Asylwesen: «Wir können einenTeil der Aufwendungen decken»

Per Januar 2016 wird die Ersatzabgabe für Gemeinden, die keine Asylsuchenden beherbergen, um das 11-fache angehoben. Da in Neuenhof mehr Asylsuchende leben, als vom Kanton vorgeschrieben ist, hat die Gemeinde Vereinbarungen mit Gemeinden getroffen, die zu wenig Personen beherbergen. Im Interview verrätGemeindepräsidentin Susanne Voser wieso.

Susanne Voser hat Vereinbarungen mit anderen Gemeinden getroffen, um einen Teil der Aufwendungen im Asylbereich zu decken.Foto: LiWe/Archiv

Susanne Voser hat Vereinbarungen mit anderen Gemeinden getroffen, um einen Teil der Aufwendungen im Asylbereich zu decken.Foto: LiWe/Archiv

Sie haben moniert, dass in Neuenhof wegen der kantonalen Unterkunft mehr als fünfmal so viele Asylsuchende in der Gemeinde wohnen, als gemäss Auflagen des Kantons von der Gemeinde aufgenommen werden müssten. Stören die Asylsuchenden im Dorf? Susanne Voser, Gemeindepräsidentin Neuenhof: Nein, nein. Mich stört lediglich die Verteilung und dass die Standortgemeinde für die entstehenden Kosten vom Kanton nicht entschädigt wird.

Haben Sie deshalb mit Gemeinden, die zu wenig Asylsuchende beherbergen, eine Vereinbarung getroffen? Um einen Teil unserer Aufwendungen zu decken, haben wir mit jenen Gemeinden Vereinbarungen getroffen, die zu wenig Asylsuchende aufnehmen können. Diese Gemeinden bezahlen uns nun gesamthaft 130 000 Franken an unsere Aufwendungen.

Um welche Gemeinden handelt es sich? Es sind die Gemeinden Oberrohrdorf, Niederrohrdorf, Würenlos, Stetten und Ehrendingen.

Erachten Sie solche Vereinbarungen als gute Lösung? Es ist eine solidarische Lösung, die regionale Gemeinden miteinander machen. Und wir können so einen Teil unserer Aufwendungen decken.

Wäre es Ihnen grundsätzlich lieber, wenn jede Gemeinde die gemäss Verteilschlüssel festgelegte Anzahl Asylsuchender selber aufnehmen würde? Grundsätzlich wäre mir das lieber. Doch wenn die prognostizierte Welle von Flüchtlingen in die Schweiz kommt, wird sich das Thema sowieso ändern.

Inwiefern? Jetzt geht noch alles geordnet zu und her. Wenn das eintritt, was vorausgesagt wird, und sehr viele mehr kommen, dann wird man sie nicht mehr in Wohnungen unterbringen können. Dann wird es neue Lösungen, wie beispielsweise Zivilschutzanlagen, Zelte usw. brauchen.

Was würde das für Neuenhof bedeuten? Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Da in Neuenhof seit Jahren mehr als 100 Asylsuchende leben, sind wir gewohnt, damit umzugehen, und haben die Herausforderungen in diesem Bereich schon lange gemeistert. Ich gehe davon aus, dass die Neuenhofer Modelle künftig auch von anderen übernommen werden.

Welche Modelle sprechen Sie an? In der Schule haben wir beispielsweise kommunale Integrationskurse (KIK). Der Umgang mit Vielfalt ist zu unserer Stärke geworden. Wir betrachten die damit verbundenen pädagogischen Herausforderungen als Chance und haben gelernt, mit der sozialen, kulturellen und ethnischen Vielfalt gut umzugehen.

Die Neuenhofer haben sich an die vielen Asylsuchenden gewöhnt und stören sich nicht oder nicht mehr an den Kulturen. Anders ist die Situation in ländlichen Gegenden. Ich sehe das im Toggenburg. Die Leute fühlen sich überfordert, wenn plötzlich hunderte andersfarbige Menschen herumlaufen. Bei uns lebt Integration bereits. Neuenhof wird es nicht mehr so stark treffen.

Was erwarten Sie? Es wird wohl ein so starker Druck entstehen, dass viele Gemeinden strudeln werden. Integration braucht es nicht nur bei der Ankunft der Menschen. Es ist ein langwieriger Prozess. Das sieht man am Beispiel des Jugoslawienkrieges.

Wenn so viele Personen kommen, wie prognostiziert wird, dann werden die Vereinbarungen möglicherweise überflüssig, weil alle Gemeinden Flüchtlinge aufnehmen... Es ist gut möglich, dass die Vereinbarungen nur ein, zwei Jahre halten. Das wäre in Ordnung. Viel wichtiger ist für Neuenhof, dass die Sparmassnahmen im Bildungsbereich gestoppt werden. Gerade in der Schule sollte man die Integration leben. Dafür braucht es aber Ressourcen, beispielsweise den Deutschunterricht für Fremdsprachige (DAZ). Es ist wichtig, Kindern Sprache, Kultur und Wertvorstellung beizubringen. Das ist über Frontalunterricht nicht möglich, deshalb braucht es diese Spezialformen. Es ist verheerend, in der jetzigen Situation in der Bildung zu sparen.

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