Zwei wollen in den Gemeinderat
Ein Alteingesessener und ein Neuzuzüger wollen die Nachfolge vom zurückgetretenen Gemeinderat Felix Mehmann antreten. Am 9. Februar wird abgestimmt.
Bis zum 27. Dezember hätte man sich anmelden müssen, um im Abstimmungsbüchlein als offizieller Kandidat für die Gemeinderatsersatzwahlen aufgeführt zu werden. Bis zu diesem Zeitpunkt gingen keine Anmeldungen ein (die Limmatwelle berichtete). Nun haben dennoch zwei Personen ihr Interesse am Gemeinderatsamt publik gemacht: Markus Hächler und Manuel Wipf.
Hächler amtete bereits im Jahr 2013 und 2014 als Gemeinderat, damals in der CVP. Aus gesundheitlichen Gründen trat er zurück. «Ich hatte ein Burnout», sagt er. Als Vater von damals zwei Kleinkindern, mit einem 100-Prozent-Job, dem Aufbau der Selbstständigkeit, der Pflege von Haus und Garten wurde die Arbeitsbelastung zu gross und er trat als Gemeinderat zurück. Mittlerweile ist es ruhiger geworden. Seit acht Jahren betreibt er in Wettingen ein Verkaufsgeschäft mit Spiel- und Outdoorgeräten, die Kinder sind erwachsen. «Als Einmannbetrieb kann ich meine Zeit selber einteilen und könnte mir Zeit fürs Gemeinderatsamt nehmen.»
Der 53-Jährige kandiert als Parteiloser, vor vier Jahren gab er den Austritt aus der heutigen Mitte-Partei. Das sei ein Vorteil: «Ich habe erlebt, dass man nicht als Mensch, sondern als Parteimitglied bewertet und beurteilt wird.» Als Parteiloser sei es einfacher, ein neutrales Gespräch zu führen. Dabei helfe ihm seine Offenheit, die er als Stärke bezeichnet. Unterstützung erhält er von seiner Frau und den Kindern und vom ehemaligen Gemeinderat Andreas Muff, ebenfalls parteilos.
Von Abu Dhabi nach Neuenhof
Auch Manuel Wipf will in den Gemeinderat. Er ist vor anderthalb Jahren mit seiner Partnerin nach Neuenhof gezogen. Zuvor lebte er 15 Jahre in Abu Dhabi, wo er in verschiedenen Funktionen für die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) tätig war.
«Dabei ist die Politik zu meinem täglichen Begleiter geworden», so der 61-Jährige, der heute als selbstständiger Berater für Schweizer Firmen tätig ist. Auch er gehört keiner Partei an, erhalte aber Unterstützung von Nachbarn und Bekannten. Zuhören, analysieren und objektive Entscheidungen treffen nennt er seine Stärken.
Bezug zum Ressort Schule
Der aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretene Felix Mehmann (parteilos) war von 2021 bis 2024 im Gemeinderat und hatte das Ressort Schule unter sich. Markus Hächler käme die Übernahme dieses Ressorts entgegen, und dies war mit ein Grund, dass er kandidieren will. Er hatte schon vor zehn Jahren dieses Ressort inne. «Die Schule hat gegen aussen nicht den Ruf, den sie verdient hat», erklärt er. Mit gezielter Kommunikation wolle er dazu beitragen, dies zu ändern.
Berufliche Erfahrung im Bereich Bildung habe er keine, so Manuel Wipf. Er sei aber überzeugt, dank seiner langjährigen Erfahrung in multikulturellen Gesellschaften und seinen persönlichen Werten unterstützen zu können: «Durch Förderung der Toleranz, Verbindlichkeit und gute Angebote.»
Spannungen im Gemeinderat
Aus beruflichen Gründen habe er nicht an der letzten Gemeindeversammlung teilgenommen, habe aber dennoch die «massive» Kritik am Gemeinderat durch die Bevölkerung mitbekommen. «Meine Entscheidung, mich zur Wahl zu stellen, wurde auch davon motiviert, das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen», fügt Manuel Wipf an. Ihm sei bewusst, dass dies nur in gemeinsamer Anstrengung möglich ist und nicht allein erreicht werden könne.
Hächler war seit seinem Rücktritt an keiner Gemeindeversammlung mehr anwesend. Trotzdem habe er «das geäusserte Misstrauen dem Gemeinderat gegenüber und die Spannungen innerhalb des Gremiums» mitbekommen. «Diese Herausforderung reizt mich und ich würde gerne dazu beitragen, Ruhe reinzubringen», sagt er. Mit Gesprächsbereitschaft wolle er diesen Konflikt, wie er es bezeichnet, angehen.
Anmeldefrist verpasst
Beide Kandidaten werden nicht in den Wahlunterlagen für die Abstimmung am 9. Februar aufgeführt, weil sie ihre Kandidatur nicht bis zum 27. Dezember auf der Gemeindekanzlei gemeldet haben. «Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, nochmals zu kandidieren, wollte aber zuerst abwarten, ob es offizielle Kandidaten gibt. Als ich dann in der Zeitung las, dass keine Anmeldungen eingegangen sind, habe ich mich entschieden, nochmals anzutreten», sagt Markus Hächler. Wahlwerbung hat er für den ersten Wahlkampf keine vorgesehen und er stellt sich auf einen zweiten Wahlkampf ein. «Vielleicht werde ich dann einen Flyer machen und darin den Hauptbeweggrund meiner Kandidatur aufführen: Dass ich Neuenhof liebe und mich dafür einsetzen will, dass die Gemeinde so liebenswert bleibt und noch lebenswerter wird», sagt er.
«In der Vorweihnachtszeit und während der Festtage war ich durch familiäre Verpflichtungen gebunden und habe die Ausschreibung verpasst», begründet Manuel Wipf, wieso er sich erst nach der offiziellen Frist meldete. Nachdem er die Wahlunterlagen erhalten und festgestellt habe, dass keine Kandidaturen vorliegen, habe er nach «sorgfältiger Überlegung und Abstimmung mit meiner Lebenspartnerin» entschieden, zu kandidieren. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda will er für seine Kandidatur werben: «Ich will mein Wissen und meine Erfahrungen für die Gemeinde und die Bewohner sowie für ein attraktives und wohnliches Neuenhof zur Verfügung stellen.»
So wird gewählt
Am 9. Februar findet der erste Ersatzwahlgang des freien Gemeinderatssitzes statt. Jede oder jeder wahlfähige Stimmberechtigte aus Neuenhof kann gewählt werden. Gewählt ist, wer die Hälfte aller gültig eingegangenen Stimmen plus eine Stimme erhält. Erreicht niemand dieses «absolute Mehr», gibt es am 18. Mai einen zweiten Wahlgang. Wählbar ist dann nur, wer innert 10 Tagen nach dem ersten Wahlgang durch mindestens zehn Stimmberechtigte angemeldet wird. Im zweiten Wahlgang gilt das «relative Mehr», gewählt ist also diejenige Person, die am meisten Stimmen erhält. (bär)