Aufregung rund ums «Härdli»

In Neuenhof informierte der Gemeinderat über den Masterplan im Gebiet «Härdli». Zum geplanten Workshop, den die Anwesenden mitgestalten sollten, kam es allerdings nicht.

Siegerprojekt für die Überbauung im «Härdli» des Teams Salewski Nater Kretz. zVg

Mittwochabend, 22. Mai, in der Aula in Neuenhof: Gemeindeammann Martin Uebelhart (Die Mitte) zeigt die bisherige Geschichte des Gebiets «Härdli» auf, das bis 2035 als neues Arbeits- und Wohnquartier bebaut sein soll. Das Gebiet liegt unterhalb der Bahnlinie an der Limmat. Die Alterssiedlung Sonnmatt, die Familiengärten und der Tennisclub sind dort zu finden. Klar ist auch, wenn das Ziel bis 2035 nicht erreicht ist, muss die Gemeinde jährlich 900000 Franken als Strafe bezahlen, da eine Baupflicht besteht. Dies wurde mit der Revision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) 2018 bestimmt, als das Stimmvolk Ja sagte und damit auch zur Umzonung von der Landwirtschafts- in eine Wohn- und Arbeitszone. Für das Gebiet, das durch den Kanton als Entwicklungsschwerpunkt festgelegt wurde, besteht eine Masterplanpflicht. Das heisst, bevor der Gestaltungsplan und deren Planungsvereinbarungen entwickelt werden können, muss die Stimmbevölkerung dem Masterplan zustimmen. Der Kredit von 550000 Franken wird der Einwohnergemeindeversammlung am 17. Juni vorgelegt.

«Das Ganze ist eine Alibiübung»

Einen Vorgeschmack auf die negativen Meinungen erhielt Gemeindeammann Martin Uebelhart, ausser ihm war noch Gemeinderat Fred Hofer (FDP) anwesend. Mittels Workshop wollte man die Meinungen der Gäste zum Freiraumkonzept im «Härdli» erfahren. Wenn man dies vorher gewusst hätte, hätte man sich Gedanken machen können. Doch so gehe das nicht, enervierte sich ein Teilnehmer. «Das Ganze ist eine Alibiübung und keine seriöse Veranstaltung. Es wurde nicht darauf hingewiesen, dass man heute Arbeitsgruppen macht», sagte ein anderer Teilnehmer. Tatsächlich stand in der Einladung, dass die Gelegenheit bestünde, eigene Ideen für die Bespielung des öffentlichen Raums in die Erarbeitung des Masterplans einzubringen. Gemeindeammann Martin Uebelhart blieb nichts anderes übrig, als die Veranstaltung nach den Präsentationen abzubrechen. Stattdessen konnten sich Interessierte für einen Workshop auf einer Liste eintragen. «Wir werden noch kommunizieren, wann der Workshop stattfindet.» Der Gemeindeammann befand die Stimmung in der Aula nicht als negativ. «Das Ganze hat sich hochgeschaukelt, wenn der Wunsch nach einer vorbereiteten Veranstaltung da ist, dann machen wir das. Wir müssen nur noch überlegen, wie», sagte er. Aus dem Publikum kam die Forderung auf, die BNO nach fünf Jahren zu ändern. «Das wäre möglich, aber dazu würde der Kanton kaum Hand bieten», meinte er.

«Eine andere Stimmung»

Tags darauf waren die Ortsbürgerinnen und Ortsbürger zur Information eingeladen. «Es wurde zivilisiert diskutiert, es war eine andere Stimmung», sagte Martin Uebelhart auf Nachfrage. Am Modell in der Grösse 1:500 wurde aufgezeigt, was die Spezialitäten der neuen Überbauung sind. «Wir machten eine offene Diskussionsrunde, das, was wir am Mittwoch mit Arbeitsgruppen machen wollten.» Fragen und Anregungen gab es aus dem Publikum. «Wir nehmen dies auch auf, das eine oder andere, was relevant ist, werden wir an der Gemeindeversammlung entsprechend erweitern», so der Gemeindeammann.

Da immer wieder die Frage nach der Baupflicht, die bei Nichteinhalten eine Strafzahlung zur Folge hätte, aufkommt, handelt der Gemeinderat. «Wir haben eine nochmalige Abklärung in Auftrag gegeben, was die Zonierung betrifft. Die Frage lautet: ‹Warum kann man nicht rück- oder abzonen?› Das klären wir nochmals ab.» Ob die Zeit bis zur Gemeindeversammlung reiche, wisse er nicht.

Projekt «Neue Höfe Härdli»

Wie das «Härdli» einst aussehen soll, dafür gab der Gemeinderat einen Studienwettbewerb in Auftrag. Aus diesem ging das Büro Salewski Nater Kretz AG, Architektur und Städtebau als Sieger hervor. Architektin Stefania Koller zeigte in ihrer Präsentation unter anderem die Aufgabenstellung des Masterplans und den Projektstand auf. Aus der Aufgabenstellung geht hervor, dass die Planung in verschiedene Teilgebiete unterteilt wurde. So sind es die Wohnhöfe und das Gewerbe in einem Teil A, das Bahnquartier mit einer möglichen Stadtterrasse gehört zum Teilgebiet B. Die Gebiete, wo sich heute der Tennisplatz, die Sonnmatt und die Familiengärten befinden, sind zusammengenommen.

Der Gemeinderat hat aufgrund dieser Erkenntnisse entschieden, dass die Familiengärten an einen anderen Standort verlegt werden. Dies, weil die parzellierten Gärten dem Prinzip der öffentlichen Zugänglichkeit im «Härdli» widersprechen. Möglich seien allerdings Gemeinschaftsgärten mit öffentlichem Charakter. Auch nicht öffentlich zugänglich seien die Tennisplätze, ausser man ist Mitglied im Verein. Auch die Tennisplätze werden verlegt. Schliesslich ist da die Alterssiedlung Sonnmatt, welche in der heutigen Form und Grösse nach wie vor Platz finden würde im «Härdli». Erweiterungen seinen nur in den Bereichen «A» und «B» möglich, nicht aber in den Teilgebieten direkt an der Limmat – dort, wo die Alterssiedlung Sonnmatt heute steht. Geschäftsführer Thomas Zeller, der ebenfalls an der Infoveranstaltung anwesend war, bestreitet dies: «Wir haben das abklären lassen, es wäre möglich, zu erweitern.» Weil die Fronten verhärtet sind, hat sich die Stiftung Sonnmatt entschlossen, aus der Planungsvereinbarung auszusteigen und weiter die eigenen Interessen zu verfolgen. Auf der Website der Stiftung ist ein Video aufgeschaltet, wie der Annexbau dereinst aussehen soll.

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