Industriequartier wird zur Baustelle
Für über ein Jahr wird das Neuenhofer Industriequartier zur Baustelle. Anstösser Markus Binder will mehr als nur neue Strasse.
In Neuenhof müssen die Industriestrasse und die Seestrasse inklusive der Werkleitungen saniert werden, das steht für Markus Binder, Geschäftsleiter und Mitinhaber der Eugen Voser Transport AG Voser, ausser Frage. Deshalb begrüsst er grundsätzlich das Projekt der Gemeinde. Dazu hatte die Gemeindeversammlung am 20. Juni 4,08 Millionen Franken bewilligt. Mit dem Geld werden Werkleitungen sowie die Strasse und die Trottoirs erneuert. Die Bauarbeiten beginnen am 8. August, wie die Gemeinde mitteilt. Binder erwartet von der Gemeinde jedoch mehr: Er will eine klare Verkehrs- und Parkierordnung für das Industriegebiet.
Dass die Strassensanierung keine einfache Sache wird, ist sich die Gemeinde bewusst. Nicht zuletzt deshalb hatte sie zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Unverständlich ist für Binder das Desinteresse der Anstösser: «Nur einige wenige, Ursula Voser und ich folgten der Einladung, ein Betrieb liess sich entschuldigen, die anderen scheint nicht zu interessieren, was auf sie zukommt.» Dabei sieht er jetzt schon grosses Konfliktpotenzial: «Die Anlieferung mit grossen Lastwagen wird fast nicht mehr möglich sein.» Während der Bauzeit wird der Verkehr mit Lichtsignalanlagen geregelt. Auch ein richtiger Wendeplatz sei nicht vorhanden. Für Lastwagen ist die Industrie- und Seestrasse eine Sackgasse. Die einzige für sie passierbare Zufahrt führt über die Limmatstrasse unter der Autobahn hindurch ins Industriequartier. Dagegen ist die SBB-Unterführung zum Hofmattenquartier zu niedrig, lediglich Personenwagen oder kleinere Fahrzeuge können sie passieren.
Binder nimmt an, dass besonders Betriebe unter den bevorstehenden Bauarbeiten leiden werden, die auf einen pünktlichen Lieferservice angewiesen sind. Ebenso dürften viele Leute die Einschränkungen während der Bauzeit erst spüren, wenn beispielsweise die Zufahrten zu ihren Tiefgaragen beeinträchtigt sind: «Viele der Betroffenen sind sich anscheinend der Konsequenzen nicht bewusst.»
Bauverwalter Peter Richiger gibt zu bedenken, dass es bei solchen Baustellen immer wieder zu unvorhergesehenen Vorfällen kommen kann: «Sollte es zu Engpässen kommen, werden wir sofort reagieren.» Die Bauleitung werde die Anstösser laufend über die Abläufe informieren. Die Anliegen können zusätzlich direkt bei der Bauleitung und Bauunternehmung oder bei der Abteilung Bau vorgebracht werden, führt Richiger aus: «Im Rahmen der Arbeiten werden wir soweit möglich, darauf Rücksicht nehmen.»
Für Binder endet das Projekt nicht mit dem Abzug des letzten Arbeiters in rund 14 Monaten. Er will, dass der Gemeinderat klare Verkehrsvorgaben für das Gebiet erlässt. «Es kann nicht sein», so Binder: «Dass an Wochenenden das ganze Quartier vollparkiert wird.» Dabei möchte er unter anderem den FC Neuenhof in Pflicht nehmen. Viele der Junioren würden von den Eltern mit dem Auto zum Training gebracht. Für diese reiche der kleine Parkplatz hinter dem Garderobengebäude des FC und der Parkplatz bei einem der Industriebauten nicht.
Am Ende der Industriestrasse, wo sie in die Seestrasse einmündet, möchte Binder einen Wendeplatz anlegen. Die Gemeinde sollte dazu den Parkplatz des FC und den von ihr benützten eingezäunten Werkplatz benützen. «So könnten auch Lastwagen mit Anhänger oder Sattelschlepper wenden, ohne dass grosse Fahrmanöver nötig sind.» Richiger sagt dazu: «Um die Verkehrsabläufe zu optimieren, wird der Werkplatz zur Hälfte zurückgebaut und als Park- und Wendeplatz für die Anstösser des Industriequartiers zur Verfügung gestellt.» Wie der Fussballplatz gehört der Werkplatz dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ), das das Kraftwerk Wettingen betreibt. Das EWZ hat die Areale der Gemeinde Neuenhof im Baurecht überlassen.
Ein weiteres Parkierproblem sind Lastwagen, die am frühen Abend kommen und erst am anderen Tag entladen werden. Die Chauffeure stellten ihre Fahrzeuge irgendwo ab und übernachten in den Kabinen. Diese, für Binder unbefriedigende Situation, will die Gemeinde mit einem Längsparkplatz an der Industriestrasse abhelfen. «Dazu werden wir die Böschung nordwestlich der Autobahn abtragen», sagt Bauverwalter Peter Richiger.
Anfang August wird die Gemeinde an der Industriestrasse mit der Baustelleninstallation beginnen. «Dann werden wir die Anstösser zu einem Baustellenapéro einladen, sie nochmals detailliert über die Bauabläufe und den Terminplan informieren sowie den Startschuss zum Projekt geben», sagt Richiger.