Jetzt werden die Weichen gestellt
Seit sechs Jahren arbeitet Neuenhof an einer neuen Bau- und Nutzungsordnung (BNO). Jetzt fallen die Entscheide für die Zukunft.
Eigentlicher Startschuss für die Revision der BNO war der 13. Juni 2010, als die Badener Bevölkerung eine Fusion mit Neuenhof ablehnte. Im Zusammenhang mit der daraufhin eingeschlagenen Strategie «Vorwärts» wurde schnell klar, dass der Siedlungsraum Defizite aufweise, erklärt Gemeindeammann Susanne Voser. Bereits eine Woche nach dem Fusions-Aus sei an der Gemeindeversammlung protokolliert worden, dass die BNO-Revision sofort in Angriff genommen werden müsse und dabei keine Tabus gelten dürfen: Alle möglichen Verbesserungen, um Investoren das Bauen in Neuenhof leichter zu machen, müssten ergriffen werden.
Mit der gültigen BNO aus dem Jahr 1998 ist die mangelhafte Wohn- und Siedlungsqualität laut Raumplaner Sasa Subak von der Metron Raumentwicklung AG nicht zu beheben: Mit ihren Vorschriften lasse sich nicht einmal der Bestand der teilweise wesentlich älteren Gebäude halten: «Sie ist übernutzt», sagt Subak. Vor dem Hintergrund drohender Einbussen habe kaum noch jemand erneuert.
Das grosse Thema sei die «Umwandlung bestehender Bauten», sagt Subak. Dabei soll Neuenhof die Rolle als Wohnquartier in der Stadtregion Baden zukommen. Das Ziel der Gemeindeentwicklung sind 10000 Einwohner und 2500 Arbeitsplätze. Die neue BNO soll Wachstum ermöglichen und Qualität sicherstellen. Sie sieht eine Vergrösserung des Baugebiets von 131,6 auf 137 Hektaren vor.
Zentrales Anliegen der neuen BNO ist die Verdichtung. Dafür sind auch drei Hochhausstand-orte vorgesehen, vier weniger als in früheren Planungen. Die maximale Höhe soll 45 Meter betragen, zehn Meter weniger als das ak-tuell höchste Haus in der Gemeinde. Das Zentrum soll erneuert und aufgewertet werden. In der «Webermühle» sollen Erneuerung, Erweiterung und Nachverdichtung der bestehenden Grosssiedlung möglich sein. Für das Entwicklungsgebiet «Härdli» an der Limmat ist eine gemischte Wohn-, Arbeits- und Erholungszone vorgesehen. Im «Langacher» soll auf einer Fläche von 3,6 Hektaren eine Siedlungserweiterung Ersatz für die kommunalen Sport- und Erholungsnutzungen im «Härdli» bieten. Die Baumasse sollen vereinfacht werden: Höhen, Geschosszahlen, Abstände und Grünflächenziffern regeln die Zulässigkeit von Neubauten. Die Ausnützungsziffer wird abgeschafft.
Für Gemeindeammann Voser geht es darum, mit der neuen BNO «Möglichkeiten zu schaffen» für eine zukunftsgerichtete Entwicklung. In einem breit abgestützten Mitwirkungsverfahren über die Jahre hinweg sei nicht nur die Bevölkerung miteinbezogen worden, sondern auch die Grundeigentümer, Unternehmer, Investoren; also diejenigen, die etwas machen wollen. Mit der öffentlichen Auflage würden jetzt die Weichen definitiv gestellt. «Wir haben unsere Arbeit zum Besten von Neuenhof gemacht», sagt Voser, «und scheuen die Diskussion nicht.» Eine solche ist in den letzten Wochen zusätzlich durch die IG Wohnliches Neuenhof in Gang gebracht worden. Sie stört sich insbesondere an den Verdichtungsabsichten.
Doch selbst wenn die Stimmbürger an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung im 1. Quartal 2017 der neuen BNO zustimmen sollten, wird sich das Dorfbild nicht von einem Tag auf den anderen verändern: «Es wird 10 bis 20 Jahre dauern, bis man etwas merkt», sagt Voser.
Öffentliche Auflage: Der Bauzonenplan, der Kulturlandplan, die Bau- und Nutzungsordnung BNO und der Waldfeststellungsplan Gebiet «Glärnisch und Härdli» liegen vom 9. September bis 10. Oktober bei der Abteilung Bau im 2. Obergeschoss des Gemeindehauses öffentlich auf.