«Leider konnte die Idee nicht realisiert werden»
Im Interview informiert Gemeindepräsidentin Susanne Voser, welche Betreuungsangebote es nach der Schliessung des Horts in Neuenhof noch gibt. Zudem sagt sie, wo-rum es bei der Abstimmung der Reglemente an der Gemeindeversammlung geht.
Vergangene Woche haben Unbekannte ihrem Unmut Luft gemacht und mit Kreide vor dem Hort auf den Boden geschrieben: «Wir tragen zu Grabe Kinderhort. Grund: Garage Neuenhof.» Können Sie diesen Unmut verstehen? Wir akzeptieren die freie Meinungsbildung.
Die Schliessung hängt unter anderem mit dem gemeinderätlichen Verkauf der Liegenschaft des Hortstandorts zusammen. Bei der Abstimmung über die Parzellenveräusserung haben Sie gesagt, dass sich die Gemeinde bei der Suche nach einem neuen Hortstandort einsetzt und ihr das Kinderbetreuungsangebot am Herzen liegt. Nun schliesst der Hort. Hat sich die Gemeinde genug stark um den Erhalt des Tageshorts bemüht? Der Gemeinderat hat eine Arbeitsgruppe «Kinder und Jugend» ins Leben gerufen, in der Vertreter von allen Angeboten im Betreuungsbereich, unter anderem Mitglieder des Vereins Tageshort, vertreten waren. Ziel der Arbeitsgruppe war, ein Kompetenzzentrum (alles unter einem Dach) zu errichten. Leider konnte diese Idee nicht realisiert werden.
Warum nicht? Weil es oft schwierig ist, verschiedene Ideen und Bedürfnisse unter ein Dach zu bringen. Manchmal bringen erst gesetzliche Grundlagen Schwung in Prozesse.
Mit dem Ja zum Krippengesetz am 5. Juni ist es nun ja zur Gemeindeaufgabe geworden ... Endlich. Die Abstimmung an der Gemeindeversammlung am Montag über die Schaffung eines Fonds und Reglements für Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche sowie das Reglement über die Gemeindebeträge dafür kommen genau richtig.
Trotzdem – der Hort schliesst Ende Schuljahr. Welche Betreuungsangebote gibt es danach in Neuenhof noch?Die Kindertagesstätte Meister Petz, wo vorwiegend Kinder im Vorschulalter betreut werden. Weiter gibt es diverse Tageseltern und werktags während der Schulzeit ein Mittagstischangebot. Weiter ist vergangenen Montag ein Antrag um Erteilung einer Betriebsbewilligung einer Firma eingegangen, welche in mehreren Ortschaften bereits eine Kindertagesstätte führt. Die Firma will im reformierten Kirchgemeindehaus eine Kindertagesstätte für Kinder von 2 Monaten bis 12 Jahren anbieten. Der Gemeinderat prüft jetzt, ob sie die gesetzlichen Grundlagen erfüllt.
Wann kann der Betrieb frühestens aufgenommen werden? Es ist zum heutigen Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen, wie lange dies und ein allfälliger Umbau dauert, da für die Umnutzung ein Baugesuch notwendig ist.
Stehen die Kinder, die bisher im Hort betreut wurden, auf der Strasse, wenn das neue Angebot nach den Sommerferien noch nicht eröffnen kann? Nein. Die Gemeinde hat im Frühjahr sämtliche Eltern, die ihre Kinder im Tageshort betreut haben, angeschrieben und angeboten, in einem Gespräch eine Lösung zu suchen. Sieben Familien haben ein Beratungsgespräch bei den Sozialen Diensten in Anspruch genommen. Für noch nicht abschliessend gelöste Fälle ist der Gemeinderat gewillt, die Härtefallklausel im Reglement anzuwenden. Nach dem Einwohnergemeindeversammlungsentscheid werden alle nochmals mit den notwendigen Gesuchsformularen bedient.
An der Gemeindeversammlung wird über die Schaffung eines Fonds und Reglements für Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche abgestimmt und wie sich die Gemeinde Neuenhof an den Betreuungskosten beteiligt. Worum geht es? Bisher zahlte die Gemeinde über das Budget fix 90000 Franken an den Hortbetrieb. Mit dem Wechsel von der Objekt- zur Subjektfinanzierung wird dieser Betrag für betreute Kind von Neuenhof ausgegeben, und zwar möchten wir die Höhe des Anteils, den die Gemeinde in der Tarifordnung übernimmt, vom Einkommen der Eltern abhängig machen. Dies wird auch in den umliegenden Gemeinden gleich gehandhabt. Zum Fonds, wie von einer Einwohnerin an der Gemeindeversammlung im Jahr 2015 gefordert, soll der Ertrag des Liegenschaftsverkaufs des Hortstandorts für Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche eingesetzt werden. Der Kanton wollte eigentlich, dass dieser Erlös in die Erfolgsrechnung der Gemeinde fliesst. Wir haben uns aber erfolgreich gewehrt und werden nun die gesetzliche Grundlage dazu schaffen, damit das Geld mit der Fondsbildung für Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche eingesetzt werden kann.
Im Moment gibt es ja noch gar kein Betreuungsangebot der Gemeinde, das sie finanzieren könnten ... Die Gemeinde finanziert zurzeit den Tageshort und beteiligt sich am Mittagstisch. Das Thema Blockzeiten, Randstundenbetreuung oder sogar Tagesschule wird in einer weiteren vom Gemeinderat einberufenen Arbeitsgruppe angegangen.
Wäre es nicht passend gewesen, die schulergänzende Betreuung gleich mit dem neuen Schulhaus im 2017 anbieten zu können? Mit dem Umbau ist im Moment schon genug in Bewegung. Während man in anderen Gemeinden während einer solchen Sanierung teure Container aufstellte, wurden die Unterrichtsräume in Neuenhof dicht zusammengedrängt. Schüler und Lehrer tragen im Moment eine unheimliche Last. Den Lehrpersonen und den Schülerinnen und Schülern noch mehr zuzumuten, wäre rücksichtslos. Deshalb schliessen wir jetzt zuerst den Umbau ab und gehen die Suche nach schulergänzenden Betreuungsmöglichkeiten mit Lehr- und Fachpersonen erst danach an.
Begründen Sie damit auch, dass die von einem Einwohner an der letzten Gemeindeversammlung geforderte Umsetzungsstrategie und das Übergangskonzept «familienergänzende Betreuung» nicht wie gefordert an der Sommergmeind vorliegt? Ja. Weitere Gründe sind unter anderem die bevorstehende Änderung des Sparpakets des Kantons im Bildungsbereich und die Abdeckung verschiedenster Bedürfnisse.
