt er und zeigt auf die Liste des Kantons, auf dem die Zahl der Einreisenden vermerkt ist, und die im Moment besonders lang ist.

 

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