Die Handdruckspritze als Zeitzeuge
Die Feuerwehr Neuenhof feiert ihr 200-jähriges Bestehen. Die Handdruckspritze von 1816 ist ein wichtiger historischer Zeuge.
Das Protokollbuch der Feuerwehr reicht bis ins Jahr 1934 zurück. Was vorher geschah, ist nur lückenhaft dokumentiert. Eines ist aber klar: In einem Protokoll aus dem Wintermonat 1816 ist die Rede von der Anschaffung einer Feuerspritze. Das war vor 200 Jahren und für Felix Weber Anlass genug, Neuenhofs Feuerwehrgeschichte aufzuarbeiten: «Wenn nicht jetzt, dann nie», befürchtete er – und packte das Vorhaben an, wobei er zum Teil auf Hanspeter Elsässers Recherchen im Rahmen der Ortsgeschichte zurückgreifen konnte.
Weber ist mit Leib und Seele Feuerwehrmann, war 44 Jahre aktiv dabei (als Oberleutnant Vizekommandant) und die letzten 20 Jahre bis zu seiner Pensionierung (2006) vollamtlicher Materialwart für Feuerwehr und Zivilschutz. In dieser Funktion hat er manches ausrangierte Stück aufgehoben und es jetzt im neu eingerichteten Museumraum im Feuerwehrmagazin ausgestellt.
Schon vor 1816 musste in Neuenhof die Feuerbekämpfung organisiert gewesen sein. Das lassen jedenfalls Protokollpassagen vermuten. Vermutlich mit dem Kauf der Handdruckspritze (Erbauer war Drexler und Giesser Hans Ulrich Seeberger, Lupfig) wurde der Feuerweiher in der Dorfmitte gebaut. «Im Brandfall rückte jeder Feuerwehrmann mit einem Kessel aus», erklärt Weber, «sie bildeten eine Schlange und reichten sich die gefüllten Eimer vom Wasser bis zur Spritze weiter.»
Wo die Feuerwehrgeräte vor dem Bezug des ersten Schul- und Gemeindehauses mit eingebautem Spritzenhäuschen an der Dorfstrasse (1834) gelagert wurden, ist nicht bekannt. Ihren vermutlich letzten Einsatz hatte die Handdruckspritze 1935, als am2. August auf dem Rüsler die Gaststätte mit Wohnhaus und Scheune bis auf die Grundmauern niederbrannte. Mit vier Pferden wurde die 750 Kilogramm schwere Spritze mühsam auf den Berg gezogen. Vergebens! Der Löschweiher lag hinter dem Weiler, auf der anderen Seite des Brandes, wohin es kein Durchkommen mehr gab. 1945 schrieb der Feuerwehrkommandant an den Gemeinderat: «Dieses alte Möbel wirkt bei Übungen jeweils wie ein guter Witz.» Und der Gemeinderat 1948 ans Versicherungsamt: «...vollständig unbrauchbar...Mit Recht wurde vonseiten der Steuerzahler auf den Unfug hingewiesen, dass dieses Monstrum unterhalten werden muss.» 1948, nach 132 Jahren, darf die Spritze den Dienst quittieren: Das Versicherungsamt dispensiert «die Gemeinde Neuenhof ausnahmsweise von der Haltung einer Feuerspritze». In Baden stand zu diesem Zeitpunkt bereits ein modernes Löschfahrzeug.
Statt die Handdruckspritze zu verschrotten, wurde sie 1949 an die Feuerwehr Bellikon verschenkt. Sukzessiv wurde seit den 50er-Jahren die Neuenhofer Feuerwehr motorisiert. Das erste Feuerwehrauto war ein VW-Kastenwagen (1957, 22000 Franken). 1960 wurden eine Motorspritze und ein Jeep-Willys als Zugfahrzeug angeschafft. Beide Fahrzeuge stehen noch tipptopp unterhalten im Magazin. 1968 kam das erste Tanklöschfahrzeug hinzu.
In den 80er-Jahren wurde die Feuerwehr von der Geschichte eingeholt. Mit dem Ausbau der Dorfstrasse (1984) wurde auch der (vermutlich bei der Ausserbetriebnahme der Handdruckspritze zugedeckte) Feuerweiher wiederhergestellt. 1986 konnte die Handdruckspritze selbst vom Schlossbesitzer in Bellikon zurückgekauft werden – für 10000 Franken! Sie wurde von Anton Boutellier restauriert und 1987 mit dem Dorf- und Füürwehrfäscht im alten Dorfteil beim Feuerweiher von den Neuenhofer Feuerwehrleuten für Repräsentationszwecke gebührend wieder in Dienst genommen.
Open House mit Einsatzdemonstrationen, Festwirtschaft und vielen Aktivitäten, Feuerwehrmagazin, Limmatstrasse 21, Samstag, 17. September, 11–16 Uhr.